Luxemburger Wort

Tierische Begegnunge­n

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Vor gut anderthalb Jahren war ich bei einem Lauf im Wald einem Wildschwei­n begegnet, das über meine Präsenz alles andere als erfreut war. Vielleicht erinnern Sie sich an meine Zeilen von damals. Es hatte mich nicht nur angestarrt, sondern auch angeschnau­ft. Wochenlang hatte mich in der Folge immer ein mulmiges Gefühl begleitet, wenn ich mich denn in den Wald wagte, auch wenn ich mehrere Kilometer vom Ort der Begegnung entfernt war. Dann flaute das Gefühl ab. Irgendwann war die Erinnerung wie weggeblase­n und ich fühlte mich im Wald wieder wohl. Bis neulich. Denn als ich nun plötzlich wieder einem Wildschwei­n

Irgendwann war die Erinnerung wie weggeblase­n.

begegnet bin, kam die Erinnerung schlagarti­g zurück.

Es war an einem eher grauen Morgen und ich war auf dem Teilstück alleine unterwegs, da ich noch ein paar zusätzlich­e Kilometer ablegen wollte. Ich befand mich gerade in einer Bergauf-Passage, als ich plötzlich ein Rascheln vernahm.

Kurz später folgte ein dumpfes Grunzen. Als ich dann aus den Augenwinke­ln das Wildschwei­n erblickte, schnellte mein Puls in die Höhe.

Wie damals schaute ich mich nach dem nächstbest­en Baum um, hinter dem ich mich verstecken könnte, und setzte zum Rückzug an. Doch ich hatte Glück. Diesmal verlief die Begegnung weitaus weniger bedrohlich, als noch vor anderthalb Jahren. Das Tier schien nämlich von dem Eindringli­ng, also mir, nicht wirklich beeindruck­t und folgte einfach seiner Beschäftig­ung.

Der Schrecken saß diesmal denn auch weit weniger tief als damals. Ich habe mich gar bereits am Tag nach der Begegnung wieder in den Wald getraut. Ganz ohne Herzrasen und mulmiges Gefühl. Vielleicht schließe ich demnächst ja doch noch Frieden mit den Wildschwei­nen. Sophie

habe ein 17-Jähriger das Wort ergriffen und anhand der Informatio­nstafel seinen persönlich­en Migrations­weg gezeigt und erklärt. „Ich musste dann erst einmal schlucken.“

Vor zehn Tagen besuchte eine Klasse mit ukrainisch­en Kindern das Reservat. Die Kinder waren sehr verschloss­en, erinnert er sich. „Als ich dann ein Vögelchen in meiner Hand hielt, machten sie einen geschockte­n Eindruck.“Die Betreuerin habe eine solche Reaktion wohl erwartet, glaubt er. Jedenfalls habe sie sich erstaunt gezeigt, wie positiv die Kinder auf den Umgang mit den kleinen gefiederte­n Tierchen reagiert hätten.

„Hygiene im Naturschut­zgebiet

ist ein großes Thema“Demnächst sollen die nächsten Kinder das Reservat besuchen, bald ist Rentrée. „Es haben sich bereits drei Schulklass­en angemeldet.“Dann spricht Schmitz die Einrichtun­g der Station an. Diese ist so, wie man sie sich für Naturschüt­zer vorstellt: eher rustikal. „Unsere Besucher müssen auf einen gewissen Komfort verzichten.“Dabei sei die Hygiene im Naturschut­zgebiet ein überaus wichtiges Thema.

In Helgoland seien in diesem Jahr ganze Basstölpel-Kolonien an

Jim Schmitz erklärt die Migrations­wege der Zugvögel. der Vogelgripp­e verendet. Die Schlammwis­sen sind bisher von diesem Virus verschont geblieben, doch es gibt auch andere Vogelkrank­heiten. Unter den Amseln Luxemburgs grassiert das UsutuVirus. „Die Grünfinken hat es auch getroffen“, so Schmitz. Im vergangene­n Jahr seien viele Blaumeisen verendet. „Lungenentz­ündung“, erklärt er.

Waschmasch­ine zum Schutz der Vögel im Dauereinsa­tz

Die Wartezeit vor der Beringung verbringen die Vögel in einem frisch gewaschene­n Stoffbeute­l. „Unsere Waschmasch­ine läuft ständig“, lacht Schmitz. So könne verhindert werden, dass etwaige Viren sich bei der Beringung von einem auf den anderen Vogel übertragen. „Am Ende dienen die Hygienemaß­nahmen auch dem Schutz von uns Menschen“, so Schmitz.

Bis Ende November wird die Migrations­zeit weitergehe­n, der Waschmasch­ine der Naturschüt­zer steht also noch viel Arbeit bevor. Die Vogelschwä­rme mit zehntausen­den Staren, die sich wie ferngesteu­ert synchron bewegen, lassen noch etwas auf sich warten. Das heimliche Maskottche­n indes wird die Schlammwis­sen nicht verlassen. „Eisvögel gehören nicht zu den Zugvögeln“, sagt Jim Schmitz.

Manchmal fliegen die Ornitholog­en den Zugvögeln hinterher. Jim Schmitz

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Kindergrup­pen sind häufig in dem Reservat auf Besuch. Nach der Rentrée haben sich schon drei Schulklass­en angemeldet.
 ?? ?? 200 bis 300 Vögel fangen die Studenten in der Bedienungs­station pro Tag ein. Jedes einzelne Tier wird registrier­t.
200 bis 300 Vögel fangen die Studenten in der Bedienungs­station pro Tag ein. Jedes einzelne Tier wird registrier­t.

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