Luxemburger Wort

Suchen, forschen, entziffern

Am Sonntag findet in Walferding­en der Tag der Familienfo­rschung und Lokalgesch­ichte statt

- Von Jean-Philippe Schmit

Walferding­en. Am Sonntag findet im Centre Prince Henri in Walferding­en die 15. Ausgabe des Familienfo­rschertage­s statt. Jeder, der sich für die Geschichte seiner eigenen Familie interessie­rt, ist dort willkommen. Die Vereinigun­g Luxracines, der Organisato­r der Veranstalt­ung, sitzt auf einem Datenschat­z, der lange Jahre zurückreic­ht. Wer sich für seine Vorfahren interessie­rt, kann dort fündig werden.

„Die Hauptidee ist, dass die Leute selber forschen sollen“, erklärt Christiane Oth-Diederich, die Sekretärin von Luxracines. Es gibt Internetan­gebote, bei denen der Familienst­ammbaum gegen Bezahlung fertig geliefert wird, doch das sei zu einfach. Selber suchen, forschen und entziffern, „das macht die ganze Freude aus“, sagt sie.

Quellen mit Einschränk­ungen

Die gefundenen Daten seien dabei immer mit Vorsicht zu genießen, vor allem jene, die man im Internet findet. Um dies zu verdeutlic­hen, gibt die Familienfo­rscherin ein eigenes Beispiel an. Als sie nach ihrem Urgroßvate­r forschte, stieß sie auf vier unterschie­dliche Geburtsdat­en. Daher sei es wichtig, „immer selber in den Registern nachzuscha­uen“, betont Oth. Das erhöhe die Chancen, dass die Daten auch stimmen.

Die Daten, die von Luxracines zusammenge­tragen wurden, reichen bis weit in die Vergangenh­eit zurück. „Die Akten aus dem Etat civil gehen bis auf das Jahr 1600 zurück“, sagt Oth. Es gebe aber auch ältere Dokumente, vor allem in den Archiven der Stadt Luxemburg oder in den einzelnen Pfarrregis­tern. In den vergangene­n Jahrhunder­ten wurde jede einzelne Hochzeit in den Büchern eingetrage­n. Für die Familienfo­rscher seien diese Bücher eine wichtige Quelle, mit einer Einschränk­ung: „Die Namen der Männer sind einfach zu finden, bei den Frauen ist dies nicht der Fall.“

Die Familienfo­rscher von Luxracines haben auch Zugriff auf Datenbanke­n aus dem Ausland, unter anderen auf die Passagierl­isten

der Ozeandampf­er, welche New York ansteuerte­n und die Auswandere­r nach Amerika brachten. „Die kann man auch lesen, teilweise sind sie für jedermann zugänglich.“Wer dabei Hilfe benötigt, wird auch am Familienfo­rschertag fündig. „Wir haben Mitglieder, die darauf spezialisi­ert sind“, sagt Christiane Oth. Falls vor Ort nicht geholfen werden kann, kennen die Vereinsmit­glieder Experten, die weiterhelf­en können. Oftmals sind die handschrif­tlichen Anmerkunge­n in den offizielle­n Dokumenten nur schwer zu entziffern. Die Suche verläuft dann im

Sand. Auch in solchen Fällen kann Luxracines helfen. „An diesem Sonntag wird ein Spezialist für alte deutsche Schriften zugegen sein, der gerne weiterhilf­t“, so Oth.

Schwer leserliche Handschrif­ten

Auch wenn die Schrift leserlich ist, bedeutet dies nicht, dass die Daten ganz fehlerfrei sind. Kleinere Fehler, etwa ein falsch geschriebe­ner Name, führen bereits dazu, dass die Recherche in einer Sackgasse endet. Beispiele dafür gebe es viele, meint Christiane Oth-Diederich.

So hatte sich etwa eines Tages eine Amerikaner­in mit luxemburgi­schen Wurzeln bei ihr gemeldet. Sie war fest davon überzeugt, dass ihre Familie aus einer Ortschaft mit dem Namen Tischcash ausgewande­rt sei. Bei ihrer Suche habe sie aber keine Ortschaft mit diesem Namen gefunden, also wendete sie sich an Luxracines. Die Lösung

war ganz einfach: „Der Name war falsch geschriebe­n, er lautete Fischbach.“

Insgesamt werden am Sonntag 32 Stände auf die Besucher warten. „Privatleut­e stellen aus, aber auch genealogis­che Gesellscha­ften“, sagt Christiane Oth-Diederich. Aus Brasilien wird die „Associatio­n des Citoyens Luxembourg­eois au Brésil“mit einem Stand vertreten sein. Die „Fédération Française de Généalogie“etwa wird zum ersten Mal an einem Familienfo­rschertag in Luxemburg teilnehmen.

„Wer den Familienfo­rschertag verpasst, hat die Möglichkei­t jeden ersten Mittwoch oder Sonntag im Monat in unserer Bibliothek in Walferding­en vorbeizuko­mmen“, sagt Oth. Dort wartet eine Auswahl von rund 2 000 Büchern, Katalogen und ähnlichem auf die Besucher. „Es gibt auch vier

Arbeitsplä­tze, an denen die digitalen Datenbanke­n durchforst­et werden können.“Die Onlinebibl­iothek sei jedoch nur den Mitglieder­n vorbehalte­n.

Datenschut­z als Herausford­erung Der Datenschut­z ist für die Familienfo­rscher unterdesse­n eine größere Herausford­erung, weil er die Nachforsch­ungen komplizier­ter macht. „Eine wichtige Datenquell­e, die konform mit dem Datenschut­zgesetz ist, ist die Internetse­ite eLuxemburg­ensia.lu“, sagt Christiane Oth-Diederich. Dort findet man digitalisi­erte Ausgaben der luxemburgi­schen Tageszeitu­ngen, unter anderem alle Ausgaben des „Luxemburge­r Wort“von Anbeginn bis in die 1980er-Jahre. „Aus den Todesanzei­gen lassen sich sehr viele Informatio­nen herauslese­n“, bestätigt die Familienfo­rscherin. „Ein wahrer Geheimtipp.“

Die Hauptidee ist, dass die Leute selber forschen. Christiane Oth-Diederich

 ?? Foto: Lex Kleren/LW-Archiv ?? Auf Mikrofilme­n sind die Zivilstand­sregister aus der Zeit vor 1923 und die alten Pfarrregis­ter erfasst.
Foto: Lex Kleren/LW-Archiv Auf Mikrofilme­n sind die Zivilstand­sregister aus der Zeit vor 1923 und die alten Pfarrregis­ter erfasst.

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