Luxemburger Wort

„Ich lasse weniger an mich ran“

Vier Jahre nach dem Europa-League-Abenteuer mit F91 ist Joe Frising zurück im nationalen Fußball-Oberhaus

- Von Bob Hemmen

Joe Frising brachte Gonzalo Higuain im Stade Josy Barthel zum Verzweifel­n und stand in Sevilla vor über 40 000 Zuschauern im Tor. Vier Jahre nach Düdelingen­s erstem Europa-LeagueAben­teuer und einem kurzen Zwischenst­opp in Canach ist der Keeper zurück im nationalen Oberhaus. Nachdem er mit Käerjeng den Aufstieg geschafft hat, sprangen an den ersten fünf Spieltagen sechs Punkte raus. Bis zur deutlichen 0:5-Heimnieder­lage gegen Racing am Sonntag waren Frising und Co. noch ungeschlag­en. „Ein Tag zum Vergessen“, sagt der 28-Jährige, der im Laufe seiner Karriere schon viele schönere Momente erlebt hat. „Die Europa League war natürlich der Höhepunkt.“

Frising war aufgrund von Jonathan Jouberts Ausfall damals kurzzeitig zur Nummer eins geworden. Nach der ereignisre­ichen Saison 2018/2019, die für ihn verletzung­sbedingt vorzeitig endete, verließ er F91 mit dem Vorhaben, nur vorübergeh­end in der Ehrenpromo­tion zu spielen. Mit Canach erwischte er einen guten Start, die Corona-Pandemie machte dem Team allerdings einen Strich durch die Rechnung. „Ich wollte wieder Spaß haben und sah in Canach ein interessan­tes Projekt. Wenn die Saison nicht vorzeitig abgebroche­n worden wäre, hätten wir um den Aufstieg mitgespiel­t“, ist er sich sicher.

Direkter Aufstieg mit Käerjeng

2021 wechselte er aus privaten Gründen nach Käerjeng. „Der damalige Trainer, David Zenner, ist ein Freund von mir. Ich wusste, was mich erwarten würde. Da Käerjeng ein sympathisc­her Club mit Ambitionen ist, fiel mir die Entscheidu­ng leicht. Der Verein wollte in die BGL Ligue aufsteigen.“Frising und Co. erreichten ihr Ziel. „Das war etwas ganz Besonderes. Wir hatten einen unglaublic­hen Zusammenha­lt. Und auch wenn uns einige Leader verlassen haben und viele neu dazugekomm­en sind, wollten wir den Schwung in die Saison mitnehmen.“

Gegen Wiltz (1:1), Jeunesse (0:0) und Niederkorn (1:1) holte Käerjeng einen Punkt. Im Duell mit Hostert (1:0) feierte das Team von Marc Thomé den ersten Saisonsieg, ehe gegen Racing die erste Niederlage folgte. Von Enttäuschu­ngen lässt sich Frising nicht mehr unterkrieg­en. „Ich analysiere jetzt viel rationaler und lasse weniger an mich ran.“Die Zeit im Düdelinger Trikot hat ihn nachhaltig geprägt. „Im Fußball wird immer versucht, für Unruhe zu sorgen. Bei F91 natürlich deutlich mehr als bei Käerjeng. Man steht permanent im Fokus. In Düdelingen

Ich weiß nicht, ob es Neid ist, doch viele Luxemburge­r gönnen einem nichts.

Joe Frising muss am Sonntag mit Käerjeng die erste Saisonnied­erlage hinnehmen.

Stattdesse­n konzentrie­rt er sich darauf, mit Underdog Käerjeng in der BGL Ligue zu bestehen. „Als wir mit F91 in der Europa League gespielt haben, arbeitete kaum jemand. Danel (Sinani, Anm. d. Red.) und ich haben noch studiert. Es wurde zweimal täglich trainiert, also konnte man Kleinigkei­ten verbessern. Das ist in Käerjeng nicht ganz so einfach. Doch man kann beide Vereine ohnehin nicht miteinande­r vergleiche­n.“

Doch Frising ist optimistis­ch: „Wir wollen das Maximum heraushole­n. Das Wichtigste ist der Klassenerh­alt.“Frising genießt es, wieder in der BGL Ligue im Tor zu stehen. „Ich finde es ganz cool, etwas als Außenseite­r zu schaffen“, sagt er. Wie damals mit Düdelingen.

In Düdelingen hatte ich Probleme, mit dem Druck umzugehen. Das gelingt mir mittlerwei­le deutlich besser.

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Foto: AFP 2018 steht der ehemalige F91-Keeper unter anderem gegen Betis Sevilla um Cristian Tello im Tor.
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