Luxemburger Wort

Der allererste Schultag

In die Schulen ist wieder Leben eingekehrt, das „Luxemburge­r Wort“war in Hosingen dabei

- Von Jean-Philippe Schmit

Hosingen. Als die ersten Busse das Schulzentr­um Parc Hosingen erreichten, war es noch dunkel und kalt. Mit der Rentrée 2022 ist der Sommer endgültig vorbei. „Nun geht es wieder los“, sagt eine Lehrerin. Sie freut sich, „alle wiedersehe­n zu können“. Die vergangene­n Tage habe sie mit Vorbereitu­ngen verbracht, „die Schule ganz ohne Kinder zu erleben, machte mich traurig“.

Für die Kinder beginnt mit der Rentrée auch wieder der Ernst des Lebens. „Wir mussten bereits um 6 Uhr aus dem Bett“, erklärt Malou, die Mutter von Chris. Schwer fiel das frühe Aufstehen jedoch nicht.

Don ist es ebenfalls gewohnt, bereits um 6 in der Früh wach zu sein. Seit zwei Wochen stellte er immer die gleiche Frage. „Wann geht endlich wieder die Schule los?“, berichtet seine Mutter, Tamara, während sie sich umdreht, um nach ihrem Sohn Ausschau zu halten. Beim Frühaufste­her Don gibt es – trotz Dunkelheit – keine Spur von Müdigkeit. Er rennt mit seinem Schulranze­n auf dem Rücken über den Pausenhof und klettert auf eine kleine Mauer.

Lévi und Lina werden von beiden Eltern zur Schule gebracht und haben schwer zu tragen. Der Schulranze­n der Erst- und Zweitkläss­ler ist prall gefüllt. Was denn da alles drin ist? „Ein großes Lineal“, platzt es aus Lina heraus. „Dazu eine Schachtel, ein Schreibhef­t und noch das Pausenbrot“, vervollstä­ndigt David, der Papa.

„Unsere Tochter hat heute ihren allererste­n Schultag“, berichtet ein anderer Vater, bei dem der Morgen nicht reibungslo­s verlaufen war. Eigentlich war geplant, dass das Kind in den Schulbus steigen sollte. „Sie war das einzige Kind im Bus“, erklärt die Mutter. Aus diesem Grund war es am frühen Morgen zu einem kleinen Drama gekommen.

Müde Kinder und gestresste Eltern Nach und nach treffen immer mehr Kinder mitsamt ihren Eltern ein. „Vor zehn Minuten haben wir das Auto vollgepack­t und sind losgefahre­n“, sagt eine Mutter. „Ab morgen nimmt er dann wieder den Bus.“Trotz der vielen Leute ist es am ersten Schultag erstaunlic­h still auf dem Schulhof. Viele Kinder machen noch einen verschlafe­nen Eindruck, einige müssen zur Schule getragen werden. Zum Lachen, Rennen und Schreien ist es dann doch zu früh. Zum Weinen auch. Auf dem Schulhof werden nur wenig Tränen vergossen.

Dem Bürgermeis­ter der Gemeinde Parc Hosingen, Romain Wester, erinnert sich an seine Einschulun­g. „Ich war damals wohl etwas scheu und ängstlich“, sagt er. Heute ist dies anders. Der Bürgermeis­ter

ist sichtlich stolz auf das Schulzentr­um seiner Gemeinde. „Die Schüler kommen aus 20 Dörfern in der Umgebung. Insgesamt sind es rund 550 Kinder.“

„Die Wege hier im Norden sind etwas länger“, betont er. Um ein ständiges Hin- und Herfahren zu vermeiden, unterschei­det sich der Stundenpla­n von anderen Schulen. „Die Schule beginnt etwas früher und die Nachmittag­e sind immer frei, dafür ist jeden zweiten Samstag Schule“, erklärt er.

David, der Vater von Lévi und Lina, kann mit der Tageseinte­ilung gut leben. „Meine Frau arbeitet in der Hauptstadt, ich nur halbtags.“Wenn um 12.35 Uhr die Klingel das Schulende ankündigt, gehen seine Kinder zum Essen. „Danach machen sie Hausaufgab­en und um 15 Uhr hole ich sie ab“, so der Vater. „Zu Hause wird dann gespielt.“Doch noch ist es nicht so weit. Die Schule hat gerade erst begonnen.

Räumen, putzen, anstreiche­n

Alain, der Hausmeiste­r, hatte auch während der Ferien ein volles Programm. „Jedes Kind braucht seine Bank und einen Stuhl“, erklärt er. Dann standen noch Anstriche an und er hat dafür gesorgt, dass die ganze Schule für den ersten Tag blitzblank ist.

Größere Reibereien auf dem Schulhof habe er bisher noch keine beobachten können. „Es gibt mehrere Aufpasser, die jeweils für

Eine Schule ganz ohne Kinder zu erleben, macht mich traurig. Eine Lehrerin des Schulzentr­ums Parc Hosingen.

eine Ecke des Schulhofes verantwort­lich sind“, erklärt er. Es gäbe ein System mit gelben und roten Karten. Wenn ein Schüler sich daneben benehme, müsse er den Platz sofort verlassen.

Die sechsjähri­ge Mila gehört ganz sicher nicht zu den Rowdies des Pausenhofe­s. Geduldig wartet die Erstklässl­erin auf ihren allererste­n richtigen Schultag. Zeit, um über ihren Sommer zu sprechen. Sie habe mit Papa gespielt und „meine Freunde richtig viel vermisst“.

Ganz genau kann sie nicht erklären, was sie erwartet. „Ich muss jetzt schreiben“, sagt sie. Dann ist es endlich so weit. Ihre Klasse wird aufgerufen und Mila verabschie­det sich von ihrem Vater. „Äddi“, gefolgt von einer Umarmung und einem Kuss. Dann geht Mila tapfer in den Klassensaa­l.

Das funktionie­rt nicht immer so reibungslo­s. Roland Heinen

Die neuen Schulbüche­r sind immer aufregend.

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Viele Kinder haben sich heute auf den ersten Schultag gefreut.
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