„Wir waren verwöhnt“
Basketball-Nationaltrainer Ken Diederich spricht über die EM-Vorqualifikation und die Zukunft der FLBB-Auswahl
Für Ken Diederich und die BasketballNationalmannschaft endete die EM-Vorqualifikation am Donnerstagabend mit einer 67:78-Niederlage in Rumänien. Obwohl die FLBB-Auswahl den Einzug in die zweite Runde verpasst hat, blickt der 44-jährige Coach positiv auf die Kampagne zurück. Diederich denkt aber auch schon über die Zukunft nach.
Ken Diederich, wie haben Sie nach der Niederlage gegen Rumänien geschlafen?
Ich kann nach solchen Spielen nie direkt abschalten. Als Trainer ist es deutlich intensiver als beispielsweise bei einer Begegnung in der LBBL. Man muss sehr viele Dinge beachten.
Wie bewerten Sie die Leistung Ihres Teams?
Vor allem mit der Defensive war ich zufrieden. Ich denke, dass wir in dieser Kampagne noch nie so gut verteidigt haben. Unser Gameplan ist fast perfekt aufgegangen, wir haben aber nur sechs statt der erhofften zehn Dreier verwandelt. Wir werfen einfach nicht gut genug, die Gegner sind in diesem Bereich besser. Unter dem Korb wollten wir nichts zulassen, so bekamen die Rumänen einige freie Würfe von außen. Wenn wir zur Halbzeit geführt hätten, wäre es vielleicht besser gelaufen. Leider haben einige Spieler nicht ihren besten Tag erwischt. Doch ich kann ihnen keinen Vorwurf machen, der Gegner war gut vorbereitet.
Welche Note würden Sie der Mannschaft für die gesamte EMVorqualifikation geben?
B+. Wir hatten zum ersten Mal in jedem Spiel die Chance, als Sieger vom Platz zu gehen. In Albanien hat der Gegner 17 Dreier verwandelt, gegen Rumänien hätten wir zu Hause gewinnen können.
Ein zweiter Sieg wäre also möglich gewesen. Doch es war eine sehr gute Kampagne, schließlich hofften wir bis zum Schluss auf den Einzug in die nächste Runde. Das wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen.
Die Nationalmannschaft hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte
gemacht. Doch nun wird es schwer, den nächsten Schritt zu gehen, oder?
Definitiv. Wenn wir nicht noch mehr Profis bekommen, weiß ich nicht, wie uns das so schnell gelingen soll. Deshalb arbeiten wir daran, dass mehr Luxemburger ins Ausland gehen. Nur dann haben wir die Möglichkeit,
besser zu werden. Die Fußball-Nationalmannschaft hat es vorgemacht.
Welche jungen Spieler möchten Sie in naher Zukunft integrieren?
Es gibt einige Kandidaten, die das Potenzial dazu haben. Ivor Kuresevic und Jonathan Diederich waren dieses Mal dabei. Dorian
Grosber, der kürzlich zu Alba Berlin gewechselt ist, Max Logelin und Malcolm Kreps sind sehr talentiert. Bei der U20 sind ebenfalls interessante Spieler, Charel Moes beispielsweise. Isak Semedo könnte es auch schaffen. Die jungen Spieler müssen jetzt zeigen, dass sie diesen Schritt gehen können. Der Unterschied zwischen der Nationalmannschaft und der LBBL ist riesig.
Bereitet es Ihnen Sorgen, dass in Thomas Grün und Oliver Vujakovic jetzt zwei Nationalspieler zurück in Luxemburg sind?
Ja, ich kann die Gründe aber nachvollziehen. Thomas war sehr lange im Ausland und möchte sich ein Leben aufbauen. Bei
Oli fand ich es etwas überraschend, weil ich gehofft hatte, dass er eine internationale Karriere anstreben würde. Wenn wir weniger Spieler im Ausland haben, wird es schwer, gute Resultate zu erzielen. Wir waren zuletzt verwöhnt.
Die Länderspiele sind für Sie immer ein Höhepunkt, was steht in den nächsten Wochen an?
Es stehen noch einige Events auf dem Programm, bevor ich Urlaub mache. Ich finde es schade, dass wir in naher Zukunft kein Länderspiel mehr haben, weil mir dieser Teil des Jobs am besten gefällt.
Was beschäftigt Sie derzeit in Ihrer Funktion als Head of Basketball der FLBB?
Ich helfe einigen Spielern, im Ausland unterzukommen. Außerdem sind wieder Wettbewerbe im Jugendbereich, bei denen wir versuchen, spielerisch einen roten Faden zu haben. Bei der Zusammenarbeit mit dem Sportlycée stehen ebenfalls permanent Aufgaben an. Es gibt immer etwas zu tun.