Die Archäologen und ihre Përmespizza
Nach 80 Jahren wurde der Ofen des Pirminushofes wieder in Betrieb genommen
Kaundorf. „30 Kilogramm Mehl, zweieinhalb Blöcke Hefe, 350 Gramm Salz, Sauerteig für den Geschmack und eine Handvoll fleißige Studenten, die alles von Hand kneten“, so erläutert Angela Bissen das Rezept für den Teig, aus dem am Freitag am Përmesknupp, nahe Kaundorf am Obsauerstausee, Brot und Pizza wurde. Eigentlich arbeitet sie als Animateurin im Museum Thilenvogtei, doch am Freitag war sie im Außeneinsatz – als Bäckerin.
Wie es dazu kam, ist mehr als ungewöhnlich: Ausgrabungen auf dem Pirminusknupp brachten, unter anderem, einen historischen Ofen zutage. Seit Urzeiten war der Ort bewohnt. Die Kelten waren da, die Römer hinterließen ihre Spuren und sogar ein Heiliger war vor Ort: Pirminus.
Die erste urkundliche Erwähnung des Bauernhofes stammt aus dem Jahr 1195. Die Jahrhunderte alte Geschichte des Einsiedlerhofes endete dann aber abrupt an einem Nachmittag im Jahr 1936:
„Gestern Nachmittag kurz nach 4 Uhr brach Feuer aus in dem am Ort genannt 'Pirminusknupp' gelegenen Hofgut St. Pirminus. Während man den gesamten Viehbestand und einen geringen Teil des Mobiliars ins Freie schaffen konnte, brannten sämtliche Wohn- und Oekonomiegebäude bis auf die nackten Mauern nieder. Die Feuerwehr von Büderscheid, welche kurz nach Ausbruch des Brandes eintraf, musste dem verheerenden Element tatenlos zusehen, da Wasser zum Löschen weit und breit nicht aufzutreiben war“, meldete die Lokalchronik des „Luxemburger Wort“am 23. Oktober 1936.
Ob der Brand von diesem Ofen ausgegangen war, ist nicht überliefert. Hartnäckig halten sich jedoch Gerüchte, die in eine andere Richtung weisen: Nämlich, dass das Feuer absichtlich gelegt worden sei. Der Besitzer habe die Versicherungssumme eingesteckt, und den Përmesknupp sich selbst überlassen. Die Natur eroberte das Areal zurück.
80 Jahre später interessieren sich dann Archäologen für die Geschichte des Hofes. Sie legten dessen Grundmauern wieder frei. „Im vergangenen Jahr haben wir dann die Überreste eines Ofens ausgegraben“, erklärt der Archäologe André Kirsch, der die Ausgrabungen überwacht. Ein Teil des Ofens sei erhalten geblieben. „Genug, um ihn wieder aufbauen zu können“, betont er.
Sogar das Baumaterial sei erhalten geblieben. Der Ofen, so wie der restliche Hof, war nämlich aus Schiefersteinen gebaut, die mit Lehm zusammengehalten wurden. „Wir haben den Lehm zerkleinert, gesiebt und wieder als Mörtel angerührt“, erzählt André Kirsch.
In der Folge wurde der Ofen mit originalen Steinen und Lehmmörtel neu aufgebaut. „Wir sind zu 95 Prozent sicher, dass er damals genau so ausgesehen hat“, meint André Kirsch.
Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch eine Eigenart auf – es fehlt etwas: Es gibt keinen Schornstein.
Wir arbeiten genau so, wie es vor 100 Jahren getan wurde. Angela Bissen