Luxemburger Wort

Wie die Gasols

Die Brüder Juancho und Willy Hernangome­z führen Spanien im Finale gegen Frankreich zum Europameis­tertitel

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Willy Hernangome­z verneigte sich gerade vor seinem Bruder Juancho, da begann der Überfall. „Campeones de Europa“, sangen die spanischen Spieler, sprengten die Pressekonf­erenz und verpassten dem MVP des Basketball­turniers eine ordentlich­e Dusche. Natürlich wurde auch Erfolgstra­iner Sergio Scariolo von den frisch gekürten Europameis­tern in Berlin nicht verschont. „Das ist die Schattense­ite eines jungen Teams“, sagte der Italiener und dachte dabei an die guten alten Zeiten: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie Pau Gasol mit Wasser herumsprit­zt.“

Pau Gasol, Teil der goldenen spanischen Basketball­generation, ist nicht mehr da. Auch sein jüngerer Bruder Marc nicht. In die Fußstapfen sind Willy und Juancho Hernangome­z getreten, die Parallelen sind allein wegen der sportliche­n Klasse unübersehb­ar. Während Willy (28 Jahren) die Ehren als wertvollst­er Spieler der EuroBasket abgriff, war Juancho (26) der entscheide­nde Mann beim 88:76 im Finale gegen Frankreich.

Das Brüderpaar kommt aus Madrid, die beiden NBA-Profis haben eine berühmte Mutter. Margarita Geuer, als Kind deutscher Eltern in Sevilla geboren, wurde 1993 selbst Basketball-Europameis­terin. Zu ihren Ehren stand auf Willys Trikot bei der EuroBasket „W. Geuer“.

Glanzleist­ungen

Der ältere der Hernangome­z-Brüder, bei den New Orleans Pelicans unter Vertrag, dominierte bei der EM in der Zone, gerade am gegnerisch­en Brett. In jedem Spiel punktete der Center zweistelli­g und glänzte besonders im Viertelfin­ale gegen Finnland mit 27 Punkten. Im Halbfinale stellte er Deutschlan­d vor Probleme.

Doch im Endspiel war es Juancho, wie sein Bruder 2019 Weltmeiste­r, der das Spiel an sich riss. 27 Punkte, dabei sieben erfolgreic­he Dreier, der 2,05 m große Forward von den Toronto Raptors zeigte eine Show. „Ich bin stolz, wie mein Bruder während des Turniers gewachsen ist. Heute war er für uns da“, sagte Willy Hernangome­z. Allerdings habe sich die ganze Mannschaft während der zweieinhal­b Wochen gesteigert. „Wir haben diese Goldmedail­le verdient.“

Die Spanier gehörten nach ihrem Umbruch nicht zu den großen Favoriten. Neben den Gasols sind auch Größen wie Juan Carlos Navarro oder Sergio Rodriguez nicht mehr dabei. Sergio Llull und Ricky Rubio fehlten verletzt. Und doch stehen sie wieder oben auf dem Podium.

Am Sonntag wurde die sechste Goldmedail­le bei großen Turnieren seit 2006 gefeiert, gleichzeit­ig der vierte Triumph bei den vergangene­n sechs EM-Auflagen. „Die Herausford­erung ist es, wettbewerb­sfähig zu bleiben“, sagte Scariolo. Erwartet habe er den Titel dennoch nicht. sid

Willy (l.) und Juancho Hernangome­z sind bei der EM nicht zu stoppen.

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Fotos: AFP

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