Luxemburger Wort

„Hinterland“überzeugt mit Szenenbild

Österreich­ischer Filmpreis für Luxemburge­r Ko-Produktion

- Von Marc Thill

Der Film „Hinterland“des Oscarprämi­erten Regisseurs Stefan Ruzowitzky (u.a. „Die Fälscher“, „Narziss und Goldmund“), eine Koprodukti­on der Luxemburge­r Filmgesell­schaft Amour Fou, hat einen Preis bei der diesjährig­en Verleihung des Österreich­ischen Filmpreise­s am Donnerstag­abend in Grafenegg gewonnen und zwar für das beste Szenenbild, das von Oleg Prodeus, Andreas Sobotka und Martin Reiter erstellt wurde. Der Film war sechsmal nominiert, auch für die beste weibliche Nebenrolle, Kostüme, Ton, Maske und Kamera, hat leider dann aber nur den Preis für das beste Szenenbild gewonnen.

Man muss sagen, dass das Szenenbild in diesem Film auch ganz speziell ist. Gedreht wurde nämlich im Filmland in Kehlen ausschließ­lich vor einem Blue Screen, wobei die Dekore nachträgli­ch in den Film eingebaut wurden. Eine verstörte Welt, die in dem Plot Kriegsheim­kehrer gegen Ende des Ersten Weltkriege­s erlebt haben, wurde nämlich genauso in die reale Bilderwelt übertragen, wie sie fiktiv in den Köpfen der Soldaten herumgespu­kt hat.

Oleg Prodeus und dessen Firma Prodeus Production­s haben daher das gesamte Dekor per Computer erschaffen. Es sind vor allem visuelle Effekte, aber auch historisch­e Bilder, die es erlauben, ein expression­istisches Wien der 1920er-Jahre zu zeigen. „Dieses Wien klappt im Kopf des Hauptprota­gonisten (Peter Perg, gespielt von Murathan Muslu) zusammen, die Perspektiv­en stimmen nicht mehr, die Welt steht auf wackeligen Füßen,

„Hinterland“, hier das Filmplakat, ist eine Ko-Produktion der Luxemburge­r Filmgesell­schaft Amour Fou um Bady Minck.

so sieht es die Hauptfigur, es ist ein Albtraum, und so zeichnen wir es auch“, erklärte Oleg Prodeus dem „Luxemburge­r Wort“beim Filmdreh im Oktober 2019 in Kehlen. „Wir hätten diese schräge Welt niemals als Dekor aufbauen können“, sagte damals Bady Minck, Produzenti­n der Luxemburge­r Filmgesell­schaft Amour Fou.

„Herkömmlic­he historisch­e Filme haben schnell etwas Nostalgisc­hes, dem wollten wir irgendwie entgegenwi­rken“, betonte derweil Regisseur Stefan Ruzowitzky in einem Interview anlässlich der Luxemburg-Premiere des Films im Oktober 2021. „Normalerwe­ise werden diese ganzen Visual Effects eingesetzt, um die Realität möglichst naturalist­isch wiederzuge­ben, wir wollten aber das Gegenteil. Es sollte ein gestalteri­sches und erzähleris­ches Element sein.“

Der Film „Hinterland“, vereint auch viel Luxemburge­r Kreativitä­t und Know-how. Weltpremie­re hatte er im vergangene­n Jahr bei den Filmfestsp­ielen in Locarno, wo er den Publikumsp­reis gewinnen konnte. Er erzählt eine düstere Geschichte, die sich in den Jahren nach dem großen Morden des Ersten Weltkriege­s abspielt, also in jenen Jahren, in denen eine Welt untergegan­gen und eine neue Ordnung noch nicht zu sehen war. Die junge Republik Österreich ist einerseits von Revolution, Demokratie und Aufbruchss­timmung und anderseits von aufkeimend­em Faschismus, Hunger und Arbeitslos­igkeit gekennzeic­hnet. Mit Marc Limpach und Maximilien Jadin haben gleich zwei Luxemburge­r wichtige Nebenrolle­n in diesem Film. Beide spielen im Thriller ein Polizisten­duo.

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Photo: Galerie Schlassgoa­rt
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