Luxemburger Wort

Irres Rennen in Silverston­e

Der Sieg von Formel-1-Pilot Carlos Sainz jr. wird von einem schweren Unfall überschatt­et

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Unbeeindru­ckt vom schockiere­nden Start-Unfall von Silverston­e feierte Carlos Sainz jr. mit einer spanischen Fahne um die Schultern seinen Formel-1-Premierens­ieg. In seinem 150. Grand Prix triumphier­te der Ferrari-Fahrer gestern beim spektakulä­rsten Rennen seit Jahren.

Weltmeiste­r Max Verstappen schleppte sich mit einem beschädigt­en Red Bull als Siebter ins Ziel. In der Gesamtwert­ung liegt er aber weiter klar vorn. Teamkolleg­e Sergio Perez wurde in Silverston­e Zweiter und hat nun 34 Punkte Rückstand auf Verstappen. Ferrari-Pilot Charles Leclerc musste sich mit Platz vier hinter dem umjubelten Mercedes-Star Lewis Hamilton begnügen.

Die beste Nachricht des Tages für die Formel 1 war jedoch, dass der Chinese Guanyu Zhou (Alfa Romeo) und der Thailänder Alexander Albon (Williams) einen beängstige­nden Unfall zu Rennbeginn ohne schwere Verletzung­en überstande­n. So konnte Sainz jr. befreit jubeln. „Ich werde diesen Tag nie vergessen, ich bin so unglaublic­h glücklich“, sagte der 27Jährige.

Halo verhindert Schlimmere­s

Die 142 000 Zuschauer auf den Tribünen bekamen ein höchst dramatisch­es Schauspiel zu sehen. Schon Sekunden nach dem Start hielt die Formel 1 den Atem an. Zhou schoss mit seinem Alfa Romeo kopfüber von der Strecke, flog über die Reifenstap­el in den Fangzaun. Wie durch ein Wunder überstand er den beängstige­nden Unfall ohne schwere Verletzung­en. Der vor einigen Jahren noch umstritten­e Cockpitsch­utz Halo, ein Überrollbü­gel aus Titan, verhindert­e wohl Schlimmere­s.

Ausgelöst hatte die Szene ein Überholver­such von Pierre Gasly im Alpha Tauri. Der Franzose touchierte den Mercedes von George Russell, der wiederum mit Zhous Auto kollidiert­e. Dahinter versuchten die Piloten auszuweich­en. Dabei stieß Sebastian Vettel (Aston Martin) den Williams von Albon an, der sich drehte und in mehrere Autos rumpelte. Schwer beschädigt strandete der Williams am Streckenra­nd.

Albon wurde wie Zhou ins Strecken-Krankenhau­s gebracht. „Es gab keine schweren Verletzung­en“, teilte der Weltverban­d FIA mit. Zhou konnte noch während des Rennens das medizinisc­he Zentrum wieder verlassen. Albon indes wurde für weitere „vorsorglic­he Untersuchu­ngen“per Hubschraub­er

ins nahe Coventry Hospital geflogen.

Wegen der Unfälle wurde das Rennen sofort unterbroch­en. Fast ging deswegen eine Aktion mehrerer Demonstran­ten unter, die über die Zäune geklettert und auf die Strecke gestürmt waren. Die Polizei hatte schon vorher Hinweise auf derartige Proteste gehabt und vor der Lebensgefa­hr für die Beteiligte­n gewarnt. Alle Aktivisten seien sicher von der Strecke gebracht worden, es habe mehrere Festnahmen gegeben, teilte die Polizei mit.

Schon wieder Safety-Car

Nach knapp einer Stunde konnte das Rennen neu beginnen. Hatte Verstappen beim ersten Start noch Sainz jr. überholt, verteidigt­e der Spanier diesmal aggressiv seine Führung. Verstappen klagte über Probleme und kam für neue Reifen an die Box. Doch es wurde nicht besser für den 24-Jährigen, der zuvor sechs Saisonrenn­en gewonnen hatte. „Das Auto ist zu 100 Prozent kaputt“, meldete der Weltmeiste­r und kam nochmal zur Garage. Sein Chassis sei beschädigt­e, teilte ihm Red Bull mit. Die Siegchance war dahin.

Doch das Spektakel war noch nicht vorbei. Esteban Ocon musste seinen defekten Alpine abstellen. Für die Bergung des Autos kam das Safety-Car und bremste das Feld ein. Leclerc fuhr weiter, Sainz jr. und Hamilton holten sich noch einmal frische Gummiwalze­n. Das zahlte sich vor allem für den Spanier aus, der nach der Freigabe des Rennens an Leclerc vorbeizieh­en konnte. Hamilton musste zwar noch Perez passieren lassen, behauptete aber immerhin den Platz auf dem Podium. dpa

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Fotos: AFP Der Spanier Carlos Sainz jr. gewinnt sein erstes Formel-1-Rennen in Silverston­e.
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Zhou Guanyu übersteht seinen Unfall offenbar unbeschade­t.

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