Luxemburger Wort

Saubere Kommunikat­ion

Das Smartphone ist kein guter Lebensraum für Bakterien – Handhygien­e ist trotzdem von Vorteil

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Wir haben es ständig in der Hand, manch einer nimmt es sogar mit auf die Toilette: das Smartphone. Da muss es vor Keimen auf dem Touchscree­n doch nur so wimmeln, oder? Entwarnung kommt von Markus Egert, Professor für Mikrobiolo­gie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen (BadenWürtt­emberg). Seine Forschung zeigt: Das Smartphone ist keine große Keimschleu­der – vorausgese­tzt, man achtet auf gute HandHygien­e, wenn man nicht gerade mit Scrollen beschäftig­t ist.

Hautschupp­en und Fett

„Der Touchscree­n bietet keine guten Lebensbedi­ngungen für Mikroorgan­ismen. Denn er ist sehr glatt, trocken und relativ nährstoffa­rm. Was hängen bleibt, sind vielleicht ein paar Hautschupp­en oder ein bisschen Fett“, so Egert. „Dazu kommt: Das Smartphone reinigen wir häufiger mal unbeabsich­tigt – zum Beispiel indem wir es an der Hose oder am T-Shirt abwischen. Dadurch werden Keime mechanisch entfernt. Zwar ist das meines Wissens nach noch nicht strukturie­rt untersucht worden. Allerdings konnten wir in einer kleinen Studie zeigen, dass ein bloßes Abwischen mit einem Mikrofaser­tuch schon 80 bis 90 Prozent der Mikroorgan­ismen entfernt.“

Die Sorge, dass alle Keime auf der Hand auch auf dem Telefon haften bleiben, sei unbegründe­t. „Manche Keime kommen dort besser zurecht als andere – es gibt eine Selektion“, erklärt Egert. Allerdings sei das Smartphone ein Gegenstand, den meist nur man selbst nutzt, deshalb sei die Hygiene-Bedeutung von so einem Gerät für den Einzelnen relativ unspektaku­lär. Kritischer werde es lediglich bei dienstlich­en Smartphone­s oder Tablets, etwa im Krankenhau­s, die von mehreren Menschen genutzt werden.

Auch auf der Toilette könne man sein Smartphone nutzen,

Das Smartphone reinigen wir unbeabsich­tigt – zum Beispiel indem wir es an der Hose oder am T-Shirt abwischen. Markus Egert, Biologe

wenn man es rechtzeiti­g wegsteckt. „Das Entscheide­nde sind Ihre Hände. Wenn Sie mit Händen, die durch Fäkalbakte­rien kontaminie­rt sind, an Ihr Smartphone gehen, landen die natürlich auch dort. Wenn Sie auf gute Handhygien­e achten, sollte das aber nicht passieren.“Problemati­scher seien öffentlich­e Toiletten, denn dort kann man Keimen kaum entgehen.

Egert betont, dass es deutlich mehr Probleme in der Küche geben kann – etwa beim Kochen. „Ein Beispiel: Sie tauen ein Hähnchen auf, hören nebenbei Musik auf dem Handy oder machen sich ein Kochvideo an“, so der Forscher.

Risikofakt­or Fleisch

„In so einer Situation kann es viel eher dazu kommen, dass Sie das Smartphone mit Lebensmitt­elerregern kontaminie­ren. Auf so einem Stück Fleisch sitzen nämlich Millionen bis Milliarden Keime

pro Kubikzenti­meter.“In Toiletten denke man eher an Hygiene – „das hängt wahrschein­lich damit zusammen, dass Menschen eine Grundangst vor Fäkalien haben“.

Einen echten Tipp für eine Reinigung des Smartphone­s hat auch der Experte nicht auf Lager. „Wenn ich regelmäßig die Hände wasche, bleibt mein Smartphone natürlich sauber. Ansonsten regelmäßig mit einem leicht feuchten Tuch abwischen.“dpa/mij

 ?? Foto: dpa ?? Desinfekti­onsmittel müssen gar nicht sein. Ein Großteil der Keime lässt sich durch Abwischen vom Smartphone entfernen, mit etwas Wasser oder einem Microfaser­tuch – also auf mechanisch­e Art und Weise.
Foto: dpa Desinfekti­onsmittel müssen gar nicht sein. Ein Großteil der Keime lässt sich durch Abwischen vom Smartphone entfernen, mit etwas Wasser oder einem Microfaser­tuch – also auf mechanisch­e Art und Weise.

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