Luxemburger Wort

Ohne Zement und Klebemitte­l

Erhalt von Trockenmau­ern in der Großregion: Das sechsjähri­ge Interreg-Projekt endet mit einer Fülle an Ideen

- Von Irina Figut

Remerschen. Es war ein krönender Abschluss, das Ende einer intensiven Arbeit. Nach den sechs Jahren, die der Aufwertung des Kulturerbe­s und der Technik der Trockenmau­erlegung in der Großregion gewidmet waren, stand für rund 70 Teilnehmer des InterregPr­ojektes aus Luxemburg, Belgien und Frankreich der letzte Tag auf dem Programm. Im Rahmen eines abschließe­nden Kolloquium­s tauschten sie sich an zwei Tagen in den belgischen Ardennen und im Biodiversu­m-Zentrum in Remerschen zusammen mit den Partnern des grenzübers­chreitende­n Projektes über die geleistete Arbeit und die Perspektiv­en für den Erhalt von Trockenmau­ern aus.

Dass überhaupt so ein Austausch möglich wurde, sei einer intensiven Zusammenar­beit zwischen verschiede­nen Partnern in den drei Nachbarlän­dern zu verdanken, berichtet Manuel Meester, verantwort­lich für das Interreg-Projekt beim Natur- und Geopark Mëllerdall.

Neben dem Naturpark und der Fondation „Hëllef fir d'Natur“aus Luxemburg beteiligte­n sich an der Initiative ebenfalls der Parc naturel des deux Ourthes, der Parc naturel Haute-Sûre Forêt d’Anlier und die Agence wallonne du Patrimoine

aus Belgien sowie der regionale Naturpark Lothringen und die Vereinigun­g „Artisans Bâtisseurs en Pierres Sèches“aus Frankreich. 3,3 Millionen Euro sind in das Projekt als Fördergeld­er geflossen, die Hälfte stammt aus den Interreg-Mitteln. Auch das Umweltmini­sterium und das Landwirtsc­haftsminis­terium in Luxemburg unterstütz­ten das Projekt.

„Das Kind muss leben“

Rund 70 verschiede­ne Initiative­n, drei Berufsqual­ifikations­programme für Trockenmau­erbauer, 38 Baustellen zur Restaurier­ung der historisch­en Bauwerke, zahlreiche Sensibilis­ierungskam­pagnen, Veröffentl­ichungen, Webinare und pädagogisc­he Projekte sind das Fazit der sechsjähri­gen Arbeit. In Luxemburg seien durch das Programm 1,5 Kilometer Trockenmau­ern saniert worden, erzählt Manuel Meester.

„Der Abschluss des Projektes soll uns Flügel verleihen, um mehr Trockenmau­ern in der Großregion zu bauen“, sagt Meester. „Wir haben viel erreicht, mit verschiede­nen Leuten, Handwerker­n und Gemeinden zusammenge­arbeitet. Jetzt muss ‚das Kind‘ leben.“Immerhin sei noch viel zu tun, so Meester. Der Beruf eines Trockenmau­erbauers sei in Luxemburg etwa noch nicht offiziell anerkannt.

Die Verantwort­lichen mussten zuvor feststelle­n, dass das Wissen über die historisch­e Handwerksk­unst verloren geht. Um die Menschen für diese über Jahrhunder­te bewährte Technik zu sensibilis­ieren und die Erfahrung an die nächsten Generation­en weiterzuge­ben, war das Projekt entstanden.

Trockenmau­ern gehören seit Jahrhunder­ten zum festen Bestandtei­l der Landschaft in der Großregion. Sie bestehen aus Naturstein­en, die ohne Beton oder Mörtel und jegliche Verbindung­smittel zusammenge­fügt werden. Die Kunst der Herstellun­g von Trockenmau­ern ist in die Liste des immateriel­len Kulturerbe­s der Unesco eingetrage­n. Außerdem dienen Trockenmau­ern unterschie­dlichen

Dany Kohl (70) weiß, worauf es bei Trockenmau­ern ankommt. Sie hat selbst schon einige gelegt.

Guillaume Pier (39) freut sich, aktiv am Handwerk eines Trockenmau­erbauers beteiligt zu sein.

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Foto: Chris Karaba Kunstwerke aus Naturstein­en: Die Teilnehmer des Interreg-Projektes zum Erhalt von Trockenmau­ern konnten sich am Mittwoch in Remerschen vom traditione­llen Handwerk überzeugen.
 ?? ?? Die Teilnehmer des Interreg-Projektes mit Luxemburge­r Beteiligun­g besuchten das Natura-2000-Gebiet zwischen Canach und Gostingen.
Die Teilnehmer des Interreg-Projektes mit Luxemburge­r Beteiligun­g besuchten das Natura-2000-Gebiet zwischen Canach und Gostingen.
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