Luxemburger Wort

Historisch­e Razzia in Mar-a-Lago

Erstmals durchsuche­n Regierungs­beamte des FBI das Haus eines amerikanis­chen Ex-Präsidente­n

- Von Thomas Spang (Washington)

Donald Trump sieht sich als Opfer. Sein „schönes Haus“in Palm Beach sei von Agenten des FBI „belagert, gestürmt und besetzt“worden, bestätigte der Ex-Präsident als Erster die unangekünd­igte Durchsuchu­ng der Bundespoli­zei in Mara-Lago am Montag in einer länglichen Stellungna­hme. „Sie haben sogar meinen Safe aufgebroch­en“, klagt Trump, der das Vorgehen der Beamten mit dem der Einbrecher im Watergate-Gebäude vergleicht.

Da er stets mit den Behörden kooperiert habe, sei die Durchsuchu­ng „unnötig und unangemess­en“gewesen. „Das ist staatsanwa­ltliches Fehlverhal­ten, ein Missbrauch der Justiz und ein Angriff der radikalen Linken“, geht Trump ohne jeden Beleg in die Offensive. „Sie versuchen verzweifel­t, mich daran zu hindern, 2024 für das Präsidente­namt anzutreten“. Dies seien düstere Zeiten für die Nation. „So etwas ist niemals zuvor einem Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten widerfahre­n.“

Tatsächlic­h markiert die Durchsuchu­ng des FBI eine Eskalation der Strafverfo­lgungsbehö­rden im Umgang mit Trump, gegen den gleich mehrfach ermittelt wird. Und richtig ist auch, dass es in der amerikanis­chen Geschichte keinen anderen Fall gibt, in dem der Wohnsitz eines ehemaligen Präsidente­n durchsucht worden ist.

„Wenn ich Trumps Anwalt wäre“, wertet der ehemalige Justiziar Barack Obamas im Weißen Haus, Neil Katayal, das Vorgehen des FBI, „würde ich ihm sagen, er sollte sich auf eine Zeit hinter Gittern vorbereite­n“. Alles deute darauf hin, dass er im Visier „strafrecht­licher Ermittlung­en des Justizmini­steriums“sei. Der Rechtsgele­hrte an der Georgetown University weist im US-Fernsehen darauf hin, dass die Latte für eine Razzia im Strafrecht­ssystem der USA sehr hoch liegt. „Ein Bundesrich­ter musste überzeugt werden, dass sehr wahrschein­lich ein Verbrechen begangen wurde.“

Mögliche Folgen für Kandidatur

Andere Experten heben hervor, dass angesichts der historisch­en Natur der Durchsuchu­ng auch Chefankläg­er Merrick Garland seinen Segen zu der Razzia erteilt haben muss. Dieser stand bisher bei den Demokraten in der Kritik, angesichts des versuchten Coups vom 6. Januar 2021 nicht entschiede­n genug gegen Trump vorzugehen.

In diesem Fall suchten die Beamten der amerikanis­chen Bundespoli­zei

laut Medienberi­chten nach Dokumenten, die Trump beim Auszug aus dem Weißen Haus rechtswidr­ig mitgenomme­n hatte. Darunter sollen sich auch solche mit Staatsgehe­imnissen befinden, deren Beschreibu­ng für sich genommen schon unter Geheimhalt­ung steht.

Das Nationalar­chiv hatte im Februar das Fehlen von mindestens 15 Kisten mit Unterlagen aus der Amtszeit Trumps festgestel­lt und deren Auslieferu­ng angemahnt. Dem Vernehmen nach kam der abgewählte Präsident dieser Aufforderu­ng nur teilweise und zögerlich nach. Der richterlic­he Durchsuchu­ngsbefehl deutet darauf hin, dass sich Schlüsseld­okumente weiterhin in seinem Besitz befanden und Sorge bestand, dass Trump sie nicht übergeben werde.

Für sich genommen wäre das eine Straftat, die nach Absatz 2071 in Kapitel 18 der amerikanis­chen Gesetzgebu­ng mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Außerdem sieht das Gesetz vor, Personen, die „absichtlic­h und ungesetzli­ch“Akten beseitigt, zerstört, versteckt, weggenomme­n oder gefälscht haben, die weitere Ausübung ihres Amts zu verbieten. „Sie sind disqualifi­ziert, irgendein Amt in den Vereinigte­n Staaten innezuhabe­n“.

„Das ist der wirklich entscheide­nde Grund, warum die heutige Durchsuchu­ng potenziell so gravierend ist für die amerikanis­che Politik“, meint Marc Elias, der Hillary Clinton in der Auseinande­rsetzung um die verschwund­enen E-Mails auf ihrem Rechner vertreten hatte. Unter Experten bleibt allerdings strittig, ob Absatz 2071 Trump an einer Kandidatur hindern könnte.

Weder das FBI noch Justizmini­ster Garland oder sein Ministeriu­m äußerten sich zu der Razzia, die am Montag gegen 8 Uhr morgens begann und mehrere Stunden dauerte. Die Bundespoli­zei hatte vorab nur den Secret Service informiert, dessen Beamte in Mar-a-Lago weiterhin Personensc­hutz leisten. Trump hielt sich in New York auf und erfuhr von seinem Sohn Eric von der Durchsuchu­ng. Dieser sagte später in einem Interview mit dem Fernsehsen­der Fox, es seien „20 Autos“mit „30 Agenten“vorgefahre­n.

„Politisier­ung der Justiz“Während das Weiße Haus und die Führer der Demokraten auf die Justizbehö­rden verwiesen, stimmten die Republikan­er in Trumps Klage ein. Der Minderheit­sführer im Repräsenta­ntenhaus, Kevin McCarthy, drohte dem Justizmini­sterium bei Übernahme der Mehrheit im Kongress im November mit einer Untersuchu­ng. „Generalbun­desanwalt Garland, heben Sie die Dokumente auf und halten Sie Ihren Kalender frei.“

Wie andere Trump-Verbündete blieb auch McCarthy einen Beleg dafür schuldig, warum es sich um eine „Politisier­ung der Justiz“handelt. FBI-Chef Christophe­r A. Wray verdankt seinen Job dem ExPräsiden­ten, der ihn 2017 mit dem Amt betraute, nachdem er dessen Vorgänger James Comer gefeuert hatte. Ferner musste ein unabhängig­er Bundesrich­ter die Durchsuchu­ng anordnen.

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Foto: AFP Ex-US-Präsident Donald Trump soll nach seiner Amtszeit 15 Kisten voll mit Regierungs­dokumenten, Erinnerung­sstücken und Briefen aus dem Weißen Haus in sein Haus in Florida gebracht haben.

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