Unternehmen halten am Homeoffice fest
Telearbeit oder zurück ins Büro: Das sind die Regelungen in den großen Luxemburger Firmen
Luxemburg war beim Thema Homeoffice im europäischen Vergleich ganz vorne mit dabei: 45,4 Prozent der Erwerbstätigen haben im vergangenen Jahr aus dem Homeoffice gearbeitet. Inzwischen haben sich viele an die Heimarbeit gewöhnt; Angestellte wie Unternehmen haben die Vorteile zu schätzen gelernt. Einen Weg zurück in eine typische Fünf-TageBürowoche dürfte es vielerorts auch nach der Pandemie kaum geben. Etliche Unternehmen haben ihren Mitarbeitern bereits flexiblere Arbeitsmodelle für die Zukunft zugesichert. So hat Deloitte Luxemburg ein „hybrides Arbeitsmodell eingeführt, das die speziellen Umstände der Grenzgänger berücksichtigt und die richtige Balance zwischen Kundenpräsenz, Arbeit im Büro oder im Homeoffice ermöglicht“. „Wir wissen, dass es keine Einheitslösung gibt, deshalb gibt es keine unternehmensübergreifenden Vorgaben oder unflexible Regeln, abgesehen von den steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Grenzen, die von den Ländern gesetzt werden, in denen unsere Mitarbeiter ansässig sind“, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit.
Auch ArcelorMittal präsentiert sich flexibel. Im November 2021 wurde mit den Sozialpartnern eine Vereinbarung für die rund 1 000 Stellen, die für Homeoffice infrage kommen, unterzeichnet. Diese sieht vor, dass maximal zwei Tage pro Woche von zu Hause aus gearbeitet werden darf; sie gilt sowohl für in Luxemburg lebende Mitarbeiter als auch für Grenzgänger, „die dafür verantwortlich sind, ob sie ihre Steuergrenzen überschreiten wollen“. Die Heimarbeit darf nur vom offiziellen Wohnsitz aus verrichtet werden. Ausnahmen sind nur mit Zustimmung des direkten Vorgesetzten möglich, und nur von einem anderen Wohnort in Belgien, Frankreich, Deutschland oder Luxemburg aus möglich. Jeder Antrag auf Homeoffice muss in ein internes HR-System eingegeben und dem Vorgesetzten zur Genehmigung vorgelegt werden. Die Vereinbarung sieht zudem eine gewisse Kostenübernahme für die Tätigkeit zu Hause vor.
Auch die Banque Internationale à Luxembourg (BIL) will die Vorzüge des Büros und die des mobilen Arbeitens bestmöglich miteinander verbinden. Die Heimarbeitmodalitäten sehen ein jährliches Kontingent von 45 Tagen vor, anteilig zur Arbeitszeit und für jeden berechtigten Arbeitnehmer. Homeoffice kann für maximal zwei Tage pro Woche beantragt werden und muss vom Hauptwohnsitz des Arbeitnehmers aus verrichtet werden. Auch die Spuerkeess erlaubt Mitarbeitern – ob
Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigten, Anwohner oder Grenzpendler – weiterhin von zuhause aus zu arbeiten, „vorausgesetzt, dass ihre Aufgaben von ihrer Art her mit Homeoffice vereinbar sind und die Qualität der Dienstleistungen nicht beeinträchtigt wird“. Die Homeoffice-Quote für Grenzgänger ist auf die steuerlichen und sozialen Schwellenwerte beschränkt, nämlich 34 Tage in Belgien, 29 Tage in Frankreich und 19 Tage in Deutschland. Im Jahr 2021 haben ein Drittel der Mitarbeiter von zu Hause aus gearbeitet, unterstreicht die Luxemburger Bank.
Pandemie hat Homeoffice verstärkt
Auch ING Luxemburg möchte die Flexibilität des Homeoffice weiter fördern. „Als Vorreiter haben wir seit über zehn Jahren die Möglichkeit zur Heimarbeit für unsere Mitarbeiter eingeführt, und die Pandemie hat diese Praxis noch verstärkt“, sagt ein Pressesprecher der Bank. Seit dem 1. Juli bietet ING allen Mitarbeitern, ob Anwohner oder Grenzpendler, die Möglichkeit an, bis zu zwei Tage pro Woche Heimarbeit zu machen, „im Rahmen der steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Beschränkungen für Grenzgänger“.
ING habe ihre Mitarbeiter bereits mit der für Homeoffice notwendigen Ausrüstung ausgestattet (Laptop, zweiter Bildschirm, zusätzliche Tastatur...). Zusätzlich werde allen Mitarbeitern eine monatliche Homeofficevergütung angeboten. „Unsere Mitarbeiter können von ihrem Hauptwohnsitz aus arbeiten, unabhängig davon, ob sich dieser in Luxemburg oder in einem Grenzland befindet, was insbesondere auf die Einschränkungen in Bezug auf Sozialversicherung und Steuern zurückzuführen ist. Dies gewährleistet auch eine schnelle Rückkehr an den Hauptstandort, wenn dies erforderlich ist, sowie ein angemessenes Informationssicherheitsmanagement, das den grundlegenden Anforderungen der Finanzaufsicht CSSF entspricht.“ING glaube fest an dieses „hybride Arbeitsmodell“, welches „das bestmögliche Gleichgewicht zwischen Homeoffice und Anwesenheit im Büro sicherstellt, und das Engagement und die Zufriedenheit der Mitarbeiter optimieren kann“. Konkret bedeute dies, „dass wir eine flexible Homeofficeverwaltung anwenden, damit jeder Mitarbeiter in Absprache mit seinem Manager eine optimale Lösung findet und zugleich
Das Homeoffice bleibt auch nach dem 1. Juli. die Bedürfnisse in Bezug auf die Aufgaben und das Teamleben berücksichtigt werden. Die Mitarbeiter müssen sich innerhalb ihres Teams und mit ihrem Manager über die Modalitäten des Homeoffice austauschen und gemeinsam ein 'Team Agreement' erarbeiten, in dem etwa die Durchführung, der Rhythmus, die entsprechenden Tage sowie die Aufgaben, die während der Anwesenheit im Büro zu bevorzugen sind, festgelegt werden“, beschreibt ein Pressesprecher die internen Abläufe.
Auch bei PwC Luxemburg werden in Zukunft flexible und hybride Arbeitsmodelle, also eine Kombination aus Homeoffice und Anwesenheitszeiten im Büro, das Arbeitsleben bestimmen. „Nach zwei Corona-Jahren ist es uns wichtig, unseren Mitarbeitern weiterhin Flexibilität anzubieten. Die Pandemie-Zeit hat gezeigt, dass Homeoffice möglich und effizient ist.“Seit dem 1. Juli sind die Mitarbeiter verpflichtet, mindestens einen Tag von einem ihrer Büros aus – Hauptsitz oder Außenstelle – zu arbeiten. Für Grenzpendler sei die Situation anders, da sie die Sozialversicherungs – und Steuervorschriften ihres Wohnsitzlandes einhalten müssen. In der Praxis bedeutet das, dass sie vier Tage pro Woche von Luxemburg aus arbeiten werden.
„Wir haben unsere Satellitenbüros erweitert, um auf die steigende Nachfrage nach Büroflächen zu reagieren. Wir haben bereits vor einigen Monaten ein Büro in Mondorf eröffnet und sind dabei, zwei weitere zu eröffnen, eines in Düdelingen, hauptsächlich für französische Grenzpendler, und eines in Petingen für die in Belgien und Frankreich ansässigen Mitarbeiter“, sagt ein Pressesprecher der Firma. Die Mitarbeiter müssen ihren Büroplatz intern reservieren. „Wir berücksichtigen auch die Bereitschaft unserer Kunden, unsere Mitarbeiter bei Bedarf an ihrem eigenen Standort einzusetzen.“Ab dem 1. Juli erhalten die Mitarbeiter eine Entschädigung, um einen Teil der Kosten zu kompensieren, wenn sie von zu Hause aus arbeiten.
Innerhalb von Post Luxembourg ist etwa die Hälfte der Mitarbeiter von Homeoffice betroffen. „Briefträger, Zeitungsausträger, Paketzusteller, Mitarbeiter des Sortierzentrums und der Logistik im Allgemeinen, sowie Techniker, Installateure, Schalterbeamte und Verkaufsberater können aufgrund der Art ihrer Tätigkeit nicht von zu Hause aus arbeiten“, sagt Isabelle Faber, Direktorin für Personalwesen und Öffentlichkeitsarbeit bei Post Luxembourg. Post stelle einen universellen öffentlichen Dienst sicher, was bedeutet, dass „man täglich im Außendienst tätig sein muss.“Für Stellen, die für Homeoffice infrage kommen, hat das Unternehmen nach einer Vereinbarung mit den Sozialpartnern in einem Zusatz zum Tarifvertrag die Möglichkeit des Homeoffice in Höhe von 20 Prozent der monatlichen Arbeitszeit festgeschrieben. „Wenn die Vorgesetzten zustimmen, können die betroffenen Mitarbeiter grundsätzlich an einem Tag pro Woche Homeoffice leisten, wobei 20 Prozent der monatlichen Arbeitszeit nicht überschritten werden darf.“Eine andere Gestaltung sei möglich, wenn der Vorgesetzte dem zustimmt.
Wir glauben fest an ein hybrides Arbeitsmodell. ING Luxemburg
Die Pandemie-Zeit hat gezeigt, dass Homeoffice möglich und effizient ist. PwC Luxemburg