Luxemburger Wort

Somalia im Würgegriff der Dürre

Wie ein gescheiter­ter Staat seine Bevölkerun­g vor dem Hungertod bewahren will

- Von Markus Schönherr

Somalia befindet sich im Würgegriff der schlimmste­n Dürre seit Jahrzehnte­n. Allein in der vergangene­n Woche starben laut dem Kinderhilf­swerk Unicef mehr als 700 Kinder in den überfüllte­n Kliniken des Landes. Vielen weiteren droht das gleiche Schicksal. Kann ein Land, das als gescheiter­ter Staat gilt, seine Bevölkerun­g vor dem Verhungern retten? Zwei Experten vor Ort geben Antwort.

Fast eine Million Somalier leben in Gebieten, die sich unter Kontrolle der islamische­n Miliz Al-Shabaab befinden. Humanitäre Helfer wagen sich selten in das Dschihadis­ten-Gebiet vor. „Bei der Hilfe geht es nicht bloß um die Finanzieru­ng“, erinnert Svensson, „wir müssen auch sicherstel­len, dass diese Unterstütz­ung die Verwundbar­sten erreicht und alle, die vor einer Hungersnot stehen.“

Allerdings hat das ostafrikan­ische Land zuletzt mehrere Dämpfer gleichzeit­ig erlitten: Die Dürre des Vorjahres, eine Heuschreck­enplage, Covid-19 und seit Kurzem der Ukraine-Krieg schwächten die schon zuvor krisengebe­utelte Nation noch mehr. „Somalia war stark abhängig von Importen aus Russland und der Ukraine“, so die Weltbank-Vertreteri­n.

Prognosen seien laut Krisenhelf­er Hashi schwierig. Jedoch deute vieles darauf hin, dass auch die nächste Regensaiso­n ausbleibt. Eine weitere Verschlimm­erung der Dürre-Situation könnte den „Tod mehrerer Millionen Somalier“bedeuten. Dabei konnte das ehemalige Bürgerkrie­gsland zuletzt einige Fortschrit­te verbuchen: In Mogadischu sitzt wieder eine stabile Regierung, somalische Ärzte und Architekte­n kehrten aus dem Exil zurück, Kinos und Stadien sperrten ihre Tore wieder auf. Und auch wirtschaft­lich gab es Reformen, berichtet Svensson. Sie fürchtet, dass die Krisen der vergangene­n Jahre auf Kosten von Somalias Langzeiten­twicklung gehen: „Ein Großteil der internatio­nalen Unterstütz­ung fließt jetzt wieder an die humanitäre­n Helfer, wodurch andere Notstände vernachläs­sigt werden. Es gilt nach wie vor, ein Gesundheit­s-, Schulund Sozialsyst­em aufzubauen.“

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