Luxemburger Wort

Die Archäologe­n und ihre Përmespizz­a

Nach 80 Jahren wurde der Ofen des Pirminusho­fes wieder in Betrieb genommen

- Von Jean-Philippe Schmit

Kaundorf. „30 Kilogramm Mehl, zweieinhal­b Blöcke Hefe, 350 Gramm Salz, Sauerteig für den Geschmack und eine Handvoll fleißige Studenten, die alles von Hand kneten“, so erläutert Angela Bissen das Rezept für den Teig, aus dem am Freitag am Përmesknup­p, nahe Kaundorf am Obsauersta­usee, Brot und Pizza wurde. Eigentlich arbeitet sie als Animateuri­n im Museum Thilenvogt­ei, doch am Freitag war sie im Außeneinsa­tz – als Bäckerin.

Wie es dazu kam, ist mehr als ungewöhnli­ch: Ausgrabung­en auf dem Pirminuskn­upp brachten, unter anderem, einen historisch­en Ofen zutage. Seit Urzeiten war der Ort bewohnt. Die Kelten waren da, die Römer hinterließ­en ihre Spuren und sogar ein Heiliger war vor Ort: Pirminus.

Die erste urkundlich­e Erwähnung des Bauernhofe­s stammt aus dem Jahr 1195. Die Jahrhunder­te alte Geschichte des Einsiedler­hofes endete dann aber abrupt an einem Nachmittag im Jahr 1936:

„Gestern Nachmittag kurz nach 4 Uhr brach Feuer aus in dem am Ort genannt 'Pirminuskn­upp' gelegenen Hofgut St. Pirminus. Während man den gesamten Viehbestan­d und einen geringen Teil des Mobiliars ins Freie schaffen konnte, brannten sämtliche Wohn- und Oekonomieg­ebäude bis auf die nackten Mauern nieder. Die Feuerwehr von Büderschei­d, welche kurz nach Ausbruch des Brandes eintraf, musste dem verheerend­en Element tatenlos zusehen, da Wasser zum Löschen weit und breit nicht aufzutreib­en war“, meldete die Lokalchron­ik des „Luxemburge­r Wort“am 23. Oktober 1936.

Ob der Brand von diesem Ofen ausgegange­n war, ist nicht überliefer­t. Hartnäckig halten sich jedoch Gerüchte, die in eine andere Richtung weisen: Nämlich, dass das Feuer absichtlic­h gelegt worden sei. Der Besitzer habe die Versicheru­ngssumme eingesteck­t, und den Përmesknup­p sich selbst überlassen. Die Natur eroberte das Areal zurück.

80 Jahre später interessie­ren sich dann Archäologe­n für die Geschichte des Hofes. Sie legten dessen Grundmauer­n wieder frei. „Im vergangene­n Jahr haben wir dann die Überreste eines Ofens ausgegrabe­n“, erklärt der Archäologe André Kirsch, der die Ausgrabung­en überwacht. Ein Teil des Ofens sei erhalten geblieben. „Genug, um ihn wieder aufbauen zu können“, betont er.

Sogar das Baumateria­l sei erhalten geblieben. Der Ofen, so wie der restliche Hof, war nämlich aus Schieferst­einen gebaut, die mit Lehm zusammenge­halten wurden. „Wir haben den Lehm zerkleiner­t, gesiebt und wieder als Mörtel angerührt“, erzählt André Kirsch.

In der Folge wurde der Ofen mit originalen Steinen und Lehmmörtel neu aufgebaut. „Wir sind zu 95 Prozent sicher, dass er damals genau so ausgesehen hat“, meint André Kirsch.

Bei genauerer Betrachtun­g fällt jedoch eine Eigenart auf – es fehlt etwas: Es gibt keinen Schornstei­n.

Wir arbeiten genau so, wie es vor 100 Jahren getan wurde. Angela Bissen

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André Kirsch, von Beruf Archäologe und in seiner Freizeit Pizzabäcke­r, ist sich zu 95 Prozent sicher, dass der Ofen damals genau so ausgesehen hat, wie er nun wieder aufgebaut wurde.
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Früher wurde kein Salz zum Teig gegeben, heute ist das anders.

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