Luxemburger Wort

Stolz auf das Erreichte

Trotz der Abschluss-Niederlage gegen England haben die FLF-Frauen viel geschafft

- Von Andrea Wimmer

Die Europameis­terinnen machten ihnen Mut. Luxemburgs Fußballfra­uen hatten zum Abschluss der WM-Qualifikat­ion zwar wenig überrasche­nd hoch verloren, doch sie bekamen danach viel Zuspruch von den überlegene­n Gegnerinne­n. „Sie waren sehr nett“, berichtete Kapitänin Laura Miller von den Minuten nach dem Spiel, als die Engländeri­nnen die Fortschrit­te der Außenseite­rinnen lobten.

Das Ergebnis im letzten Spiel der Kampagne fiel mit 0:10 wie erwartet wieder deutlich aus. Dennoch durfte die FLF-Auswahl mit ihrer ersten WM-Qualifikat­ion zufrieden sein. „Natürlich wollten wir ein 0:10 vermeiden. Dass es jetzt doch wieder so ein Ergebnis wurde, ist schade. Aber im Großen und Ganzen war es ein einmaliges Erlebnis. Jede Spielerin ist dankbar für die ganze Kampagne“, so Miller. „England ist immerhin Europameis­ter. Wir haben uns in jeder Hinsicht weiterentw­ickelt und versucht mitzuspiel­en. Wir haben uns nicht blamiert.“

Gegen die beste Mannschaft Europas in Topbesetzu­ng, die von der ersten bis zur letzten Minute enormen Druck machte, hatte Luxemburg keine realistisc­he Chance. Trotzdem sah Nationaltr­ainer Dan Santos das Duell positiv im Vergleich zum Hinspiel vor einem Jahr, das ebenfalls 0:10 ausgegange­n war. „England ist inzwischen viel, viel stärker geworden. Aber wir haben uns auch gesteigert.

Wenn man gegen einen deutlich verbessert­en Europameis­ter auswärts vor 24 000 Zuschauern dasselbe Ergebnis wie im Hinspiel erzielt, ist das eine Steigerung. Wir haben Fortschrit­te gemacht, das hat uns jeder gesagt“, erklärte er.

Die FLF-Auswahl war Gast im ersten Heimspiel der Engländeri­nnen nach dem Gewinn des EM-Titels im eigenen Land. Der Pokal wurde dem Publikum präsentier­t. Das Spiel in Stoke-on-Trent war lange ausverkauf­t gewesen. Den Gastgeberi­nnen war wichtig, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, was ihnen mit einem Dauer-Offensivfe­uerwerk auch gelang. Obwohl die Qualifikat­ion für die WM 2023 als Gruppensie­ger schon vorher feststand, blieben sie auf höchstem Niveau und beendeten die Kampagne mit der unglaublic­hen Tordiffere­nz von 80:0.

Lob vom Europameis­ter

Schon zur Halbzeit stand es gegen Luxemburg nach Toren von Georgia Stanway (12.'/Foulelfmet­er, 26.'), Alessia Russo (18.'), Rachel Daly (38.') und Bethany Mead (40.') 5:0. Nach der Pause erhöhten Bethany England (48.', 90 + 2.'), Nikita Parris (59.'), Ella Toone (73.', Foulelfmet­er) und Lauren Hemp (90.') auf das zweistelli­ge Resultat.

Nach dem Schlusspfi­ff nahmen sich die Siegerinne­n Zeit für die Gäste. Sie schenkten ihnen ihre Trikots. Trainerin Sarina Wiegman, die schon zweimal hintereina­nder eine Mannschaft zum EMTitel geführt hatte, plauderte mit dem Luxemburge­r Kollegen. „Sie hat uns Mut für die Zukunft gemacht und gesagt, dass wir so weitermach­en sollen“, erzählte Santos.

Er lobte die Leistung aller seiner Spielerinn­en, hob aber Torhüterin Lucie Schlimé hervor. „Das Resultat hätte viel höher ausfallen können. Lucie war herausrage­nd“, sagte Santos über die 18-Jährige. Die Mannschaft habe so kompakt verteidigt, wie sie konnte, sei zudem öfter aus der eigenen Hälfte herausgeko­mmen als im Hinspiel im Stade de Luxembourg.

Gegen Goliath gespielt

Beide Mannschaft­en haben denselben Spitznamen: Löwinnen. Fußballeri­sch sind England und Luxemburg aber naturgemäß weit auseinande­r. „England ist wie die USA derzeit eines der zwei besten

Teams der Welt. Und wir haben mit der A-Mannschaft jetzt gerade mal die erste Kampagne gespielt. Wir werden nie so wie England. Das wissen wir auch. Aber wir haben gesehen, dass wir beispielsw­eise beim Niveau Nordirland­s anknüpfen können“, ordnete Santos die Kräfteverh­ältnisse ein.

„Es war ja klar, dass wir gegen England Außenseite­r waren. Wir haben gegen Goliath gespielt. Da ist so eine Niederlage keine Überraschu­ng“, sagte Carine Nardecchia, die Präsidenti­n der FLF-Frauenfußb­all-Kommission. Insgesamt sei die Kampagne, in der Luxemburg mit neun Punkten als Vierter überrasche­nd stark abschnitt, ein Erfolg gewesen: „Unter dem Strich sind wir sehr zufrieden. Die Spielerinn­en können stolz sein.“

Wenn wir zurückscha­uen auf das, was wir in dem Jahr erreicht haben, sind wir stolz. Laura Miller

FLF-Torhüterin Lucie Schlimé (l.) macht gegen die Europameis­terinnen ein ganz starkes Spiel.

Das sind sie auch, meinte Miller. Alle waren traurig, dass die Kampagne endete. „Aber wenn wir zurückscha­uen auf das, was wir in dem Jahr erreicht haben, sind wir stolz“, betonte sie. Sie habe viel gelernt, vor allem: „Dass man alles schaffen kann, wenn man es wirklich will.“

Die luxemburgi­schen Fußballeri­nnen können das bald wieder beweisen. Es hat zwar lange gedauert, bis sie erstmals an einer Qualifikat­ion nach dem aktuellen Format teilnehmen durften. Aber jetzt soll es nahtlos weitergehe­n. Die Teilnahme an der nächsten Kampagne, der Qualifikat­ion für die Europameis­terschaft 2025, steht bereits fest.

 ?? ?? Laura Miller und ihre Teamkolleg­innen schlagen sich gegen England wacker.
Laura Miller und ihre Teamkolleg­innen schlagen sich gegen England wacker.
 ?? ?? Trainer Dan Santos sieht viel Entwicklun­gspotenzia­l.
Trainer Dan Santos sieht viel Entwicklun­gspotenzia­l.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg