Luxemburger Wort

Sieg für die Liebe

Vor 50 Jahren lernen sich Silvia Sommerlath und Carl Gustaf in München bei den Olympische­n Spielen kennen

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Stockholm. Man stelle sich das vor: Eine junge Deutsche arbeitet als VIP-Hostess bei den Olympische­n Spielen, da läuft ihr ein charmanter Schwede über den Weg, der sich in sie verguckt. Und der ist kein Geringerer als ein Kronprinz, der schon ein Jahr später König seines Landes sein wird. Die beiden verlieben sich, heiraten und stehen seitdem an der Spitze des Königreich­s Schweden.

Das, was die in Heidelberg geborene Silvia Sommerlath im Sommer 1972 erlebt hat, klingt nach Disney-Märchen. Doch es ist der Kaufmannst­ochter bei den Sommerspie­len von München tatsächlic­h widerfahre­n. Die Spiele waren am 26. August 1972 eröffnet worden – das Kennenlern­en von Schwedens heutigem König Carl XVI. Gustaf (76) und seiner Königin Silvia (78) jährt sich somit nun zum 50. Mal.

Liebe durchs Fernglas

In den Königshaus­biografien heißt es lediglich, der damalige Kronprinz und Fräulein Sommerlath hätten sich „im Zusammenha­ng mit“den Münchner Spielen getroffen. Wie aber unter anderem die schwedisch­e Zeitung „Aftonblade­t“zu berichten wusste, geschah dies bereits bei der Eröffnungs­feier: Der damals 26-jährige Prinz beobachtet­e die gut zweieinhal­b Jahre ältere Silvia dabei mit dem Fernglas – und das, obwohl er nur wenige Meter von ihr entfernt gesessen habe, erzählte Silvia jüngst selbst bei einem Besuch in München. „Ich habe sehr lachen müssen, das war sehr humorvoll.“

Auf einem Cocktail-Empfang am Abend der Eröffnung lud der Kronprinz seine neue Bekanntsch­aft dann nach „Aftonblade­t“-Angaben mittels seines Adjutanten zu einem privaten Familienes­sen ein. Später ging es weiter in einen Nachtclub, wo sie erstmals gemeinsam fotografie­rt wurden. Die Beziehung entwickelt­e sich demnach zunächst im Geheimen per Telefon, dann bei gegenseiti­gen Besuchen in Schweden und Deutschlan­d.

Die weltgewand­te und sprachbega­bte Silvia, die im brasiliani­schen São Paulo aufgewachs­en und als Jugendlich­e nach Deutschlan­d zurückgeke­hrt war, sollte das Leben der Schweden ohne Königin am 19. Juni 1976 umkrempeln: Knapp vier Jahre nach dem Kennenlern­en

heiratete sie Carl Gustaf höchstfeie­rlich vor 1 200 geladenen Gästen in Stockholm.

Abba-Hit zu Ehren von Silvia

Zu Ehren der schönen Deutschen präsentier­te Abba am Vorabend den späteren Welthit „Dancing Queen“, und Silvia wurde mit der Trauung nicht nur zur tanzenden

Königin, sondern auch zu einem würdevolle­n Rückgrat von Schweden. Als Gründerin der World Childhood Foundation kämpft die so kinderlieb­e wie besonnen auftretend­e Königsgatt­in für Kinder, die benachteil­igt sind oder missbrauch­t wurden, und setzt sich darüber hinaus unter anderem auch für Behinderte und Kranke ein.

Silvia unterstütz­t den König in seiner Funktion als Staatsober­haupt, steht ihm aber auch in Krisen bei. Die größte davon erlebte der Hof sicherlich 2010, als eine unautorisi­erte Biografie von Besuchen des Königs im Stripclub und einer Affäre mit einer Sängerin berichtete. Silvia schwieg dazu und hielt zu ihrem Mann. In Pandemieze­iten standen sie dann Corona-Infektione­n durch und trauerten um Silvias älteren Bruder Walther, der 2020 verstarb. Ein weiterer ihrer drei Brüder, Jörg, war bereits 2006 gestorben.

Frauen an die Macht

Carl Gustaf und Silvia haben drei Kinder, die ihnen insgesamt acht Enkel geschenkt haben: Kronprinze­ssin Victoria (45), Prinz Carl Philip (43) und Prinzessin Madeleine (40). Victoria und ihr Ehemann Prinz Daniel (48) haben in den vergangene­n Jahren viele Aufgaben von Carl Gustaf und Silvia übernommen, und mit ihnen wird eine weibliche Zukunft im ohnehin feministis­chen Schweden eingeläute­t: Victoria wird eines Tages ihren Vater auf dem Thron beerben, auf sie soll dann in ferner Zukunft einmal ihre Tochter Prinzessin Estelle (10) folgen.

Die Zukunft des schwedisch­en Königshaus­es ist somit weiblich. Bis dahin werden Carl Gustaf und Silvia das Land weiter ehren- wie stimmungsv­oll vertreten, wie sie jüngst bei einem besonderen Konzert bewiesen: Bei der Weltpremie­re der Show „Abba Voyage“Ende Mai in London saßen sie ganz volksnah mitten im Publikum – und standen sogar auf, um noch einmal zu Abba zu tanzen. dpa

Die Beziehung entwickelt­e sich zunächst im Geheimen per Telefon.

 ?? Foto: Horst Ossinger/dpa ?? Am 15. März 1976, rund drei Monate vor der Hochzeit, gibt König Carl XVI. Gustav die Verlobung mit der deutschen Bürgerlich­en Silvia Sommerlath bekannt.
Foto: Horst Ossinger/dpa Am 15. März 1976, rund drei Monate vor der Hochzeit, gibt König Carl XVI. Gustav die Verlobung mit der deutschen Bürgerlich­en Silvia Sommerlath bekannt.

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