Barbarisches Töten von Hugenotten
Die Bartholomäusnacht vor 450 Jahren
Das Zeitalter der Reformation zeichnete sich vielfach durch Gräueltaten aus, wo als Ketzer verschriene Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit regelrecht abgeschlachtet wurden. Sorgte die Inquisition für die Wahrung des Katholizismus in Ländern wie Spanien oder den Niederlanden, so wurde mittels rauer Gewalt in Dänemark, Schweden, Norwegen, England und Schottland die Reformation durchgeführt. Unflätiges Auftreten verschiedener päpstlicher Abgesandten führte zu weiteren Spannungen zwischen den Anhängern des alten und denen des neuen Glaubens. Das am 16. August 1516 vom Papst Leo X. und dem französischen König François I. vereinbarte Konkordat festigte die Macht des französischen Königtums in religiösen Fragen. Trotz großer Kritik seitens von Parlamenten, Gerichtshöfen oder der Pariser Universität besetzte der König zehn Erzbistümer, 83 Bistümer und 527 Abteien.
Katholiken auf der Anklagebank
In den 1520er Jahren keimten erste Anfeindungen gegen die straff organisierte Kirche in Frankreich auf. Letztere war Gegenstand von satirischen Kommentaren. Die Lage spitzte sich zu. Die Katholiken fühlten sich in die Enge gedrängt und sahen sich zunehmend giftigen Kritiken ausgesetzt. Ein friedliches Zusammenleben mit den Protestanten schien aussichtslos. Sechs Häretiker ließen sogar ihr Leben auf dem Scheiterhaufen. Die theologische Fakultät der Sorbonne in Paris verwarf 1521 die lutherischen Schriften. Ab den 1550er Jahren wurden die französischen Protestanten als Calvinisten bezeichnet. Unter Heinrich II. verschärfte sich der Kampf gegen die selbstbewusst auftretenden Protestanten. Sogenannte „chambres ardentes“, also Sondergerichte für Ketzerprozesse, füllten die Scheiterhaufen mit Angeklagten. Heinrichs verbissener Drang nach Eliminierung der französischen Calvinisten fand mit seinem plötzlichen Tod am 10. Juli 1559 ein jähes Ende. Frankreich sollte daraufhin eine Kette von Unglücken erleben. Zwischen 1560 und 1570 folgten die ersten Bürgerkriege. Vor allem die Calvinisten stellten die Gesetzlichkeit der absoluten Königsgewalt infrage. Viele Städte wurden zusehends von Ausschreitungen gegen die Katholiken heimgesucht. Die Hugenotten, ein Bündnis von Evangelisten, Calvinisten und Religionisten, entwickelten sich zu einer politisch-religiösen Macht innerhalb des Staates. Ihr Handeln und Denken fußt auf einer strengen Doktrin bestehend aus Entsagung von weltlichem Vergnügen, sittlichem Leben und Gehorsam gegenüber den Dienern des Wortes. Abgeleitet wurde ihr Name vom schweizerischen Begriff „Eidgenossen“. Die Franzosen sprachen von „Eidguenots“oder „Eiguenots“. In Publikationen prasselte ebenfalls heftige Kritik auf die Guisen nieder, ein französisches Herzogsgeschlecht, das entschlossen zum Krieg war.
Der Calvinismus galt als Promotor des neuen Glaubens und rüttelte an der Einigkeit Frankreichs. Die Angst ging um, ein Sieg der Hugenotten, dank auch ihrer militärischen Organisation, könne das Land spalten. Eine wesentliche Rolle fiel während dieser turbulenten Zei
ten der Königinmutter Katharina von Medici zu. Mittels ihrer neutralen Politik versuchte sie, mit beiden Parteien eine gewisse Partnerschaft zu pflegen. Ihr gelang aber nicht, die Hugenotten, die weiterhin große Messen feierten, zu beschwichtigen. Auch die von Katharina initiierten Religionsgespräche in Poissy zwischen September und November 1561 führten zu keinem Ergebnis. Trotz starken Widerstandes, erlaubte die Regentin den Hugenotten außerhalb der Städte religiöse Versammlungen abzuhalten. Um ihre Macht abzusichern, schlug sie sich vollends auf die Seite der Hugenotten und bat um die Unterstützung von Ludwig I. Fürst von Condé, Führer der französischen Calvinisten. In Wassy kam es am 1. März 1562 zu einer Konfrontation zwischen beiden Parteien, wobei 60 Protestanten umgebracht wurden. Dieses Blutbad wird gemeinhin als Auslöser von dem mehr als drei Jahrzehnte dauernden Religions- und Bürgerkrieg gedeutet. Zu einer weiteren grausamen Schlacht kam es bei Dreux am 19. Dezember 1562, welche die Königlichen das Schlachtfeld als Sieger verließen.
Der Meuchelmord vom 24. Februar 1563 an Herzog Franz Guise stärkte Katharinas Macht. Karl IX. erklärte sich vor dem Parlament in Rouen als großjährig und trat an die Spitze der Regierung. In Wirklichkeit fungierte allerdings seine Mutter Katharina als die starke Frau im Staat. Ihre guten Beziehungen zu England und deutschen protestantischen Fürsten entfachte allerdings Unmut beim spanischen Hof.
Obwohl durch den Frieden von Amboise vom 19. März 1563 eine allgemeine freie Religionsausübung gewährt wurde, gaben sich die Hugenotten nicht zufrieden. Die Katholiken ihrerseits konnten die Zuvorkommenheit des Hofes gegenüber den Hugenotten nicht akzeptieren. Die Zwitterhaltung der Regierung barg viel Risiko in sich und musste früher oder später zu Aufständen führen. Mit der Zustimmung
Der Calvinismus galt als Promotor des neuen Glaubens und rüttelte an der Einigkeit Frankreichs. Die Angst ging um.