Eine Rose für wachsende Beziehungen
In Folge des Brexits hat Luxemburg nun erstmals eine Botschaft in der irischen Hauptstadt Dublin
Eine Rose ist es, die das Band zwischen zwei Völkern symbolisch verstärken soll. Denn es war kein Geringerer als James Joyce, Autor des weltberühmten Dubliner Romans Ulysses, der im August 1934 für ein paar Tage als Urlauber in Luxemburg verweilte. Und in einem Brief an Verwandte schrieb: „Dies ist ein schöner, ruhiger, rosenbewachsener Teil des schmutzigen alten Europa.“Und so kommt es, dass Caroline Conroy, die grüne Lord Mayor (Bürgermeisterin) von Dublin, bei der Eröffnung der luxemburgischen Botschaft in der irischen Hauptstadt zwei Accessoires an sich trägt: Eine goldene Amtskette – und einen Spaten.
So auch Außenminister Jean Asselborn. Zusammen pflanzen sie einen Rosenstock auf dem Grund der Residenz ein. „Zu den Zeiten von James Joyce war Luxemburg ein wichtiger Exporteur von Rosen“, erklärt der Chefdiplomat, der für den Festakt am Dienstagabend nach Dublin gereist ist.
Seit längerer Zeit habe man im Außenministerium schon darüber nachgedacht, dass es richtig wäre, eine Botschaft in Dublin aufzumachen. Die Gedankenspiele habe es schon vor zehn Jahren gegeben, sagt Asselborn im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“. Bislang war die luxemburgische Botschaft in London auch in Irland akkreditiert gewesen, war also mit zuständig für Irland. „Das ist auch lange gut gegangen“, so Asselborn. Das ist ein durchaus übliches Modell bei kleineren Staaten: So werden etwa Schweden, Finnland und Norwegen von der luxemburgischen Botschaft in Kopenhagen aus mitbetreut; in den anderen skandinavischen Ländern gibt es Konsulate.
Die Nordirlandfrage bereitet Sorgen Vor zehn Jahren wurden die Überlegungen, eine Botschaft in Dublin zu eröffnen, nicht konkret. Doch dann kam 2020 der Austritt der Briten aus der EU. „Nach dem Brexit war die Entscheidung eigentlich klar, auch wenn es noch etwas gedauert hat, es umzusetzen“, berichtet Asselborn. Schon 2021 wurde Botschafterin Florence Ensch zur ersten residierenden Botschafterin des Großherzogtums Luxemburg in Irland ernannt. Nun verfügt sie auch über repräsentative Amtsräume.
Asselborn nahm bei seiner Irland-Visite auch politische Termine wahr, tauschte sich etwa mit seinem Amtskollegen Simon Coveney aus. Es herrsche große Sorge über das Nordirland-Protokoll, das den Warenverkehr in der Irischen See regelt. Denn dies war einer der schwierigsten Punkte bei den Scheidungsverhandlungen zwischen Brüssel und London: Wie umgehen mit der EU-Außengrenze, die jetzt quer durch die irische Insel verläuft?
Dank des Protokolls gibt es jedoch keine „harte“Grenze innerhalb der Insel. Nordirlandblieb im EU-Binnenmarkt; aus Großbritannien gelieferte Waren müssen vor ihrer Einfuhr nach Nordirland gemäß EU-Standards abgefertigt werden. Doch unter dem zurückgetretenen Premierminister Boris Johnson hat London einen Gesetzentwurf eingebracht, der das Protokoll aushebeln soll – ein heikler Schritt, der einem Vertragsbruch gleichkäme.
„Das Protokoll ist von Boris Johnson ausgehandelt und unterzeichnet worden und wird nun von ihm selbst angegriffen“, sagt Asselborn. Das sei gefährlich: „Das würde alle Vereinbarungen über den Brexit infrage stellen – mit allen Konsequenzen.“Die Folgen für den Handel, für Migranten, für das Reisen wären unkalkulierbar.
150 Luxemburger leben nach Angaben des Außenministeriums in Irland, 2 400 Iren in Luxemburg, wo sie vor allem bei EU- und anderen Institutionen, im Bankenwesen oder in der Filmindustrie tätig sind. Zudem lebten 150 luxemburgische Studenten derzeit in Irland. „Für viele ist es nicht mehr finanzierbar, in Großbritannien zu studieren. Da ist Irland eine gute Alternative“, so Asselborn.