Dezentralisierung „ist kein Thema“
Optimierung der Drogenbetreuungsstruktur Abrigado geplant
Luxemburg. Fast täglich gibt es Nachrichten über Drogendealer, die rund um das hauptstädtische Bahnhofsviertel von der Polizei gestellt werden. Die Drogenproblematik ist omnipräsent und nicht von der Hand zu weisen. Wie sieht es nun mit den Betreuungsstrukturen auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg aus? Wie hat sich die Situation verändert, seitdem eine Sicherheitsfirma in der Oberstadt zirkuliert? Und wie wird die Erweiterung der Tramstrecke das Drogengeschäft beeinflussen?
Diese Fragen hat das „Luxemburger Wort“dem Sozialschöffen der Hauptstadt, Maurice Bauer (CSV), und dem Direktionsbeauftragten der Stadt Luxemburg für soziale Dienste, Christof Mann, gestellt.
Dass es zu einer Verlagerung der Drogenproblematik gekommen ist, ist dabei nicht von der Hand zu weisen, das weiß auch Mann: „Als Dealer muss dein Business bekannt und sichtbar sein, sonst kauft keiner deine Drogen. Und wenn die Geschäfte an einer Stelle gestört werden, gehen die Dealer irgendwo anders hin.“
Die Tram und die Drogengeschäfte Ein Faktor ist aber für Mann wichtig zu erwähnen: „Mit der Tram kann man sich unauffällig bewegen und auch seine Drogen verkaufen“, erklärt der Mitarbeiter der Stadt Luxemburg: „Es ist wohl so, dass die Konsumenten in die Gegend des hauptstädtischen Parks kommen, Drogen kaufen und wieder zurückfahren. Rund um den Park finden unsere Dienste nicht viele Spritzen.“
Für Maurice Bauer ist klar, dass sich die Drogendealer immer neue Standorte suchen: „Die Dealer scheuen die Öffentlichkeit. Wenn sie herausfinden, dass es in der Oberstadt Ecken gibt, die ruhiger sind, dann versuchen sie, diese auszunutzen.“
Am 11. September wird die Tramlinie Richtung Bonneweg verlängert. Maurice Bauer und Christof Mann sind sich einig: „Die 500 Meter vom Bahnhof aus braucht man dann nicht mehr zu Fuß zu gehen. Dies ist vor allem für schwächere Kunden ein Vorteil.“
Wie sich die Erweiterung konkret auf die Drogengeschäfte auswirken wird, ist für Mann aber noch nicht klar: „Wir werden das Phänomen, das wir jetzt in der Oberstadt beobachten, entlang dieser Achse öfter sehen. Eine Stadt verändert sich ständig. Für uns geht es darum, den Menschen, die nötige Hilfe anzubieten.“
Die Tram wird vom Pont Buchler aus nur einige Meter am Drogenbetreuungszentrum
Maurice Bauer, Sozialschöffe der Hauptstadt: „Es geht nicht um die Dezentralisierung, wir müssen das Problem an der Wurzel packen.“
Christof Mann, Direktionsbeauftragter für soziale Dienste der Stadt Luxemburg: „Der Konsum der Drogen verändert sich.“
Abrigado vorbeifahren. Die Dezentralisierung dieser Struktur wird im Gemeinderat immer wieder von der Opposition gefordert. „Das ist kein Thema für uns“, so Maurice Bauer deutlich: „Wir arbeiten diesbezüglich eng mit dem Gesundheitsministerium zusammen, das für die Drogenpolitik verantwortlich ist. Wir nehmen als Stadt Luxemburg dennoch unsere Verantwortung wahr. Es geht nicht um die Dezentralisierung, sondern wir müssen das Problem an der Wurzel packen.“
So wird die seit langem diskutierte Struktur für weibliche Drogenabhängige immer konkreter. „Diese Struktur wird dezentral eingerichtet. Es gibt einen Standort, dieser ist aber noch nicht spruchreif“, erklärt der Sozialschöffe.
Mehr Standorte für Substitution
Daneben soll noch eine weitere zusätzliche Auffangstruktur geschaffen werden. Diese soll sich an Personen richten, die Substitutionsprogramme verfolgen. Im Abrigado gibt es diese Möglichkeit bereits. Aber das Angebot soll standorttechnisch erweitert werden.