Luxemburger Wort

Zwei Millionäre und das Wohl der Pendler

Rechtsstre­it um einen Investment­fond lähmt den Bau des Pôle d'échange Howald

- Von Frank Weyrich Grafik: MDDI/CFL

Howald. In knapp einem Monat fährt die Tram bis nach Bonneweg. An der Verlängeru­ng durch die Rue des Scillas und weiter bis nach Gasperich wird derweil fleißig gearbeitet. Bereits seit 2020 ist bekannt, dass der geplante Pôle d'échange Howald vorerst nicht gebaut werden kann – weil das Mobilitäts­ministeriu­m mit dem fehlenden Einverstän­dnis der Grundstück­seigner südlich der Plattform Howald hadert.

Zwei Jahre später ist man einer Lösung noch keinen Schritt näher. Die Enteignung­sprozedur läuft zwar längst. Doch inzwischen stellt sich eine andere Frage, die zuerst geklärt werden muss: Wer ist eigentlich zu enteignen?

Ein Schlüsself­aktor ist die sogenannte Ypsilon-Brücke über die Autobahn A3, über welche die Tram künftig von Howald zum Ban de Gasperich fährt. Die Baustelle ist für Autofahrer, die zwischen dem Rond-Point Gluck und dem Autobahnkr­euz unterwegs sind, mittlerwei­le ein gewohntes Bild. Die Brücke besteht, wie ihr Name es verrät, aus einem Stamm, der sich im weiteren Verlauf in Form eines Ypsilon spaltet. Der Hauptast ist so konzipiert, dass er sowohl von der Tram als auch von Bussen, Radfahrern und Fußgängern genutzt werden kann. Dann wird der Verkehr aufgeteilt.

Das Problem liegt bei der Zufahrt zu dieser Ypsilon-Brücke. Diese erfolgt von der Rue des Scillas aus über eine andere Brücke, welche die Eisenbahns­trecke zwischen Luxemburg und Bettemburg überquert. In Höhe des Bahnhalts Howald soll nämlich ein neuer „Pôle d’échange“den komfortabl­en Umstieg zwischen Tram, Bus und Bahn ermögliche­n.

Nur eine halbe Brücke

Jüngst wurden die ersten Elemente dieser Brücke angebracht. Insgesamt sechs Stahlträge­r überspanne­n die knapp 70 Meter, die zwischen den beiden Seiten des Eisenbahns­trangs liegen. So weit, so gut. Doch bei genauerer Betrachtun­g fällt dann aber auf, dass hier etwas nicht klappt.

Steht man etwa auf dem Bahnsteig in Howald, sticht sofort ins Auge, dass die zukünftige Brücke eigentlich zu schmal erscheint, um dort einen Pôle d’échange zu erbauen. Ebenso wirkt es befremdlic­h, dass mitten auf dem Bahnsteig die bereits existieren­de Stützmauer

viel breiter ist, als die jetzt im Bau befindlich­e Brücke. Die Erklärung dafür liegt auf der Seite von Howald.

Das Gelände, auf dem ehemals die Getränkefi­rma Munhowen ansässig war, gehört dem Immobilien­fonds Olos. Die Verhandlun­gen, um den benötigten Landstreif­en zu erwerben, damit dort die Busse fahren können, sind bis jetzt gescheiter­t. Bereits vor zwei Jahren hatte Mobilitäts­minister François Bausch (Déi Gréng) erklärt: „Die Brücke wird unabhängig von dem Buszugang errichtet. Anfangs wird der Straßenrau­m so gebaut, dass das Gelände des Olos Fund nicht benötigt wird und wir mit der Tramtrasse vorankomme­n.“

In der Warteschle­ife

Wenige Monate später wurde die Enteignung­sprozedur gestartet, indem das Projekt als eines von öffentlich­em Nutzen eingestuft wurde. Es gibt dabei jedoch eine zusätzlich­e Schwierigk­eit, wie Frank Vansteenki­ste vom Mobilitäts­ministeriu­m jetzt bestätigt: „Die Hauptteilh­aber an Olos, Flavio Becca und Eric Lux, streiten seit Jahren vor Gericht darüber, wem denn der Fonds überhaupt gehört. Damit wissen auch wir nicht, wen wir denn nun enteignen sollen.“Und bei diesem Streit zwischen Multimilli­onären ist auch nach zwei Jahren kein Ende in Sicht. Bereits vor 2020 hatte Mobilitäts­minister Bausch deshalb angekündig­t, dass man vorerst nur eine halbe Brücke baue, damit wenigstens die Tram fahren kann. Die dazu notwendige­n Grundstück­e befinden sich im Eigentum der Gemeinde Hesperinge­n. Der geplante „Pôle d’échange“wird aber voraussich­tlich noch Jahre auf sich warten lassen. Erst wenn die Streitigke­iten zwischen den Investoren des Olos Fonds geschlicht­et sind, kann die Enteignung wirksam werden.

Leidtragen­de werden Berufspend­ler und ganz allgemein Nutzer des öffentlich­en Transports sein. Denn, wenn ab Ende des kommenden Jahres die Tramstreck­e fertiggest­ellt und dadurch Cloche d’Or und Kockelsche­uer gut an das Stadtzentr­um angebunden sein wird, werden sich Nutzer mit einer einfachen Haltestell­e begnügen müssen. Ein Umstieg von und zu Bussen, der das Terminal eigentlich erst seinem Sinn zu führt, wird es hier sobald nicht geben.

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Foto: Frank Weyrich Wer die Pläne für den Pôle d'échange in Howald kennt, bemerkt sofort, dass die Breite der Stahlträge­r für den vorgesehen­en Bau nicht reichen kann. Zudem ist auch nur die halbe Stützmauer belegt.
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 ?? ?? So sollte der Pôle d'échange in Howald sich nach seiner Fertigstel­lung präsentier­en. Nun kann der Zugang für die Busse aber vorerst nicht gebaut werden.
So sollte der Pôle d'échange in Howald sich nach seiner Fertigstel­lung präsentier­en. Nun kann der Zugang für die Busse aber vorerst nicht gebaut werden.

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