Die nächste Titelmission
Tom Brady ist auch mit 45 Jahren weiterhin hungrig und freut sich auf den Saisonstart in der National Football League
Im Zentrum der Aufmerksamkeit fühlte sich Football-Überfigur Tom Brady diesmal ziemlich unwohl. Für elf Tage war der NFLStar in der Saison-Vorbereitung abgetaucht und hatte der Liga kurz vor Beginn der neuen Spielzeit ein Tuschelthema geliefert. „Das ist alles privat“, konterte Brady die Fragen nach möglichen Problemen in seiner vermeintlich heilen Welt. Ist Supermodel-Ehefrau Gisele Bündchen etwa nicht so glücklich mit dem Comeback des erfolgreichsten Spielers der Liga-Historie? „Ich bin 45, Mann. Da läuft auch viel Mist“, ließ sich Brady entlocken.
Die Saison wird morgen um 2.20 Uhr Luxemburger Zeit mit dem Duell der Buffalo Bills bei den Los Angeles Rams eröffnet. Auch vor dem ersten Spieltag der National Football League dreht sich vieles um den siebenmaligen SuperBowl-Gewinner Brady. Eigentlich hatte er seine schillernde Karriere schon für beendet geklärt. Das Dasein als Sportrentner aber hielt der Rekordmann nur 40 Tage aus. Es gebe da noch etwas zu erledigen, verkündete der Quarterback der Tampa Bay Buccaneers im März. Sein Platz sei noch immer auf dem Spielfeld.
Öffentlich hatte Gattin Bündchen diese plötzliche Kehrtwende mit Freude begleitet. In den Klatschspalten jedoch wurde zuletzt gemutmaßt, die 42-Jährige habe eigentlich auf mehr gemeinsame Zeit mit Brady und den Kindern gehofft. „Jeder hat so seine Situationen, mit denen er klarkommen muss“, sagte Brady dazu zuletzt. „Man muss das Leben so gut hinkriegen, wie es geht. Das ist ein fortlaufender Prozess“, meinte der Altmeister.
„Er ist im All-in-Modus“Bradys Ehrgeiz ist legendär. Auf seiner Position hält der Spielmacher längst alle wichtigen NFLRekorde. Auch in der Vorsaison, die mit dem Scheitern in den Playoffs gegen die Rams, den späteren Champion, unsanft endete, führte der Musterprofi die wichtigsten Statistiken an. Jüngst wurde Brady zum insgesamt vierten Mal zum besten aktiven NFL-Spieler gewählt. Die Top Fünf komplettieren Aaron Donald (LA Rams), Aaron Rodgers (Green Bay Packers), Cooper Kupp (LA Rams) und Jonathan Taylor (Indianapolis Colts). In der Testphase für den Saisonstart seiner Bucs wirkte Brady
Chase, Tyler Boyd und Tee Higgins keineswegs.
GREEN BAY PACKERS
Die Packers haben in Davante Adam (Las Vegas Raiders) ihren AusnahmeReceiver verloren. Das werden sie zu spüren kommen. Randall Cobb, Travis Fulgham und Allen Lazard müssen diese Lücke füllen. Die Packers haben eine überragende Defense und in Aaron Rodgers einen Zauberer auf der Quarterback-Position.
DENVER BRONCOS
Die große Frage wird sein, wie schnell Quarterback Russell Wilson (ehemals Seattle Seahawks) in Denver funktioniert. In Courtland Sutton, Jerry Jeudy und KJ Hamler steht ihm ein gutes Receiver-Trio zur Seite. Um jedoch in der AFC West gegen die Chargers, Chiefs und Raiders zu bestehen, muss alles passen. jg
fit, fokussiert und präzise in seinen Würfen. „Tom ist Tom. Er ist unser Anführer. Es ist ein tolles Gefühl, ihn wieder dabei zu haben. Er ist eine Ikone“, sagte Teamkollege Rachaad White. Zweifel an Bradys Einsatzwillen und Hingabe nach seiner elftägigen Auszeit wies der neue Cheftrainer Todd Bowles zurück: „Er ist im All-in-Modus, seit er bei uns ist. Das ist auch jetzt so.“
Doch kann Brady in seiner 23. NFL-Saison noch einmal seine Magie entfalten? „Ich habe schon so viel Football gespielt, viele Saisons, viele Spiele, viele Trainings – ich fühle mich ziemlich gut“, sagte Brady betont gelassen. Das Ziel ist klar: der Sieg im Super Bowl, der am 12. Februar 2023 in Glendale im Bundesstaat Arizona ausgespielt wird.
Der weiter brennende Hunger des Titelsammlers freut auch die Fans in Europa und besonders in Deutschland. Einige von ihnen kommen am 13. November in München in den Genuss, Brady live zuschauen zu können. Dann trifft Tampa Bay beim ersten Pflichtspiel der NFL in Deutschland auf die Seattle Seahawks. Die 50 000 Karten waren in weniger als einer Stunde vergriffen.
Dass Brady nach Deutschland kommt, hat mit den Expansionsplänen der NFL zu tun: Commissioner Roger Goodell hat den 32 Clubbesitzern zugesagt, den Umsatz der Liga bis 2027 auf 25 Milliarden US-Dollar zu steigern, ein ehrgeiziges Ziel. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei elf Milliarden US-Dollar in den USA und etwas mehr als drei Milliarden international. Dem Spiel in München folgen bis 2025 im Wechsel mit Frankfurt drei weitere Spiele auf deutschem Boden. In Europa werden zudem seit Jahren auch in London ein paar Spiele ausgetragen.
Die Gehälter explodieren
Eine Erhöhung der Einnahmen ist für die NFL dringend erforderlich, da zusehends die Gehälter der Spieler explodieren. Großverdiener sind die Quarterbacks. Rodgers wird künftig mit 50,27 Millionen US-Dollar pro Jahr entlohnt, der von den Seahawks zu den Denver Broncos gewechselte Russell Wilson soll durchschnittlich mit 48,51 Millionen US-Dollar vergütet werden, Kyler Murray von den Arizona Cardinals mit 46,1 Millionen US-Dollar.
Im Verhältnis zu anderen ist Bradys Gehalt für seine letzte Saison von 15 Millionen US-Dollar gering, das gleiche gilt für die insgesamt 333 Millionen US-Dollar, die er in seiner Karriere bislang als Spieler verdient hat. Für die Zukunft ist er abgesichert: Der TVSender Fox wird ihm ab 2023 insgesamt 375 Millionen US-Dollar für zehn Jahre Expertentätigkeit zahlen.
Das ist für den GOAT (Greatest Of All Times) erst einmal egal. Der Fokus liegt auf einer erfolgreichen Saison – also dem Super-BowlTriumph. Der Weg dorthin beginnt am Montagmorgen (2.20 Uhr Luxemburger Zeit) bei den Dallas Cowboys. dpa/sid/jg