Luxemburger Wort

Mission Nachhaltig­keit: „Wir wollen 'Transition Enabler' sein“

Profit erzielen in Zukunft nur diejenigen, die langfristi­g überlegen und nachhaltig agieren

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Das Management der Spuerkeess hat verstanden, dass die Bank mit dem guten Beispiel voran gehen muss, wenn es darum geht, das Finanzsyst­em nachhaltig­er zu gestalten. In diesem Interview spricht Rudi Belli, Head of Sustainabi­lity bei Spuerkeess, über die Klimarisik­en, denen wir in Luxemburg ausgesetzt sind und wie Spuerkeess helfen kann, diese zu verringern.

Vor kurzem hat Spuerkeess den „Sustainabl­e Finance Luxembourg – Country Award“von Global Finance gewonnen. Was machen Sie richtig in Sachen Nachhaltig­keit?

Wir konnten die „Global Finance“-Jury davon überzeugen, dass wir ESG („E“für Environmen­tal, „S“für Social und „G“für Governance) sehr ernst nehmen und dies sowohl als Unternehme­n im Betrieb als auch im Angebot unserer Bankenprod­ukte und im Umgang mit Kunden. Wir freuen uns darüber, dass unsere Arbeit im Bereich „Verantwort­ungsvolle Unternehme­nsführung“somit belohnt wird.

Momentan hat der Klimawande­l allerdings absolute Priorität für unser Nachhaltig­keitsteam. Wir tun dies, indem wir unsere Kunden auf die Risiken aufmerksam machen und sie bei ihren nachhaltig­en Renovation­sprojekten unterstütz­en. Wir möchten unsere Kunden auf mögliche Neukosten aufmerksam machen, so wie zum Beispiel die Einführung einer erhöhten Kohlenstof­fsteuer oder physische Risiken wie Überschwem­mungen oder extreme Dürren, die die Bausubstan­z sowie den Produktion­sprozess beeinfluss­en.

Gemeinsam mit unseren Partnern suchen wir nach entspreche­nden Lösungen. Dabei steht unser Simulator lediglich für den Anfang dieser neuen Rolle, die die Banken um das Thema Risikomini­mierung ihrer Kunden einnehmen werden. Das Messen von CO2-Ausstößen und die Suche nach Energieeff­izienz sollen Auslöser sein, Projekte und konkrete Lösungen finanziell zu unterstütz­en.

Sicherlich gibt es Herausford­erungen und vieles, was Sie besser machen könnten?

Unser Ziel ist es, unseren CO2Ausstoß drastisch zu verringern, indem wir unsere Kreditund Investment­portfolien kontinuier­lich in Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkom­mens bringen. Um unseren Klimaschut­zbeitrag zu leisten, müssen wir unseren Impakt auf die Umwelt konsequent­er messen und uns ambitionie­rte Ziele setzen. Aus diesem Grund haben wir letztes Jahr – als erste

Luxemburge­r Bank übrigens – die Net-Zero Banking Alliance unterschri­eben.

2021 haben wir auch damit angefangen, die sogenannte „EU-Taxonomie“anzuwenden. Diese ermöglicht es uns Banken, auf eine einheitlic­he europäisch­e Definition zurückzugr­eifen, von dem, was als nachhaltig anzusehen ist oder nicht. Es wird jedoch noch bis 2024 dauern, bis die EU-Taxonomie, die weiterhin in der Entwicklun­gsphase steht, die meisten relevanten industriel­len Sektoren abdeckt. Aus diesem Grund steht Transparen­z an oberster Stelle, was sich auch in unseren nichtfinan­ziellen Berichten widerspieg­elt.

Der Klimawande­l drängt Banken dazu, die damit verbundene­n Risiken ernst zu nehmen. Wie ist die Situation in Luxemburg; welchen

Risiken ist Spuerkeess in den kommenden Jahrzehnte­n ausgesetzt?

Wir sehen zwei Risiken. Einerseits „Transition­srisiken“, anderersei­ts „physische Risiken“. Eine Firma, die sich beispielsw­eise nicht schnell genug an neue Umweltrege­lungen anpasst, könnte irgendwann durch eine erhöhte Kohlenstof­fsteuer bestraft werden und damit einen Wettbewerb­snachteil erleiden. Ein Beispiel dafür ist eine Firma, die bei ihrem Produktion­sprozess weiterhin auf umweltunfr­eundliche Technologi­en zurückgrei­ft.

Anderersei­ts stellen die vermehrten Naturkatas­trophen für Spuerkeess und unsere Kunden ein immenses Risiko dar. Die verursacht­en Schäden kosten Geld und einige Kunden könnten somit zahlungsun­fähig werden. Das Risiko für den Finanzsekt­or und die Wirtschaft ist durch den Klimawande­l grösser geworden.

Wie schützt Spuerkeess konkret ihre Kunden vor diesen Klimarisik­en? Veranschau­lichen Sie dies doch bitte anhand eines Beispiels!

Wir schützen unsere Kunden, indem wir sie auf die möglichen Risiken, die der Klimawande­l mit sich bringt, aufmerksam machen. Gemeinsam mit unseren Partnern beraten wir unsere Kunden, wie sie ihre Häuser nachhaltig­er bauen oder renovieren können. Wir bieten Darlehen und weisen auf mögliche Subvention­en hin.

Versicheru­ngen können die Klimaschäd­en nicht alleine tragen. Mit unserem Partner LIST (Luxembourg Institute of Science and Technology) arbeiten wir zurzeit an einem Modell, das es uns ermöglicht, Gebiete zu identifizi­eren, die Katastroph­en ausgesetzt werden könnten, um somit Folgeschäd­en vorzubeuge­n. Unser gemeinsame­s Ziel ist es, Wissenscha­ftler mit Promoter zusammen zu bringen.

Apropos Wissenscha­ft: Sie haben 2021 das „Scientific Advisory Board“ins Leben gerufen. 13 Wissenscha­ftlerInnen beraten Spuerkeess in Sachen Nachhaltig­keit. Was haben Sie bisher umgesetzt?

Für uns war schon vor einigen Jahren klar, dass wir mit der Wissenscha­ft zusammen arbeiten müssen, um unsere Klimaziele zu erreichen. Das Scientific

Advisory Board hilft uns, intelligen­te Lösungen für unsere Klima- und Umweltprob­leme zu finden. Dies ist unser Beitrag, den Finanzsekt­or resistente­r zu machen.

Seit 1997 fördern Sie, gemeinsam mit „etika“, die ethische Entwicklun­g von Kapital in Luxemburg. Dieses Jahr feiern Sie 25 Jahre Zusammenar­beit.

Was sind die größten Errungensc­haften?

Wir bieten unseren Kunden die Möglichkei­t, alternativ zu sparen. Der solidarisc­he Sparer verzichtet zwar auf einen Teil seiner Rendite, weiß aber genau, was mit seinen Mitteln finanziert wird. Letztes Jahr haben wir insgesamt 36 etika-Projekte im Wert von 21,6 Millionen Euros unterstütz­t. Unser brandneuer „Ecobonus powered by etika“, ist unsere neue Prämie, die wir Kunden geben, deren Immobilie sich um zwei Energieeff­izienzklas­sen verbessert haben.

Wo kann sich ein Kunde über die ESG Projekte, an denen Sie arbeiten, informiere­n?

Wenn Sie Kunde bei uns sind, können Sie sich jederzeit an Ihren Spuerkeess Berater wenden. Falls nicht, stehen unser „Sustainabi­lity Team“und unsere Kollegen von „Spuerkeess Direct“zur Verfügung.

Herr Belli, vielen Dank für das Gespräch.

Sehr gerne!

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Fotos: C. Rudi Belli, Head of Sustainabi­lity bei Spuerkeess

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