Suchen, forschen, entziffern
Am Sonntag findet in Walferdingen der Tag der Familienforschung und Lokalgeschichte statt
Walferdingen. Am Sonntag findet im Centre Prince Henri in Walferdingen die 15. Ausgabe des Familienforschertages statt. Jeder, der sich für die Geschichte seiner eigenen Familie interessiert, ist dort willkommen. Die Vereinigung Luxracines, der Organisator der Veranstaltung, sitzt auf einem Datenschatz, der lange Jahre zurückreicht. Wer sich für seine Vorfahren interessiert, kann dort fündig werden.
„Die Hauptidee ist, dass die Leute selber forschen sollen“, erklärt Christiane Oth-Diederich, die Sekretärin von Luxracines. Es gibt Internetangebote, bei denen der Familienstammbaum gegen Bezahlung fertig geliefert wird, doch das sei zu einfach. Selber suchen, forschen und entziffern, „das macht die ganze Freude aus“, sagt sie.
Quellen mit Einschränkungen
Die gefundenen Daten seien dabei immer mit Vorsicht zu genießen, vor allem jene, die man im Internet findet. Um dies zu verdeutlichen, gibt die Familienforscherin ein eigenes Beispiel an. Als sie nach ihrem Urgroßvater forschte, stieß sie auf vier unterschiedliche Geburtsdaten. Daher sei es wichtig, „immer selber in den Registern nachzuschauen“, betont Oth. Das erhöhe die Chancen, dass die Daten auch stimmen.
Die Daten, die von Luxracines zusammengetragen wurden, reichen bis weit in die Vergangenheit zurück. „Die Akten aus dem Etat civil gehen bis auf das Jahr 1600 zurück“, sagt Oth. Es gebe aber auch ältere Dokumente, vor allem in den Archiven der Stadt Luxemburg oder in den einzelnen Pfarrregistern. In den vergangenen Jahrhunderten wurde jede einzelne Hochzeit in den Büchern eingetragen. Für die Familienforscher seien diese Bücher eine wichtige Quelle, mit einer Einschränkung: „Die Namen der Männer sind einfach zu finden, bei den Frauen ist dies nicht der Fall.“
Die Familienforscher von Luxracines haben auch Zugriff auf Datenbanken aus dem Ausland, unter anderen auf die Passagierlisten
der Ozeandampfer, welche New York ansteuerten und die Auswanderer nach Amerika brachten. „Die kann man auch lesen, teilweise sind sie für jedermann zugänglich.“Wer dabei Hilfe benötigt, wird auch am Familienforschertag fündig. „Wir haben Mitglieder, die darauf spezialisiert sind“, sagt Christiane Oth. Falls vor Ort nicht geholfen werden kann, kennen die Vereinsmitglieder Experten, die weiterhelfen können. Oftmals sind die handschriftlichen Anmerkungen in den offiziellen Dokumenten nur schwer zu entziffern. Die Suche verläuft dann im
Sand. Auch in solchen Fällen kann Luxracines helfen. „An diesem Sonntag wird ein Spezialist für alte deutsche Schriften zugegen sein, der gerne weiterhilft“, so Oth.
Schwer leserliche Handschriften
Auch wenn die Schrift leserlich ist, bedeutet dies nicht, dass die Daten ganz fehlerfrei sind. Kleinere Fehler, etwa ein falsch geschriebener Name, führen bereits dazu, dass die Recherche in einer Sackgasse endet. Beispiele dafür gebe es viele, meint Christiane Oth-Diederich.
So hatte sich etwa eines Tages eine Amerikanerin mit luxemburgischen Wurzeln bei ihr gemeldet. Sie war fest davon überzeugt, dass ihre Familie aus einer Ortschaft mit dem Namen Tischcash ausgewandert sei. Bei ihrer Suche habe sie aber keine Ortschaft mit diesem Namen gefunden, also wendete sie sich an Luxracines. Die Lösung
war ganz einfach: „Der Name war falsch geschrieben, er lautete Fischbach.“
Insgesamt werden am Sonntag 32 Stände auf die Besucher warten. „Privatleute stellen aus, aber auch genealogische Gesellschaften“, sagt Christiane Oth-Diederich. Aus Brasilien wird die „Association des Citoyens Luxembourgeois au Brésil“mit einem Stand vertreten sein. Die „Fédération Française de Généalogie“etwa wird zum ersten Mal an einem Familienforschertag in Luxemburg teilnehmen.
„Wer den Familienforschertag verpasst, hat die Möglichkeit jeden ersten Mittwoch oder Sonntag im Monat in unserer Bibliothek in Walferdingen vorbeizukommen“, sagt Oth. Dort wartet eine Auswahl von rund 2 000 Büchern, Katalogen und ähnlichem auf die Besucher. „Es gibt auch vier
Arbeitsplätze, an denen die digitalen Datenbanken durchforstet werden können.“Die Onlinebibliothek sei jedoch nur den Mitgliedern vorbehalten.
Datenschutz als Herausforderung Der Datenschutz ist für die Familienforscher unterdessen eine größere Herausforderung, weil er die Nachforschungen komplizierter macht. „Eine wichtige Datenquelle, die konform mit dem Datenschutzgesetz ist, ist die Internetseite eLuxemburgensia.lu“, sagt Christiane Oth-Diederich. Dort findet man digitalisierte Ausgaben der luxemburgischen Tageszeitungen, unter anderem alle Ausgaben des „Luxemburger Wort“von Anbeginn bis in die 1980er-Jahre. „Aus den Todesanzeigen lassen sich sehr viele Informationen herauslesen“, bestätigt die Familienforscherin. „Ein wahrer Geheimtipp.“
Die Hauptidee ist, dass die Leute selber forschen. Christiane Oth-Diederich