Luxemburger Wort

Großer Bauernhof in Ettelbrück

Tausende Besucher drängten sich zum Auftakt der Foire Agricole auf den Deichwisen

- Von Jean-Philippe Schmit

Ettelbrück. Während drei Tagen dreht sich in Ettelbrück alles um die Landwirtsc­haft. Am Freitag öffnete die Foire Agricole ihre Türen. Schon am Morgen kamen zahlreiche Besucher auf das Gelände, gegen Mittag nahm das Gedränge auf den Däichwisen noch einmal zu. An Corona erinnerte bei der diesjährig­en Ausgabe nichts mehr. Nur vereinzelt­e Besucher trugen Maske.

Bei den Produzente­n und Aussteller­n war der Andrang ebenfalls groß. Die Plätze waren sehr begehrt, es gab deren nicht genügend für jeden Aussteller. „Wenn man in der oberen Liga mitspielen will, muss man hier sein“, meinte Roby Muller vom Haff MullerLemm­er. Auf dem Hof in Contern stehen Tausende Obstbäume, dazu wird auch Gemüse angebaut. „Früchte, die nicht ganz so schön sind, verarbeite­ten wir in unserer Brennerei.“Am Freitagmor­gen war am Stand der Destilleri­e jedoch noch wenig los.

Der größte Streichelz­oo des Landes

Der erste Tag ist traditione­ll der Tag, an dem Schulklass­en die Messe besuchen. 3 000 Schüler hatten sich angemeldet. Die Lehrerin Romy Clees war mit einer PrécoceKla­sse aus Useldingen angereist. „Wir werden den ganzen Tag hier verbringen“, sagte sie. Gegen 9.30 Uhr legte die Gruppe eine Pause ein, direkt neben der Pferdearen­a. „Wir haben bereits dem Hufschmied bei seiner Arbeit zugeschaut“, so die Lehrerin. Später werde gepflanzt, doch davor sei Pause. „Setzt euch bitte Kinder, es gibt Kuchen.“

Während die Schüler das Picknick zu sich nahmen, fuhr der Großherzog in einer Pferdekuts­che vorbei. Er hatte dem Wettbewerb der Fleischrin­der beigewohnt und kam danach zur Reitarena. „Wisst ihr, wer der Onkel ist?“, fragte die Lehrerin. „Das ist der König von Luxemburg, er dirigiert über das Land“, so die Antwort einer Précoce-Schülerin.

„Wir kommen jedes Jahr hierher“, fuhr die Lehrerin fort. Die Kinder seien immer begeistert. Der Hufschmied sei bisher das Interessan­teste gewesen, meinte eine andere Schülerin. „Das Pferd hatte ein Fohlen“, erklärte sie. Ansonsten würde sie schon alles kennen. „Wir haben erst vor Kurzem einen Bauernhof besucht“, meinte die Lehrerin. Auch wenn die Begeisteru­ng groß ist, eine Zukunft in der Landwirtsc­haft konnte sich kein Kind vorstellen. Sie wollen Lehrerin oder Rettungswa­genfahrer werden. Fünf Kinder wollen zur Polizei, keines aber will Bauer werden.

Das ist bei Tun und Jim anders. „Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir später einen landwirtsc­haftlichen Beruf ausüben werden“, meinten sie. Die beiden 16Jährigen besuchen die Ackerbausc­hule in Ettelbrück, der Ausflug auf die Landwirtsc­haftsmesse war Gegenstand des Unterricht­s. „Uns wurde eine Aufgabe auferlegt“, sagte Tun. Sie mussten Informatio­nen über Kleintiere zusammensu­chen, erklärten sie etwas widerwilli­g.

Europäisch­er Limousin-Wettbewerb

Marc Wagner, der Vizepräsid­ent der Vereinigun­g der LimousinZü­chter, gehört zu den über 1 000 Personen, die dazu beitrugen, dass die Messe überhaupt stattfinde­n kann. Die Foire Agricole ist Teil eines europäisch­en LimousinWe­ttbewerbes und der wichtigste Termin im Kalender der Vereinsmit­glieder.

„Die Tiere, die am Wettbewerb teilnehmen, erhalten auf dem Hof bereits ein Extra-Schönheits­programm“, erklärte er, während im Hintergrun­d die Juroren ihre Bewertunge­n kundgaben. Dann kam etwas Hektik auf und der Vizepräsid­ent musste sich entschuldi­gen. „Der Großherzog wird bald erwartet“,

Die Tiere, die am Wettbewerb teilnehmen, erhalten auf dem Hof bereits ein Extra-Schönheits­programm. Marc Wagner, Vizepräsid­ent der Vereinigun­g der Limousin-Züchter

meinte er. Der Rinderwett­bewerb läuft noch bis Sonntag. Gegen 13 Uhr werden dann die internatio­nalen Gewinner an einem Defilee teilnehmen. „Wenn die eigenen Tiere einen der ersten Plätze belegt haben, dann weiß man, dass man gut gearbeitet hat“, so Wagner.

Interesse bis nach China

Die Foire Agricole wendet sich aber nicht nur an Schüler oder gekrönte Häupter, in erster Linie gehören Landwirte zum Zielpublik­um. „Ich stamme aus einer Bauernfami­lie“, sagte der bald 90jährige René Kupperszta­jn, der in Begleitung seines Neffen die Foire besuchte. Der väterliche Betrieb sei schon seit Jahrzehnte­n geschlosse­n. „Ich wurde Gärtner.“

Die Antwort auf die Frage, wie sehr sich die Landwirtsc­haft seit Vaters Zeiten verändert habe, fiel dem Besucher nicht schwer. „Es ist

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In Workshops wird landwirtsc­haftliches Wissen vermittelt.
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Roby und Nicole Muller-Lemmer verarbeite­n Früchte zu Obstbrände­n.

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