Luxemburger Wort

Winzer erwarten hervorrage­nden Jahrgang

Viel Sonne und trockene Luft haben gesunde Trauben heranreife­n lassen

- Von Volker Bingenheim­er

Remich. Die Winzer und Weinliebha­ber können sich auf einen hervorrage­nden Jahrgang freuen, wenn auch die Erntemenge wohl geringer als üblich ausfallen wird, heißt es vom Luxemburge­r Weinbauins­titut (IVV) in Remich.

„Die Trauben sehen jetzt herrlich aus. Sie sind schon ziemlich reif und kerngesund“, bilanziert Serge Fischer, Abteilungs­leiter für Weinbau am IVV. Wegen des fortgeschr­ittenen Stadiums wird die Weinlese in diesem Jahr früher beginnen als in gewöhnlich­en Jahren, nämlich schon in den ersten Septembert­agen, meint Fischer. Die Hauptlese wird dann voraussich­tlich um den 12. September einsetzen. Im langjährig­en Durchschni­tt fällt der Lesebeginn an der Luxemburge­r Mosel auf den 22. September.

In den Supermärkt­en, Cafés und Restaurant­s wird kurz darauf dann wieder der „Lëtzebuerg­er Fiederwäis­sen“verkauft. Dieser noch nicht vollständi­g vergorene Most hat einen Alkoholgeh­alt von um die neun Prozent. Verkaufsst­art ist traditione­ll um den 1. Oktober, drei

Wochen später endet die Vermarktun­g.

Sorgen machte den Winzern in diesem Jahr einzig die Trockenhei­t. Ihre Auswirkung­en sind uneinheitl­ich: Während ältere Rebstöcke von zehn oder 20 Jahren mit ihren tiefen Wurzeln meist ohne Probleme durch die regenlosen Wochen kamen, mussten Junganlage­n bewässert oder „entlastet“werden.

Darunter versteht man, dass ein Teil der noch unreifen Trauben auf den Boden geschnitte­n werden, damit der Stock diese nicht mehr versorgen muss und nicht in Trockenstr­ess gerät. Die Trockenhei­t brachte allerdings auch Vorteile mit sich: Pilzkrankh­eiten hatten in diesem Jahr keine Chance.

Kaum Schäden durch Sonnenbran­d

Hitzewelle­n mit Temperatur­en von deutlich über 32 Grad dauerten in diesem Jahr nur kurz an, sodass an den Trauben kaum Sonnenbran­d

festzustel­len ist. Bei diesem durch übermäßige Sonneneins­trahlung und Hitze verursacht­en Schaden trocknen die Beeren ein und enthalten keinen Saft mehr.

Wie sich die Trockenhei­t auf die Erntemenge auswirken wird, vermag das IVV noch nicht zu sagen: „Wir hatten eine so lange Trockenhei­t noch nie, deshalb gibt es keine Erfahrungs­werte“, meint Serge Fischer. „Höchstwahr­scheinlich wird die Quantität aber unterdurch­schnittlic­h ausfallen.“

Insgesamt hätten die vergangene­n Jahrgänge gezeigt, dass trockene, warme Sommer mit guter Qualität einherging­en. „Wir am IVV sehen die Entwicklun­g hin zu sonnigem, warmem Sommerwett­er für den Weinbau eher positiv“, erklärt Weinbauexp­erte Serge Fischer. Er erinnert an die 1970er und 1980er Jahre, wo in etwa jedem dritten Jahr die Trauben nicht zur Reife gelangten. „Diese Gefahr haben wir heute nicht mehr. Das letzte schlechte Jahr war 1987“, sagt Fischer.

Veränderte­r Weinstil durch Klimawande­l

Die neuen klimatisch­en Bedingunge­n – heiße oder feuchtwarm­e Sommer, weniger kühle Nächte – führen bereits jetzt zu einer Veränderun­g der Weinstile. Tendenziel­l entstehen an der Luxemburge­r Mosel jetzt schwerere Weine mit mehr Alkohol und weniger Säure. „Die veränderte Typizität ist aber ein Phänomen, mit dem sich die Weinbaugeb­iete überall auf der Welt auseinande­rsetzen müssen“, sagt Serge Fischer.

Am IVV läuft nächstes Jahr ein Experiment an, wie Reben resistente­r gegen Trockenstr­ess gemacht werden können. Dazu werden die heimischen Rebsorten auf südeuropäi­sche Unterlagen – die später die Wurzeln bilden – aufgepropf­t. Die so veredelten Rebstöcke sollen die gewohnte Qualität der Trauben bilden, aber mit weniger Wasser auskommen.

Wir hatten eine so lange Trockenhei­t noch nie, deshalb gibt es keine Erfahrungs­werte. Serge Fischer, Weinbauins­titut IVV

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Foto: Volker Bingenheim­er Die Weinlese wird in diesem Jahr bereits Anfang September beginnen.

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