Somalia im Würgegriff der Dürre
Wie ein gescheiterter Staat seine Bevölkerung vor dem Hungertod bewahren will
Somalia befindet sich im Würgegriff der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten. Allein in der vergangenen Woche starben laut dem Kinderhilfswerk Unicef mehr als 700 Kinder in den überfüllten Kliniken des Landes. Vielen weiteren droht das gleiche Schicksal. Kann ein Land, das als gescheiterter Staat gilt, seine Bevölkerung vor dem Verhungern retten? Zwei Experten vor Ort geben Antwort.
Fast eine Million Somalier leben in Gebieten, die sich unter Kontrolle der islamischen Miliz Al-Shabaab befinden. Humanitäre Helfer wagen sich selten in das Dschihadisten-Gebiet vor. „Bei der Hilfe geht es nicht bloß um die Finanzierung“, erinnert Svensson, „wir müssen auch sicherstellen, dass diese Unterstützung die Verwundbarsten erreicht und alle, die vor einer Hungersnot stehen.“
Allerdings hat das ostafrikanische Land zuletzt mehrere Dämpfer gleichzeitig erlitten: Die Dürre des Vorjahres, eine Heuschreckenplage, Covid-19 und seit Kurzem der Ukraine-Krieg schwächten die schon zuvor krisengebeutelte Nation noch mehr. „Somalia war stark abhängig von Importen aus Russland und der Ukraine“, so die Weltbank-Vertreterin.
Prognosen seien laut Krisenhelfer Hashi schwierig. Jedoch deute vieles darauf hin, dass auch die nächste Regensaison ausbleibt. Eine weitere Verschlimmerung der Dürre-Situation könnte den „Tod mehrerer Millionen Somalier“bedeuten. Dabei konnte das ehemalige Bürgerkriegsland zuletzt einige Fortschritte verbuchen: In Mogadischu sitzt wieder eine stabile Regierung, somalische Ärzte und Architekten kehrten aus dem Exil zurück, Kinos und Stadien sperrten ihre Tore wieder auf. Und auch wirtschaftlich gab es Reformen, berichtet Svensson. Sie fürchtet, dass die Krisen der vergangenen Jahre auf Kosten von Somalias Langzeitentwicklung gehen: „Ein Großteil der internationalen Unterstützung fließt jetzt wieder an die humanitären Helfer, wodurch andere Notstände vernachlässigt werden. Es gilt nach wie vor, ein Gesundheits-, Schulund Sozialsystem aufzubauen.“