Touristenhochburg seit über 100 Jahren
2023 wird Esch/Sauer 1 250 Jahre alt – eine Geschichte voller Geheimnisse
Esch/Sauer. „Im kommenden Jahr werden wir Esch23, den 1 250. Geburtstag des Dorfes feiern“, freut sich Marco Schank, der Bürgermeister der Gemeinde Esch/Sauer. Die Burg, die über dem Dorf thront, ist etwas jünger. „Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 927 als das Gelände, auf dem die Burg gebaut werden sollte, als Tauschobjekt diente“, erzählt Marco Schank. Im elften, zwölften Jahrhundert sei dann mit dem Bau der Burg begonnen worden.
Spannend: Über die Burg in Esch/Sauer ist erstaunlich wenig bekannt. „Das wurde deutlich als wir nach Inhalten für unsere neuen Informationstafeln suchten“, erklärt Schank. „Als Besucher ist es frustrierend, wenn man den ganzen Weg bis zur Burg aufsteigt und dann einfach nix erfährt“. Deshalb habe man nun nachgebessert. Mehrere bekannte Historiker haben sich dem Thema angenommen, sind auf Spurensuche gegangen und haben so manches an Informationen zusammengetragen. Und das könnten Besucher jetzt entdecken, führt der Bürgermeister aus, ohne zu viel zu verraten.
Eine Entdeckung gibt er dann doch preis: Die ersten Touristen, die Esch/Sauer überhaupt besucht hatten, waren wohl zwei Briten. „Im 19. Jahrhundert sollen sie durch die Gegend gewandert und auch in Esch/Sauer vorbeigekommen sein“, weiß Marco Schank. „Die Sauer macht hier eine 180 Grad Schleife um die Burg. Das ist schon spektakulär.“Diese Sauerschleife mitsamt mittelalterlicher Burgruine wollten in den folgenden Jahren immer mehr Menschen sehen.
Einst mehr Einwohner als Esch/Alzette
Mit dem aufkommenden Tourismus entwickelte sich das Dorf weiter. „Die steilen Hänge und der magere Boden machten Landwirtschaft fast unmöglich“, so Schank. Die früheren Einwohner – vor der Industrialisierung hatte Esch/Sauer mehr Einwohner als Esch/Alzette – lebten vom Handwerk. „In jedem Haus stand mindestens ein Webstuhl.“Das ganze Dorf sei eine einzige, große Werkstatt gewesen. „Im Jahr 1906 wurde dann die Tuchfabrik gebaut“, sagt Schank. Und das veränderte vieles.
Heute ist die Tuchfabrik ein Museum und ein Empfangszentrum des Naturpark Uewersauer. Zudem ist auch der Shop mit seinen regionalen Produkten bei Inlandstouristen sehr beliebt. Bei einem Spaziergang durch die engen Gassen
Die Sauer schlängelt sich rund um Esch/Sauer.
von Esch/Sauer stechen die Schilder mit der Aufschrift „Zimmer zu vermieten“auf. Galt der Ort einst als Must für Ausflügler und Besucher, so war der Boom doch irgendwann abgeflaut. Heute steuert der Trend zum Lokaltourismus und zur „Vakanz doheem“dem wieder deutlich entgegen. Esch/Sauer ist wieder eine richtige und wichtige Feriendestination. Das bestätigt auch die Chefin des „Hotel de la Sûre“.
„Wir sind im Moment komplett ausgebucht“, freut sich Bianca Streumer.
„Manchmal bin ich erstaunt, wie jung unsere Gäste sind“, fährt sie fort und liefert gleich die Erklärung nach: „Für den Aufstieg zur Burg sollte man gut zu Fuß sein.“Der Fahrradtourismus habe auch stark zugenommen. Viele heutige Gäste machen es den ersten Besuchern gleich und reisen aus eigener Kraft an. „Sie kommen mit dem Fahrrad aus der Hauptstadt, nutzen unser Wellnessangebot und radeln am folgenden Morgen mit vollgeladener Batterie wieder zurück“, so Streumer.
Die Gegend um den Stausee eigne sich natürlich auch für einen längeren Aufenthalt. „Man kann im Stausee schwimmen, Kajak oder Solarboot fahren“, zählt die Hotelbetreiberin auf. Wanderungen auf den gepflegten Wegen rund um den Obersauerstausee seien bei den Gästen sehr beliebt, genauso wie die Ausstellung „Family of Man“in Clerf.
Eine Konkurrenz zum Viandener Schloss sei man dennoch nicht, meint der Bürgermeister auf Nachfrage. „Die spielen in einer ganz anderen Liga“, lacht er. Aber auch Esch/Sauer hat sein Potenzial längst noch nicht ausgeschöpft.
Die Sauer macht hier eine 180 Grad Schleife um die Burg. Das ist schon spektakulär. Marco Schank, Bürgermeister von Esch/Sauer