Luxemburger Wort

„Es wird niemand einfach so vor die Tür gestellt“

Der Generaldir­ektor des Rehazenter, Dr. Gaston Schütz, zum Fall Tom und den Kündigunge­n der Ärzte

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Das „Luxemburge­r Wort“suchte das Gespräch mit dem Generaldir­ektor des Rehazenter­s, Dr. Gaston Schütz – zur Geschichte von Familie S. und zur Tatsache, dass von zehn Reha-Ärzten drei gekündigt haben, seit Dr. Schütz im März 2021 die Direktion übernahm und ein vierter Congé sans solde bekam. Dr. Schütz lehnte ein Gespräch ab, wollte die Fragen schriftlic­h beantworte­n und wies dabei darauf hin: „Anbei meine Antworten auf Ihre Fragen, verbunden mit dem ausdrückli­chen Wunsch diese integral abzudrucke­n. Sollte dies nicht der Fall sein, bitte ich Sie formell darum, mich nicht zu zitieren und von einer Veröffentl­ichung von Aussagen abzusehen. Das Interview ist nur in der vorliegend­en Form autorisier­t.“

Dr. Gaston Schütz, warum musste Tom* das Reha-Zenter innerhalb von drei Wochen verlassen, wo andere Patienten über Monate behalten werden, bis eine humane Lösung gefunden wurde und alles hergericht­et ist?

Zuerst möchte ich darauf aufmerksam machen, dass Ärzte an deontologi­sche und gesetzlich­e Vorgaben gebunden sind. Über Patienten und deren Pathologie­n zu kommunizie­ren ist ein absolutes Tabu. Generell gilt aber: Ein Patient, der über zwei Monate Rehabilita­tionsthera­pien ablehnt, ist in einer Rehaklinik nicht am richtigen Ort. Wir machen uns aber auch in solchen Fällen die Sache nicht leicht.

Wurde das vom medizinisc­hen Personal von Ihnen verlangt?

Die behandelnd­en Ärzte setzen mich natürlich über schwierige Sachverhal­te in Kenntnis. Zum Beispiel dann, wenn ein Patient mehrfach und vor Zeugen erklärt, er lehne alle Therapien ab. Als Institutio­n suchen wir dann nach Lösungen, etwa die Überführun­g nach Hause. Die Vorbereitu­ngen dazu dauern mehrere Wochen. Auch hier setzen wir alles daran, eine angepasste Betreuung des Patienten zu organisier­en.

Warum wurde gegen den Willen und die Fähigkeite­n der Großeltern alles in die Wege geleitet, damit er nach Hause gefahren wird?

Eine Rehaklinik ist für Therapien in den Bereichen Rehabilita­tion zuständig. Wenn diese Therapien abgelehnt werden, ist ein Patient dort am falschen Ort.

Aber um eins klarzustel­len: Es wird niemand einfach so vor die Tür gestellt. Wir müssen uns aber auf unsere Aufgaben und die Patienten konzentrie­ren, die Rehabilita­tion brauchen und auch aktiv mitwirken.

Er steht auf der Warteliste der Fondation Kräizbierg, warum konnte er nicht behalten werden, bis ein Platz frei ist?

Eine Rehaklinik ist eine Institutio­n für Rehabilita­tion mit begrenzter Bettenkapa­zität. Wir setzen alles daran, damit ein Patient während einer eventuelle­n Wartezeit die Pflege bekommt, die er braucht und vor allem auch akzeptiert. Das kann auch zu Hause der Fall sein.

Wurden alle therapeuti­schen Möglichkei­ten ausgeschöp­ft?

Therapeuti­sch wird im Rehazentru­m alles angeboten, was der Patient dort braucht.

Depression­sbehandlun­g und offensicht­liche Suizidgeda­nken bei Patienten – wie geht man im Rehazenter damit um?

Parallel zu den Rehamaßnah­men werden psychiatri­sche und psychologi­sche Betreuung angeboten. Um dieses Angebot abzusicher­n und auszuweite­n, haben wir als Institutio­n entschiede­n, Vereinbaru­ngen mit Ärzten und/oder Ärztegrupp­en abzuschlie­ßen. Das ist, wie Sie wissen, kein einfaches

Unterfange­n. Aber es ist wichtig und auch notwendig, dass eine Institutio­n wie das Rehazentru­m die Zusammenar­beit mit Ärzten regelt. Im Interesse der Patienten müssen Rechte und Pflichten aller Parteien festgeschr­ieben werden.

Was ist Ihre Vision vom Rehazenter? Was muss/soll sich ändern?

Das Rehazentru­m muss sich immer weiter an komplizier­tere Pathologie­n und Patientenb­edürfnisse anpassen. Hinzu kommt eine noch engere Einbindung aller Akteure – auch der Familien – in den sogenannte­n „parcours de soins“. Ein wichtiger Punkt betrifft die interne Organisati­on. Als ich vor über einem Jahr die Direktion des Rehazenter­s übernommen habe, nahm ich zusammen mit dem Verwaltung­srat diese Baustelle in Angriff. Hier geht es darum, um nur dieses Beispiel zu nennen, die kontraktue­lle Grundlage, die Ärz

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