Stolz auf das Erreichte
Trotz der Abschluss-Niederlage gegen England haben die FLF-Frauen viel geschafft
Die Europameisterinnen machten ihnen Mut. Luxemburgs Fußballfrauen hatten zum Abschluss der WM-Qualifikation zwar wenig überraschend hoch verloren, doch sie bekamen danach viel Zuspruch von den überlegenen Gegnerinnen. „Sie waren sehr nett“, berichtete Kapitänin Laura Miller von den Minuten nach dem Spiel, als die Engländerinnen die Fortschritte der Außenseiterinnen lobten.
Das Ergebnis im letzten Spiel der Kampagne fiel mit 0:10 wie erwartet wieder deutlich aus. Dennoch durfte die FLF-Auswahl mit ihrer ersten WM-Qualifikation zufrieden sein. „Natürlich wollten wir ein 0:10 vermeiden. Dass es jetzt doch wieder so ein Ergebnis wurde, ist schade. Aber im Großen und Ganzen war es ein einmaliges Erlebnis. Jede Spielerin ist dankbar für die ganze Kampagne“, so Miller. „England ist immerhin Europameister. Wir haben uns in jeder Hinsicht weiterentwickelt und versucht mitzuspielen. Wir haben uns nicht blamiert.“
Gegen die beste Mannschaft Europas in Topbesetzung, die von der ersten bis zur letzten Minute enormen Druck machte, hatte Luxemburg keine realistische Chance. Trotzdem sah Nationaltrainer Dan Santos das Duell positiv im Vergleich zum Hinspiel vor einem Jahr, das ebenfalls 0:10 ausgegangen war. „England ist inzwischen viel, viel stärker geworden. Aber wir haben uns auch gesteigert.
Wenn man gegen einen deutlich verbesserten Europameister auswärts vor 24 000 Zuschauern dasselbe Ergebnis wie im Hinspiel erzielt, ist das eine Steigerung. Wir haben Fortschritte gemacht, das hat uns jeder gesagt“, erklärte er.
Die FLF-Auswahl war Gast im ersten Heimspiel der Engländerinnen nach dem Gewinn des EM-Titels im eigenen Land. Der Pokal wurde dem Publikum präsentiert. Das Spiel in Stoke-on-Trent war lange ausverkauft gewesen. Den Gastgeberinnen war wichtig, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, was ihnen mit einem Dauer-Offensivfeuerwerk auch gelang. Obwohl die Qualifikation für die WM 2023 als Gruppensieger schon vorher feststand, blieben sie auf höchstem Niveau und beendeten die Kampagne mit der unglaublichen Tordifferenz von 80:0.
Lob vom Europameister
Schon zur Halbzeit stand es gegen Luxemburg nach Toren von Georgia Stanway (12.'/Foulelfmeter, 26.'), Alessia Russo (18.'), Rachel Daly (38.') und Bethany Mead (40.') 5:0. Nach der Pause erhöhten Bethany England (48.', 90 + 2.'), Nikita Parris (59.'), Ella Toone (73.', Foulelfmeter) und Lauren Hemp (90.') auf das zweistellige Resultat.
Nach dem Schlusspfiff nahmen sich die Siegerinnen Zeit für die Gäste. Sie schenkten ihnen ihre Trikots. Trainerin Sarina Wiegman, die schon zweimal hintereinander eine Mannschaft zum EMTitel geführt hatte, plauderte mit dem Luxemburger Kollegen. „Sie hat uns Mut für die Zukunft gemacht und gesagt, dass wir so weitermachen sollen“, erzählte Santos.
Er lobte die Leistung aller seiner Spielerinnen, hob aber Torhüterin Lucie Schlimé hervor. „Das Resultat hätte viel höher ausfallen können. Lucie war herausragend“, sagte Santos über die 18-Jährige. Die Mannschaft habe so kompakt verteidigt, wie sie konnte, sei zudem öfter aus der eigenen Hälfte herausgekommen als im Hinspiel im Stade de Luxembourg.
Gegen Goliath gespielt
Beide Mannschaften haben denselben Spitznamen: Löwinnen. Fußballerisch sind England und Luxemburg aber naturgemäß weit auseinander. „England ist wie die USA derzeit eines der zwei besten
Teams der Welt. Und wir haben mit der A-Mannschaft jetzt gerade mal die erste Kampagne gespielt. Wir werden nie so wie England. Das wissen wir auch. Aber wir haben gesehen, dass wir beispielsweise beim Niveau Nordirlands anknüpfen können“, ordnete Santos die Kräfteverhältnisse ein.
„Es war ja klar, dass wir gegen England Außenseiter waren. Wir haben gegen Goliath gespielt. Da ist so eine Niederlage keine Überraschung“, sagte Carine Nardecchia, die Präsidentin der FLF-Frauenfußball-Kommission. Insgesamt sei die Kampagne, in der Luxemburg mit neun Punkten als Vierter überraschend stark abschnitt, ein Erfolg gewesen: „Unter dem Strich sind wir sehr zufrieden. Die Spielerinnen können stolz sein.“
Wenn wir zurückschauen auf das, was wir in dem Jahr erreicht haben, sind wir stolz. Laura Miller
FLF-Torhüterin Lucie Schlimé (l.) macht gegen die Europameisterinnen ein ganz starkes Spiel.
Das sind sie auch, meinte Miller. Alle waren traurig, dass die Kampagne endete. „Aber wenn wir zurückschauen auf das, was wir in dem Jahr erreicht haben, sind wir stolz“, betonte sie. Sie habe viel gelernt, vor allem: „Dass man alles schaffen kann, wenn man es wirklich will.“
Die luxemburgischen Fußballerinnen können das bald wieder beweisen. Es hat zwar lange gedauert, bis sie erstmals an einer Qualifikation nach dem aktuellen Format teilnehmen durften. Aber jetzt soll es nahtlos weitergehen. Die Teilnahme an der nächsten Kampagne, der Qualifikation für die Europameisterschaft 2025, steht bereits fest.