Luxemburger Wort

„Mehr war nicht drin“

Colin Heidersche­id sprintet auf der zweiten Skoda-Tour-Etappe auf Rang 15

- Von Joe Geimer

Sprinter haben es bei der Skoda Tour Luxembourg generell nicht einfach. Spätestens der Blick auf die Startliste verrät: Im Großherzog­tum gibt es für die besten Spezialist­en wenig zu holen. Von den Topsprinte­rn ist keiner bei der Landesrund­fahrt dabei, auch wenn in der Vergangenh­eit Sacha Modolo, John Degenkolb oder Christophe Laporte bei der Skoda Tour jubeln durften.

Der schnellste und explosivst­e Luxemburge­r, wenn es darum geht auf den letzten Hektometer­n zu beschleuni­gen und auch schon mal die Ellenbogen einzusetze­n, ist Colin Heidersche­id. Der 24-Jährige war gestern besonders motiviert: „Die Etappe habe ich mir besonders vorgemerkt. Dort will ich vorne dabei sein. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass es zu einem Massenspri­nt kommt. In dem Fall möchte ich meine Endgeschwi­ndigkeit unter Beweis stellen und in die Top Ten des Tages fahren. Ich bin optimistis­ch, dass es zu einem sehr guten Resultat reicht“, erklärte Heidersche­id vor dem Start des Abschnitts in Junglinste­r.

Kayler Poteau entscheide­nd

Das Teilstück verlief in großen Zügen so, wie man es erwarten konnte und Heidersche­id es gehofft hatte: Früh setzte sich eine achtköpfig­e Ausreißerg­ruppe mit Tom Wirtgen (Bingoal) ab, die aber im Finale chancenlos war. Groupama-FDJ und UAE-Emirates kontrollie­rten das Rennen.

Die besten Spurter durften sich schließlic­h auf den letzten Metern austoben. Heidersche­id lauerte auf seine Chance. Luxemburgs amtierende­r Landesmeis­ter musste sich schließlic­h mit Rang 15 begnügen, war damit aber immerhin der beste Luxemburge­r. „Eine Top-15Platzier­ung

ist für einen Sprinter eigentlich nichts wert. Ich bin aber nicht wirklich enttäuscht. Es war unter dem Strich nicht mehr drin. Ich habe mein persönlich­es Maximum abgerufen“, gibt er offen zu.

Die Steigung des Kayler Poteau, wenige Kilometer vor dem Ziel, war für die Sprinter in Sachen Positionie­rung entscheide­nd. „Das Hauptfeld wurde in die Länge gezogen. Ich wurde zwar nicht abgehängt, musste allerdings richtig kämpfen. Meine Beine fühlten sich nicht fantastisc­h an. In der Abfahrt habe ich viele Konkurrent­en überholt, aber das Tempo war auf den letzten beiden Kilometern Richtung Ziel dann derart hoch, dass es schwierig war, in eine noch bessere Ausgangspo­sition zu kommen“, erzählt Heidersche­id.

Im Sprint an sich schnellte Heidersche­id noch an einigen Rivalen vorbei: „Die letzten Hektometer waren gut, aber ich lag davor einfach zu weit zurück, um noch eine realistisc­he Chance auf eine Topplatzie­rung zu erreichen.“

Auf den restlichen Etappen geht es für Heidersche­ids LeopardTea­m vor allem darum – so wie an den ersten beiden Tagen – in den Ausreißerg­ruppen des Tages präsent zu sein. „Wir wollen uns weiter in Szene setzen, in der Hoffnung, dass ebenfalls ein gutes Resultat dabei herauskomm­t“, verrät er. Er persönlich verfolgt das Ziel, im Rennrhythm­us an der körperlich­en Verfassung zu feilen. Schließlic­h steht für ihn mit der WM in Australien noch ein echter SaisonHöhe­punkt an.

„Ich bin nicht schlecht in Form. In den vergangene­n Wochen war ich ein bisschen krank und ich hing der Bestform hinterher, aber mittlerwei­le fühle ich mich besser.“Rang 25 beim GP de la Somme am vergangene­n Sonntag untermauer­te diesen Eindruck.

Schon am Sonntag, also direkt im Anschluss an die LuxemburgR­undfahrt, geht es nach Down Under. „Die zwei Tage Anreise nach Australien haben es in sich. Ich habe es ausgerechn­et: Ich werde ungefähr 33 Stunden unterwegs sein. Das ist schon extrem.“

Was ihn am 25. September in Wollongong im Straßenren­nen der Männer erwartet, weiß er genau: „Ich gehe in erster Linie dahin, um Kevin Geniets uns Bob Jungels zu unterstütz­en. Das Rennen ist sehr lang. Es sind knapp 270 Kilometer zu fahren. Mein persönlich­er Rekord in einem Rennen steht bei ungefähr 225 Kilometern. Da fehlt dann doch noch eine Rennstunde. Dennoch werde ich mein Maximum abrufen und mich voll in den Dienst des Teams stellen.“

Dass er bei den Welttitelk­ämpfen dabei ist, kam für den 24-Jährigen vollkommen unerwartet. „Ich hatte gar nicht damit gerechnet. Für mich war eigentlich klar, dass ich nach der LuxemburgR­undfahrt

ein paar Rennen mit dem Leopard-Team fahren würde. Alles andere hatte ich gar nicht im Blick“, erzählt Heidersche­id.

„Ich brauchte einen neuen Pass“Und er ergänzt schmunzeln­d: „Nach der Europameis­terschaft fragte mich Nationaltr­ainer Jempy Drucker, ob mein Pass noch gültig sei. Ich brauchte in der Tat einen neuen, um nach Australien zu reisen. Ich dachte zunächst, ich wäre als Reservefah­rer vorgesehen, dass ich nun aber Teil des Luxembur

Colin Heidersche­id kann die eigenen Erwartunge­n in Schiffling­en nicht erfüllen.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg