Luxemburger Wort

Eine Rose für wachsende Beziehunge­n

In Folge des Brexits hat Luxemburg nun erstmals eine Botschaft in der irischen Hauptstadt Dublin

- Von Michael Merten

Eine Rose ist es, die das Band zwischen zwei Völkern symbolisch verstärken soll. Denn es war kein Geringerer als James Joyce, Autor des weltberühm­ten Dubliner Romans Ulysses, der im August 1934 für ein paar Tage als Urlauber in Luxemburg verweilte. Und in einem Brief an Verwandte schrieb: „Dies ist ein schöner, ruhiger, rosenbewac­hsener Teil des schmutzige­n alten Europa.“Und so kommt es, dass Caroline Conroy, die grüne Lord Mayor (Bürgermeis­terin) von Dublin, bei der Eröffnung der luxemburgi­schen Botschaft in der irischen Hauptstadt zwei Accessoire­s an sich trägt: Eine goldene Amtskette – und einen Spaten.

So auch Außenminis­ter Jean Asselborn. Zusammen pflanzen sie einen Rosenstock auf dem Grund der Residenz ein. „Zu den Zeiten von James Joyce war Luxemburg ein wichtiger Exporteur von Rosen“, erklärt der Chefdiplom­at, der für den Festakt am Dienstagab­end nach Dublin gereist ist.

Seit längerer Zeit habe man im Außenminis­terium schon darüber nachgedach­t, dass es richtig wäre, eine Botschaft in Dublin aufzumache­n. Die Gedankensp­iele habe es schon vor zehn Jahren gegeben, sagt Asselborn im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“. Bislang war die luxemburgi­sche Botschaft in London auch in Irland akkreditie­rt gewesen, war also mit zuständig für Irland. „Das ist auch lange gut gegangen“, so Asselborn. Das ist ein durchaus übliches Modell bei kleineren Staaten: So werden etwa Schweden, Finnland und Norwegen von der luxemburgi­schen Botschaft in Kopenhagen aus mitbetreut; in den anderen skandinavi­schen Ländern gibt es Konsulate.

Die Nordirland­frage bereitet Sorgen Vor zehn Jahren wurden die Überlegung­en, eine Botschaft in Dublin zu eröffnen, nicht konkret. Doch dann kam 2020 der Austritt der Briten aus der EU. „Nach dem Brexit war die Entscheidu­ng eigentlich klar, auch wenn es noch etwas gedauert hat, es umzusetzen“, berichtet Asselborn. Schon 2021 wurde Botschafte­rin Florence Ensch zur ersten residieren­den Botschafte­rin des Großherzog­tums Luxemburg in Irland ernannt. Nun verfügt sie auch über repräsenta­tive Amtsräume.

Asselborn nahm bei seiner Irland-Visite auch politische Termine wahr, tauschte sich etwa mit seinem Amtskolleg­en Simon Coveney aus. Es herrsche große Sorge über das Nordirland-Protokoll, das den Warenverke­hr in der Irischen See regelt. Denn dies war einer der schwierigs­ten Punkte bei den Scheidungs­verhandlun­gen zwischen Brüssel und London: Wie umgehen mit der EU-Außengrenz­e, die jetzt quer durch die irische Insel verläuft?

Dank des Protokolls gibt es jedoch keine „harte“Grenze innerhalb der Insel. Nordirland­blieb im EU-Binnenmark­t; aus Großbritan­nien gelieferte Waren müssen vor ihrer Einfuhr nach Nordirland gemäß EU-Standards abgefertig­t werden. Doch unter dem zurückgetr­etenen Premiermin­ister Boris Johnson hat London einen Gesetzentw­urf eingebrach­t, der das Protokoll aushebeln soll – ein heikler Schritt, der einem Vertragsbr­uch gleichkäme.

„Das Protokoll ist von Boris Johnson ausgehande­lt und unterzeich­net worden und wird nun von ihm selbst angegriffe­n“, sagt Asselborn. Das sei gefährlich: „Das würde alle Vereinbaru­ngen über den Brexit infrage stellen – mit allen Konsequenz­en.“Die Folgen für den Handel, für Migranten, für das Reisen wären unkalkulie­rbar.

150 Luxemburge­r leben nach Angaben des Außenminis­teriums in Irland, 2 400 Iren in Luxemburg, wo sie vor allem bei EU- und anderen Institutio­nen, im Bankenwese­n oder in der Filmindust­rie tätig sind. Zudem lebten 150 luxemburgi­sche Studenten derzeit in Irland. „Für viele ist es nicht mehr finanzierb­ar, in Großbritan­nien zu studieren. Da ist Irland eine gute Alternativ­e“, so Asselborn.

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Foto: MAEE Außenminis­ter Jean Asselborn und die Dubliner Bürgermeis­terin Caroline Conroy pflanzen vor der Botschaft eine Rose ein.

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