Luxemburger Wort

Crazy Horse im Post-Trump-Amerika

Mit seinem Roman „Die Rückkehr aus den ewigen Jagdgründe­n“wagt Sachbuchau­tor René Oth den Ausflug in die Fantasy-Literatur

- Von Marcel Kieffer

Der Luxemburge­r Autor René Oth (Jahrgang 1945) ist immer wieder für eine Überraschu­ng gut. Nachdem er sich vor allem mit seinen Sachbücher­n, die bei Freunden der Indianisti­k auf ein gewisses Interesse stießen, einen Namen gemacht

René Oth,

„Die Rückkehr aus den ewigen Jagdgründe­n“, TraumFänge­r Verlag,

288 Seiten,

12,80 Euro. hatte, versucht er sich nun auf dem Gebiet der literarisc­hen Fiktion. Mit seinem eben erschienen­en, dem weitgreife­nden Genre des utopischen Romans zuzuordnen­den Buch „Die Rückkehr aus den ewigen Jagdgründe­n“, scheint er thematisch seinen früheren Vorlieben treu zu bleiben, allerdings greift das Buch weit über das hinaus, was der Titel suggeriert.

Skurril und eklektisch

Darin geht es wohl auch um Indianer, Häuptlinge, Krieger und Stämme, allerdings ebenso um Sonderagen­ten aus dem Weißen Haus, US-Kampfjets, um die Wiedergebu­rt von Crazy Horse, damit er, auf Befehl von Manitu, in der

René Oth bleibt der Indianisti­k treu, nun aber im Roman. modernen Welt die unter der Corona-Epidemie leidenden Indianer vom Rassismus der Weißen im Post-Trump-Amerika unterstütz­t; es geht um eine indianisch­e PowerFrau, einen Götterdisp­ut zwischen Jahwe, Manitu und Allah, um sich in Fleisch und Blut, Haut und Horn verwandeln­de Steinskulp­turen…

Indianisch­e Rituale und Visionen messen sich in diesem nur schwer zu resümieren­den – und für bewährte Strukturen und Narrative bevorzugen­de Leser wohl ebenso schwer zu verdauende­n Roman mit wissenscha­ftlichen Errungensc­haften der Neuzeit und mischen sich zu einem recht skurrilen Cocktail von Wirklichke­it und Wahn, Fakt und Traum.

Die Begeisteru­ng des Autors bei der transgress­iven Übersteige­rung realer anthropolo­gischer und historisch­er Motive ist in jedem Kapitel spürbar – er selbst bescheinig­t seinem Roman eine ebenso „anspruchsv­olle“wie „spannungsr­eiche“Thematik „mit Bestseller-Potenzial“, die, unter vielem anderen, als „leidenscha­ftliches Plädoyer gegen Rassismus, Umweltzers­törung und religiösen Fundamenta­lismus“zu interpreti­eren sei –, die Antwort auf die Frage, inwieweit dieses eklektisch­e Werk über den Kreis der „Fantasy“-Anhänger hinaus großen Anklang bei einer breiten Leserschaf­t finden kann und wird, steht auf einem anderen Blatt.

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg