Zwei Millionäre und das Wohl der Pendler
Rechtsstreit um einen Investmentfond lähmt den Bau des Pôle d'échange Howald
Howald. In knapp einem Monat fährt die Tram bis nach Bonneweg. An der Verlängerung durch die Rue des Scillas und weiter bis nach Gasperich wird derweil fleißig gearbeitet. Bereits seit 2020 ist bekannt, dass der geplante Pôle d'échange Howald vorerst nicht gebaut werden kann – weil das Mobilitätsministerium mit dem fehlenden Einverständnis der Grundstückseigner südlich der Plattform Howald hadert.
Zwei Jahre später ist man einer Lösung noch keinen Schritt näher. Die Enteignungsprozedur läuft zwar längst. Doch inzwischen stellt sich eine andere Frage, die zuerst geklärt werden muss: Wer ist eigentlich zu enteignen?
Ein Schlüsselfaktor ist die sogenannte Ypsilon-Brücke über die Autobahn A3, über welche die Tram künftig von Howald zum Ban de Gasperich fährt. Die Baustelle ist für Autofahrer, die zwischen dem Rond-Point Gluck und dem Autobahnkreuz unterwegs sind, mittlerweile ein gewohntes Bild. Die Brücke besteht, wie ihr Name es verrät, aus einem Stamm, der sich im weiteren Verlauf in Form eines Ypsilon spaltet. Der Hauptast ist so konzipiert, dass er sowohl von der Tram als auch von Bussen, Radfahrern und Fußgängern genutzt werden kann. Dann wird der Verkehr aufgeteilt.
Das Problem liegt bei der Zufahrt zu dieser Ypsilon-Brücke. Diese erfolgt von der Rue des Scillas aus über eine andere Brücke, welche die Eisenbahnstrecke zwischen Luxemburg und Bettemburg überquert. In Höhe des Bahnhalts Howald soll nämlich ein neuer „Pôle d’échange“den komfortablen Umstieg zwischen Tram, Bus und Bahn ermöglichen.
Nur eine halbe Brücke
Jüngst wurden die ersten Elemente dieser Brücke angebracht. Insgesamt sechs Stahlträger überspannen die knapp 70 Meter, die zwischen den beiden Seiten des Eisenbahnstrangs liegen. So weit, so gut. Doch bei genauerer Betrachtung fällt dann aber auf, dass hier etwas nicht klappt.
Steht man etwa auf dem Bahnsteig in Howald, sticht sofort ins Auge, dass die zukünftige Brücke eigentlich zu schmal erscheint, um dort einen Pôle d’échange zu erbauen. Ebenso wirkt es befremdlich, dass mitten auf dem Bahnsteig die bereits existierende Stützmauer
viel breiter ist, als die jetzt im Bau befindliche Brücke. Die Erklärung dafür liegt auf der Seite von Howald.
Das Gelände, auf dem ehemals die Getränkefirma Munhowen ansässig war, gehört dem Immobilienfonds Olos. Die Verhandlungen, um den benötigten Landstreifen zu erwerben, damit dort die Busse fahren können, sind bis jetzt gescheitert. Bereits vor zwei Jahren hatte Mobilitätsminister François Bausch (Déi Gréng) erklärt: „Die Brücke wird unabhängig von dem Buszugang errichtet. Anfangs wird der Straßenraum so gebaut, dass das Gelände des Olos Fund nicht benötigt wird und wir mit der Tramtrasse vorankommen.“
In der Warteschleife
Wenige Monate später wurde die Enteignungsprozedur gestartet, indem das Projekt als eines von öffentlichem Nutzen eingestuft wurde. Es gibt dabei jedoch eine zusätzliche Schwierigkeit, wie Frank Vansteenkiste vom Mobilitätsministerium jetzt bestätigt: „Die Hauptteilhaber an Olos, Flavio Becca und Eric Lux, streiten seit Jahren vor Gericht darüber, wem denn der Fonds überhaupt gehört. Damit wissen auch wir nicht, wen wir denn nun enteignen sollen.“Und bei diesem Streit zwischen Multimillionären ist auch nach zwei Jahren kein Ende in Sicht. Bereits vor 2020 hatte Mobilitätsminister Bausch deshalb angekündigt, dass man vorerst nur eine halbe Brücke baue, damit wenigstens die Tram fahren kann. Die dazu notwendigen Grundstücke befinden sich im Eigentum der Gemeinde Hesperingen. Der geplante „Pôle d’échange“wird aber voraussichtlich noch Jahre auf sich warten lassen. Erst wenn die Streitigkeiten zwischen den Investoren des Olos Fonds geschlichtet sind, kann die Enteignung wirksam werden.
Leidtragende werden Berufspendler und ganz allgemein Nutzer des öffentlichen Transports sein. Denn, wenn ab Ende des kommenden Jahres die Tramstrecke fertiggestellt und dadurch Cloche d’Or und Kockelscheuer gut an das Stadtzentrum angebunden sein wird, werden sich Nutzer mit einer einfachen Haltestelle begnügen müssen. Ein Umstieg von und zu Bussen, der das Terminal eigentlich erst seinem Sinn zu führt, wird es hier sobald nicht geben.