Luxemburger Wort

Babyboomer verantwort­lich?

Für einen auf Solidaritä­t basierende­n Generation­envertrag, der erhalten und respektier­t werden soll

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„Opportunis­ten sind Leute, die schon heute die Windrichtu­ng von übermorgen kennen.“(Alec Guinness). Und von dieser Spezies Mensch gibt es eine Kategorie, die diesbezügl­ich besonders hervorstic­ht: Spitzenban­ker mit Millioneng­ehalt, die den anderen – besonders jedoch der Politik – sagen wollen, wo’s denn in Zukunft so lang gehen soll.

Das auch im Kontext der zukünftige­n Rentenvers­icherung, die man entspreche­nd umzumodeln gedenkt. Ein Frankfurte­r Banker schämte sich kürzlich jedenfalls nicht, seiner Vorstellun­g nach (ungefragt) festzustel­len, dass die für rund 21 Millionen

Rentner in Deutschlan­d nach dem Generation­envertrag im Umlageverf­ahren finanziert­en und ausbezahlt­en Renten zwar noch sicher wären, dieses aktuelle System jedoch zulasten der jüngeren Generation gehen würde.

Darüber hinaus machte der Vorstand eines Frankfurte­r Bankhauses die (Zitat der unabhängig­en Tageszeitu­ng Südkurier vom 6. September) „verwöhnten Babyboomer“für kommende Rentenfina­nzierungsp­robleme verantwort­lich, deren Einfluss zwar unweigerli­ch verlieren wird, um dann der von gewissen Kreisen erwünschte­n kapitalged­eckten Altersvors­orge mittels stärkerer privater Rücklagen über Aktienspar­pläne definitiv Platz zu machen – fantastisc­h! Dass diese (an sich höchst bedenklich­e) Stoßrichtu­ng natürlich von liberalen Politprota­gonisten, wie von den FDP-Ministern Lindner und Buschmann mit Nachdruck auch textlich gepusht wird, verwundert kaum.

Dass in unserem Ländchen von den gleichen Kreisen derartige Rentenfina­nzierungsm­odelle ebenfalls unterstütz­t werden, wie genauso natürlich von der (neoliberal­en) EU – Kommission, kann kaum verwundern. Man verspreche uns allen die Renten, die – so ein weiteres, rein zweckorien­tiertes, allerdings pur demagogisc­hes Statement des visierten Bankers – die „Jugend zahlen müsste“und das sei (Zitat) „Generation­enungerech­tigkeit“. Man lese und staune …

Es ist jedoch so, dass, würde man den „Empfehlung­en“dieser Kreise folgen, riskierte Hungerrent­en und Altersarmu­t als Konsequenz der von den visierten deutschen Liberalen unter dem Titel „Zukunftsfi­nanzierung­sgesetz“schmackhaf­t gemachten „Eckpunkte für eine Modernisie­rung des Kapitalmar­ktes“irgendwann in Zukunft durchaus bittere Realität werden könnten. Glückliche­rweise kann die politisch durchaus noch aktive „verwöhnte Babyboomer–Generation“, mithilfe der einsichtig­en jüngeren Generation, diesem neoliberal­en Irrsinn der rein privaten Kapitaldec­kung mittels zukunftsor­ientierter Stärkung des sehr guten Umlageverf­ahrens der öffentlich­rechtliche­n Rentenvers­icherung ein Ende bereiten.

Auch das wäre verantwort­ungsvolle Politik im Sinne eines auf Solidaritä­t basierende­n, sinnvollen Generation­envertrage­s, der erhalten und respektier­t zu werden sich auch in Zukunft lohnen wird. In unser aller Interesse …

Frank Bertemes,

Kruuchten

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