Zitterpartie mit glücklichem Ausgang
Bob Jungels darf trotz positiven PCR-Tests starten, weil er nicht ansteckend ist
Die vergangenen beiden Tage in Dänemark hatte sich Bob Jungels (Ag2r) ganz sicherlich anders vorgestellt – mit etwas weniger Aufregung und Nervenkitzel. Am Mittwoch hatte der 29-Jährige eine Hiobsbotschaft erhalten. Ein am Morgen durchgeführter CoronaTest fiel positiv aus, wies aber nur eine schwache Viruslast auf. Jungels stand schon vor dem Beginn der Frankreich-Rundfahrt vor dem Aus. Auf die gelungene Teampräsentation vor geschätzten 150 000 Zuschauern in Kopenhagen musste er wohl oder übel verzichten. Stattdessen musste er in der dänischen Hauptstadt im Teamhotel ausharren.
Gestern morgen wurde ein zweiter PCR-Test gemacht. Kurz vor Mittag erreichte ihn dann die erlösende Nachricht. Der Test ergab, dass Jungels zwar noch positiv ist, allerdings für andere Personen nicht länger eine Ansteckungsgefahr darstellt. Das medizinische Protokoll erlaubt dem Luxemburger
Zeitfahrmeister demnach heute Nachmittag an den Start zu gehen. Das Verpassen der Tour wäre ganz besonders für ihn ein herber Rückschlag gewesen. Gerade erst hatte sich Jungels bei der Tour de Suisse so stark präsentiert wie schon viele Monate nicht mehr.
„Die Teilnahme an der Tour de France war das große Ziel. Aber vorrangig war, dass ich endlich wieder zu meinem normalen Tritt und meiner normalen Form finden würde. Das ist mir bei der Tour de Suisse gelungen. Mir ist eine riesige Last von den Schultern gefallen. Das hat man sowohl bei mir gemerkt, als auch im ganzen Umfeld. Im Juni 2021 erhielt ich die Diagnose Endofibrose. Im Juni 2022 kann ich endlich wieder an alte Leistungen anknüpfen. Es war eine lange Leidenszeit“, erzählte Jungels vor der Abreise nach Kopenhagen.
Er kann wieder lachen: „Die Rückkehr zu alter Leistungsstärke war nicht zu spät, um es noch zur Tour de France zu schaffen. In meinen Augen war dies das Beste, was passieren konnte. Ich freue mich jetzt einfach und hoffe, dass es aus Sicht des Teams eine schöne Rundfahrt wird. Ich hoffe, dass Ben O'Connor in der Gesamtwertung eine interessante Rolle spielen kann. Ich persönlich würde mich freuen, wenn ich auf einer Etappe die Chance bekomme würde, um mich ganz vorne in Szene zu setzen. Das wäre super.“
Und er erinnert sich an die Tage im Anschluss an die Tour de Suisse: „Ich war mir nicht sicher, es zur Tour de France geschafft zu haben, bis ich Teamchef Vincent Lavenu am Telefon hatte. Das war eine neue Situation. In den vergangenen Jahren war es eher so, dass ich zumindest mitentscheiden konnte, wie das Aufgebot aussehen sollte. Diesmal gehörte ich zu denen, die zittern mussten. Es war aber eine logische Sache, dass es sich auf der Zielgerade ein wenig hinauszögerte. Unter dem Strich bin ich einfach nur glücklich, dabei zu sein. Ich möchte den Verantwortlichen jetzt zeigen, dass sie mit meiner Nominierung die richtige Wahl getroffen haben.“