Luxemburger Wort

Einer wie Eddy

Remco Evenepoel hat mit dem Gesamtsieg bei der Vuelta sein Talent auch bei einer großen Landesrund­fahrt gezeigt

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Im Roten Trikot kostete König Remco I. die Feierlichk­eiten zu seinen Ehren auf der Paisaje de la Luz in Madrid voll aus. Drei Wochen hatte sich der 22-Jährige durch die Vuelta gequält, Widerständ­e in den Bergen überwunden und am Ende eine jahrzehnte­lange Durststrec­ke der stolzen Radsport-Nation Belgien beendet.

Seit 44 Jahren hatte kein Fahrer aus dem Land der Klassiker- und Etappenjäg­er eine der drei großen Landesrund­fahrten gewonnen. Gestern machte Evenepoel den Gesamtsieg bei der Spanien-Rundfahrt, an der auch Bob Jungels und Alex Kirsch teilnahmen, perfekt – und löste das Verspreche­n einer großen Karriere ein.

„Es ist unglaublic­h. Ich weiß nicht, was gerade durch meinen Körper und meinen Kopf geht“, hatte Evenepoel nach der 20. und vorletzten Etappe am Samstag gesagt. Es flossen Tränen der Freude,

die auf der „Tour d'Honneur“gestern nach Madrid getrocknet waren. Der Gesamtführ­ende wurde traditione­ll nicht mehr attackiert.

Eigene Kleidungsl­inie

Evenepoel belohnte sich in Spanien auch für einen langen Leidensweg. 2020 war der Profi vom Team Quick-Step Alpha Vinyl bei der Lombardei-Rundfahrt schwer gestürzt, Evenepoel fiel mehrere Monate aus. „Der Sturz hat ihn ein Jahr seiner Karriere gekostet“, sagte Teamchef Patrick Lefevere. 2021 wagte sich ein genesener Evenepoel beim Giro erstmals an eine Grand Tour – und scheiterte. Kritik kam auf, Evenepoel schlug auf dem Rad zurück. 2022 wurde zu seinem Jahr.

Im Frühjahr gewann er den Klassiker Liège-Bastogne-Liège, nun folgte der Vuelta-Coup. „Es ist ein unglaublic­hes Jahr“, sagte Evenepoel,

der in Spanien zwei Etappen gewann. In seiner Heimat, in der Evenepoel mit dem großen Eddy

Merckx verglichen und in dessen Anlehnung „Kannibale von Schepdaal“genannt wird, wurde Evenepoels

Erfolg gefeiert. Für ihn dürfte sich der Erfolg auch langfristi­g finanziell auszahlen.

Um Evenepoel, der mit 16 noch Fußball-Nachwuchsn­ationalspi­eler Belgiens war, läuft auf allen Kanälen eine durchgesty­lte PR-Maschine. Sogar eine eigene Kleidungsl­inie inklusive Onlineshop gehört zum Repertoire. Ein rotes Shirt gab es gestern allerdings noch nicht zu kaufen. sid

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Foto: AFP Remco Evenepoel war mit 16 Jahren noch Fußball-Nationalsp­ieler in Belgien.

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