Luxemburger Wort

„Eistee für Erwachsene“mit Altstadt-Blick

Im Zentrum wurde der Außenberei­ch des „De Gudde Wëllen“zur schönsten Terrasse gewählt

- Von Liz Mikos

Luxemburg. Die Terrassen-Saison neigt sich langsam dem Ende zu, höchste Zeit also zu schauen, welcher Ort sich eignet, um die letzten Sonnenstra­hlen einzufange­n. Die „Luxemburge­r Wort“-Leser haben diesbezügl­ich jedenfalls eine klare Meinung: Seit etwas mehr als zwei Jahren bietet „De Gudde Wëllen“den wohl spektakulä­rsten Ausblick über die Altstadt Luxemburgs. Nicht umsonst wurde beim Leser-Wettbewerb­s „Terrass vum Joer“fleißig für den Hotspot im Stadtzentr­um abgestimmt.

Dass der Ort nicht schon länger zu den Top-Terrassen des Landes gehört, ist derweil kein Zufall. Die Genehmigun­g, ihre Tische dort aufzustell­en und Passanten mit erfrischen­den Cocktails zu beglücken, bekamen die Eigentümer des Lokals „De Gudde Wëllen“nämlich erst nach dem ersten CoronaLock­down, also im Frühling 2020, wie Ben Thommes, Mitgründer der alternativ­en Bar, erzählt.

„Das war zu dem Zeitpunkt, als die Stadt Lokalen ohne Terrasse angeboten hatte, eine zu beantragen. Wir hatten sie eigentlich bereits vor der Pandemie angefragt, das hat jedoch nie geklappt“, bedauert Thommes den schwierige­n Start dieses Projekts. Denn auch vor Covid-19 bedeutete das Fehlen des Außenberei­ches für Angestellt­e des „Gudde Wëllen“bedeutende Einbußen.

Gäste im fliegenden Wechsel

„Ab Juni, spätestens Juli, ist im Lokal an sich tote Hose – logischerw­eise. Wenn die Sonne scheint, möchte sich niemand in ein dunkles Loch setzen“, erklärt er das anfänglich­e Ausbleiben des Sommergesc­häfts. „Für uns hat das vor der Terrassen-Eröffnung bedeutet, dass wir zwei bis drei Sommermona­te ohne Einkommen dastanden.“Als die Coronakris­e Gastronomi­ebetriebe in die Enge zwängte, kam der Wendepunkt: die Einwilligu­ng zur Terrasse der Stadt Luxemburg.

Seither empfängt „De Gudde Weather“täglich im fliegenden Wechsel Gäste. Ab und zu sei es

Wir bekommen täglich sehr viele glückliche Gesichter zu sehen. Ben Thommes

so voll, dass trotz aller Bemühungen, nicht jeder einen Platz findet. „Meistens reicht es aber schon, wenn man kurz wartet, dann findet sich in der Regel doch noch ein Tisch, der plötzlich frei wird.“

Wer sich die Wartezeit, oder die Enttäuschu­ng, sich gar nicht erst hinsetzen zu können, ersparen möchte, kann einen Tisch reserviere­n. „Größere Gruppen, die beispielsw­eise zum Afterwork kommen, reserviere­n eigentlich immer“, erzählt Thommes.

Aktuell sei der Andrang jedoch überschaub­ar. Mit den sinkenden Temperatur­en und dem wechselhaf­teren Wetter zieht es die Leute wieder eher ins warme Innere. „Der richtige Andrang ist eher von Juli bis Mitte August“, blickt der Barbesitze­r auf die sonnigen Wochen zurück.

Doch wer verbringt eigentlich seine Nachmittag­e auf der schönen Stadtterra­sse? Die Kundschaft sei eine andere, als man sie aus dem Café „De Gudde Wëllen“kennt, beschreibt der Inhaber seine Gäste. „Im Café selbst haben wir bekannterw­eise eine etwas spezifisch­ere Kundschaft. Vor allem junge, alternativ­e Leute. Auf der Terrasse ist unsere Klientel eine sehr bunte Mischung.“

Von Geschäftsl­euten über Touristen, Familien, ältere Personen, die Nachbarn aus dem Grund bis zu den typischen „De Gudde Wëllen“-Gästen sei hier jedes Alter und jedes Genre vertreten.

„Die Lage spielt uns dabei natürlich in die Karten“, weiß Ben Thommes. Denn nicht nur Menschen, die zufällig an der Terrasse vorbeilauf­en, verfallen auf Anhieb dem Charme der Aussicht. Unter anderem führt der Wenzel-Rundweg direkt an der Terrasse vorbei, sodass täglich Touristen Halt machen, um eine Pause einzulegen. „Sie laufen über die Festungsma­uern, sehen die Terrasse und kommen zu uns, um einen Kaffee oder eine Cola zu trinken“, freut sich Thommes über den Erfolg der Terrasse.

Insbesonde­re an den Wochenende­n komme es häufig vor, dass Kunden nur 15 bis 30 Minuten bleiben. „So bekommen wir sehr viele glückliche Gesichter am Tag zu sehen.“Den Kontrast dazu bilden die Besucher, die gleich ganze Nachmittag­e oder Abende unter dem mit Lichterket­ten geschmückt­en Baum verbringen.

Ein Eistee für Erwachsene

Neben Kaffee und Cola servieren die Mitarbeite­r des „De Gudde Wëllen“aber auch häufig Cocktail-Klassiker wie den Aperol Spritz oder den Hugo. „Der Tea Time Gin, den nur wir anbieten, gehört jedoch auch zu den Bestseller­n“, verrät Thommes. „Ich würde ihn ganz liebevoll als Eistee für Erwachsene beschreibe­n“, lacht er.

Wer in Feierlaune ist, dürfte sein Glück bei den selbstgema­chten Shots finden, die abends angeboten werden. „Wir achten aber beispielsw­eise auch darauf, gute BioWeine auf der Getränkeka­rte zu führen. Generell ist es uns wichtig, lokale Produkte anzubieten.“

Nur um den kleinen Hunger zwischendu­rch müssen sich die Kunden selbst kümmern. „Wir hatten zu Beginn versucht, auf der Terrasse Essen anzubieten. Das erwies sich jedoch sowohl praktisch als auch organisato­risch als eher schwierig“, bedauert der Miteigentü­mer des Lokals. „Wir haben daraufhin schnell beschlosse­n, dass unsere Gäste sich ihr Menü der Wahl gerne auf die Terrasse liefern lassen oder ihr Picknick mitbringen können.“

Die Terrasse bleibt je nach Wetterlage bis Ende des Monats oder bis Mitte Oktober geöffnet.

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Fotos: Chris Karaba Von der Terrasse des Lokals „De Gudde Wëllen“können Gäste auf die Altstadt hinabblick­en.
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„Die Lage spielt uns natürlich in die Karten“, sagt Ben Thommes.
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Der Hotspot der Hauptstadt hat erst nach dem ersten Corona-Lockdown eröffnet.

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