Nachhaltige Ernährung ist kein Luxus
Warum Lebensmittelsicherheit und Umweltschutz nur zusammen gehen
Die Menschen in Luxemburg legen großen Wert auf regional und nachhaltig produzierte Lebensmittel. Die hiesige Nachfrage nach Bio-Produkten liegt mit zwölf Prozent im EU-Ranking auf Platz drei. Gerade mit Bezug auf die Pandemie, Russlands Angriffskrieg in der Ukraine und die drohende Lebensmittelkrise sollte klar sein, warum solche kurzen, regionalen Lieferketten für Lebensmittel von extremer Bedeutung sind. Und dennoch verfallen erschreckend viele Politiker*innen in alte produktivistische Muster: Unter dem Deckmantel der Lebensmittelkrise wird die Angst geschürt, dass Versorgungsengpässe drohen und so wird das Zurückfahren von Umweltmaßnahmen gerechtfertigt.
Es ist jedoch ein Fehler, den Krieg als Vorwand zu nutzen, um Umweltschutz abzubauen. Aufgrund einer falschen Agrarpolitik sind viele Länder im Nahen Osten und Nordafrika heute derart von den Getreideexporten der Ukraine und Russlands abhängig, dass der Krieg die Gefahr von Hungersnöten in diesen Regionen verstärkt hat. In diesen Regionen ist Weizen seit Jahrhunderten Grundlage für Brot. Der Anbau hält jedoch mit der Bevölkerungsentwicklung und dem schlechten Zustand der Böden oder wegen Konflikten wie in Syrien, Libyen, Jemen oder dem Irak nicht Schritt.
Des Weiteren stellen auch die Klimakrise und das Artensterben eine Gefahr für die Ernährungssicherheit in vielen Regionen der Welt dar – auch in Luxemburg. Eine nachhaltigere und resilientere Agrar- und Ernährungspolitik sind daher kein Luxus, den man sich nur zu Friedenszeiten leisten kann, sondern sind unumgänglich, um die Lebensmittelsicherheit langfristig zu sichern.
Die scheinbaren Lösungen die jetzt in vielen Ländern umgesetzt wurden, wie zum Beispiel die zeitlich begrenzte Möglichkeit, stillgelegte Flächen zu bearbeiten, zielen lediglich darauf ab, die Landwirtschaft mit veralteten Methoden ertragsreicher zu machen. Somit blenden diese die Herausforderungen der Zukunft aus. Obwohl der Landwirtschaftsminister selbst von einem geringen landwirtschaftlichen Ertrag dieser Maßnahme ausgeht opfert er die hiesige Biodiversität weiter im Namen einer vermeintlichen Lebensmittelsicherheit. Vielmehr brauchen wir, wie unzählige Studien belegen, eine Agrarwende und den damit einhergehenden Lebensstilwandel, um sowohl Lebensmittelsicherheit und Qualität für alle, wie auch Klima- und Artenschutz unter einen Hut zu bringen.
Nachhaltige Agrarwende anstatt veralteter Methoden
Mehr als 600 Wissenschaftler*innen forderten in einem offenen Brief dass Entscheider*innen
in der Agrarpolitik nicht von einer nachhaltigeren Landwirtschaft abrücken sollten, nur um die Getreideproduktion zu steigern. Die Unterzeichnenden stellen drei konkrete Lösungsvorschläge dar: die Beschleunigung der Umstellung auf eine gesündere Ernährung mit weniger tierischen Erzeugnissen, die Steigerung der Produktion von Hülsenfrüchten und die weitere Ökologisierung der EUAgrarpolitik, sowie die Verringerung der Lebensmittelverschwendung.
Weltweit wird rund ein Drittel der produzierten Lebensmittel verschwendet – in der EU beläuft sich dies jährlich auf 175 Kilogramm pro Kopf! Allein die Menge an Weizen, die vergeudet wird, entspricht hier etwa der Hälfte des gesamten Weizenexportes der Ukraine. Die Länder, die nun durch den Krieg am Rande einer Hungerkrise stehen, könnten demnach durchaus mit Getreide versorgt werden. Mit einem sorgsameren Umgang mit genießbaren Lebensmitteln, kann auch eine extensive oder sogar ökologische Landwirtschaft alle ernähren.
Zudem muss die Modernisierung unserer Landwirtschaft mit einer Reduzierung der tierischen Produktion, sprich Fleisch und Milchprodukte, einhergehen. Denn über die Hälfte des in Europa angebauten Getreides wird an Tiere verfüttert. Es sind bis zu 15 Kilogramm pflanzliche Nahrungsmittel nötig um ein Kilogramm Fleisch zu produzieren. Wir müssen weg von diesem ineffizienten Einsatz unserer Ressourcen, der Flächenverbrauch muss effizienter gestaltet werden; nur so können wir die wachsende Weltpopulation ernähren.
In der Tierhaltung einer zukunftsfähigen Landwirtschaft werden nur so viele Tiere gehalten, wie Futter auf dem eigenen Betrieb angebaut werden kann, und die Tiere produzieren nur so viel Gülle, wie der Boden verarbeiten kann. Für eine solche Landwirtschaft muss auch weniger Soja und Getreide für Futtermittel importiert werden, und wird somit auch weniger Regenwald abgeholzt. Wir brauchen Betriebe, die qualitativ hochwertige Produkte für den regionalen Markt produzieren, statt eine exportorientierte Produktion, welche die Abhängigkeit der Betriebe verstärkt.
Ökologische Landwirtschaft als Leitfaden
Der Biolandbau ist hier das ideale Vorbild, da er nachhaltiger und eher im Einklang mit der Natur wirtschaftet. Es gibt jedoch viele Elemente, die auch in der konventionellen Landwirtschaft umgesetzt werden können. Idealerweise gäbe es in Zukunft keine Differenzierung mehr zwischen Bio- und konventioneller Landwirtschaft; Landwirtschaft sollte generell innerhalb der ökologischen Grenzen betrieben werden. Da dies jedoch jetzt noch nicht der Fall ist, müssen wir die Biolandwirtschaft als erstrebenswertes Leitbild weiter massiv fördern.
Der vom Landwirtschaftsministerium ausgearbeitete nationale Strategieplan, in dem es um die zukünftige Ausrichtung unserer Landwirtschaft geht, wurde von der EU-Kommission heftig kritisiert; er sei nicht ambitioniert genug um die dringend notwendige Agrarwende einzuleiten. Laut Kommission geht der Plan die großen Herausforderungen der Landwirtschaft nicht genügend an. Es muss mehr für den Erhalt der Biodiversität, für die Reduzierung
der Treibhausgase, saubere Luft und Grundwasser getan werden. Wir brauchen ein ambitioniertes Agrargesetz, welches den Rahmen für eine nachhaltige Landwirtschaft setzt. Es muss sich für Landwirt*innen lohnen, Umweltmaßnahmen umzusetzen. Da ökologische Landwirtschaft das nachhaltigste Modell ist, muss sie am vorteilhaftesten bezuschusst werden. Dies wurde auch so im Koalitionsvertrag 2018-2023 festgehalten.
Der Nationale Aktionsplan zur Förderung der biologischen Landwirtschaft (Pan-Bio 25) steckt zwar hohe Ziele von 20 Prozent Bio bis 2025, wird jedoch nicht adäquat umgesetzt. Aktuell hinken wir dem Ziel des Koalitionsabkommens hinterher und stagnieren weiter bei fünf Prozent. Der Plan muss neu ausgerichtet werden und die personellen und finanziellen Mittel erhöht werden. Um die wichtigen Ziele zu erreichen, kann die BioLandwirtschaft auch innerhalb des Ministeriums keine OneMan-Show sein, sondern alle Akteure müssen geschlossen an einem Strang ziehen: Landwirtschaftsministerium, Verwaltungen, Landwirte, Berater, Handel und Gastronomie. Eine biologische Ernährung muss allerdings ressortübergreifend gefördert werden und sollte dementsprechend auch im kommenden Restopolis-Gesetz
Die Landwirtschaft auf die Zukunft vorbereiten, heißt den Mut zu haben, die Agrarwende konsequent umzusetzen.
Mit der Möglichkeit, stillgelegte Flächen zu bearbeiten, opfert der Landwirtschaftsminister die hiesige Biodiversität.
für die Schulkantinen verankert werden.
Wenn uns die Zukunft unserer Landwirtschaft am Herzen liegt, müssen wir der Realität ins Auge blicken, statt kontinuierlich weiter zu machen wie bisher. Die Landwirtschaft auf die Zukunft vorbereiten, heißt nicht, wie erschreckend viele Politiker*innen glauben, auf veraltete Muster zu setzen, sondern den Mut zu haben, die Agrarwende konsequent umzusetzen. Wir müssen die negativen Folgen einer ressourcenineffizienten und unfairen Landwirtschaftspolitik in der Evaluation unserer Politik berücksichtigen und den Schutz der Umwelt und des Klimas mit in unsere nationale Agrarpolitik einbinden. Nur so kann Lebensmittelsicherheit langfristig garantiert werden.
Der Autor ist Abgeordneter von Déi Gréng und Vizepräsident der parlamentarischen Landwirtschaftskommission.
Réponse à la question parlementaire de François Benoy au ministre de l’Agriculture concernant l’assouplissement des règles sur les jachères
Pörtner, L. Lambrecht, N., Springmann et al., „We need a food system transformation – in the face of the Ukraine war, now more than ever“
Lors de la crise du Covid, le Luxembourg sembla se rendre compte que son système de soin dépendait largement de l’étranger: pour les fournitures, les médicaments et le personnel. Ce problème était connu mais ne gênait personne, bien que ... Comme, avec la crise il y eut la menace que le personnel frontalier pourrait être réquisitionné, se créa l’unanimité sur l’urgence de réduire la dépendance en personnel de l’étranger. Des solutions il y en a, mais aucune pour l’immédiat et certaines perturbent le modus vivendi luxembourgeois.
Des exemples:
– Demander aux soignants frontaliers de venir habiter le Luxembourg. Cela pose le problème du logement, de l’emploi du conjoint, de la scolarité des enfants. – N’engager à l’avenir que du personnel qui accepte de venir habiter le Luxembourg. Cela réduira le nombre de candidats à moins que les «entreprises» mettent des logements à la disposition de leur personnel. Ce que les entreprises sidérur giques ont fait jadis.
Mais le problème du personnel frontalier n’est que l’épiphénomène d’un problème bien plus profond dans le domaine de la santé: le manque de personnel qualifié dans beaucoup de pays d’Europe. Le Luxembourg, grâce aux salaires élevés, peut y pallier en partie en faisant appel à des étrangers diplômés. Cette façon d’agir est néanmoins moralement contestable. Le Luxembourg profite des infrastructures de formations de l’étranger sans y contribuer.
Le Luxembourg doit résoudre le problème par ses propres moyens. – Digitaliser au maximum les tâches administratives et soigner particulièrement la formation des utilisateurs.
– Demander au personnel formé de décaler le départ à la retraite moyennant des aménagements d’horaires et de tâches. – Améliorer la rémunération du
personnel soignant.
– Donner à plus de jeunes résidents l’envi de faire des études longues, pour acquérir un savoir et non seulement pour décrocher un diplôme qui assure un emploi sûr et bien rémunéré jusqu’à la tombe.
– Tronçonner les études médicales.
La durée de ces études est un des éléments qui rebutent des jeunes à se décider pour une carrière médicale. Attendre dix ans pour entrer dans la vie active, fonder une famille …, c’est trop! Il faut donc les couper en deux étapes. Après les six ans d’études théoriques, qui semblent incompressibles, il faut sanctionner la réussite par un diplôme qui donne accès à la phase pratique et de spécialisation. A partir de ce moment le futur médecin est à considérer comme un employé de la CNS pour la durée des études. Son «job» est de se préparer au métier de médecin: généraliste ou spécialiste. Son salaire doit être similaire à celui d’un jeune officier. Celui-ci aussi ne fait que se préparer à sa mission: défendre nos valeurs par les armes. Une fois les études terminées, le médecin peut «s’installer».
Les solutions mises en place auront un coût. Il faudra le compenser par une hausse des cotisations sociales. L’indépendance n’est jamais gratuite.
Armand Mignon, Contern