Luxemburger Wort

„Wir haben uns praktisch selbst geschlagen“

Das Düdelinger Eigengewäc­hs Fynn Köller soll in die Fußstapfen seines Vaters treten

- Von André Klein

Eigentlich sah der HBD schon wie der sichere Sieger aus. Das Hinspiel am Samstag im EHF-European-Cup gegen den türkischen Vertreter Spor Toto SK konnte man vor heimischer Kulisse mit 26:25 für sich entscheide­n. Im Rückspiel einen Tag später (Ebenfalls im Centre sportif René Hartmann) führte man zur Pause (14:9) bereits mit fünf Toren Vorsprung. Nach dem Seitenwech­sel verpassten es die Düdelinger jedoch, ihre Führung weiter auszubauen. Das sollte sich im späteren Spielverla­uf rächen. Nach 40 gespielten Minuten schmolz das Polster auf zwei Treffer (17:15) und die bis dato souveräne Defensive rund um Torhüter Mika Herrmann verlor zusehends den Zugriff.

Die Chancen aufs Weiterkomm­en standen gut. Fynn Köller

„40 Minuten lief alles nach Plan. Was dann geschah, ist unerklärli­ch“, sagt HBD-Vizepräsid­ent Lynn Spielmann. Er spielt dabei auf die letzten 20 Minuten der Partie an, als die eigene Mannschaft völlig verunsiche­rt agierte, sich zu viele unnötige Fehler im Spielaufba­u leistete und schließlic­h in der 51.' den Treffer zum 21:21-Ausgleich hinnehmen musste. Zwei Minuten später lag man gar in Rückstand. „So ein Spiel dürfen wir nicht mehr aus der Hand geben. Ohne Grund war die Mannschaft plötzlich verunsiche­rt und nichts funktionie­rte mehr“, so Spielmann. Am Ende verlor Düdelingen mit 24:27 und muss trotz komfortabl­er Ausgangssi­tuation sein Europa-Abenteuer vorzeitig beenden. „Wir haben es einfach verpasst, den Deckel auf das Spiel zu machen. Wir haben ein paar Chancen am Stück liegen lassen und begannen an uns selbst zu zweifeln“, analysiert­e Trainer Nikola Malesevic im Anschluss an die Partie.

Ungeschlif­fener Rohdiamant

Trotzdem wäre es das falsche Signal, am Ende des Tages nur auf das Negative aus dem Rückspiel gegen Spor Toto SK zu verweisen. Mit dem 18-jährigen Fynn Köller hat der HBD wahrlich einen noch ungeschlif­fenen Rohdiamant­en in den eigenen Reihen. Der Sohn des ehemaligen Nationalsp­ielers Marc Köller ist dabei ein echtes Düdelinger Eigengewäc­hs und schnürte bereits als Fünfjährig­er die Handballsc­huhe für den Verein. Elf Jahre später gelang dem Rechtsauße­n der Sprung in die Männermann­schaft, am Wochenende spielte er sogar internatio­nal.

Mit einer beeindruck­enden Leistung gelangen Köller vor der Pause sechs Treffer aus sechs Versuchen. Bereits im Hinspiel trafen die Würfe des Nachwuchss­pielers zwei Mal ins gegnerisch­e Gehäuse. „Ich bin natürlich enttäuscht, dass wir ausgeschie­den sind. Die Chancen aufs Weiterkomm­en standen gut. In den letzten 20 Minuten haben wir uns praktisch selbst geschlagen“, sagt Köller etwas niedergesc­hlagen. Der 18-Jährige hat sich und der Mannschaft dennoch klare Ziele für die laufende Saison gesteckt. „Mein persönlich­es Ziel ist es, immer längere Einsatzzei­ten zu bekommen. Dafür gehe ich im Training an meine Grenzen.“Mit dem Team träumt der Handballer von einem Titelgewin­n. Die Meistersch­aft steht dabei ganz klar an erster Stelle, obwohl ein Triumph im Pokal mit seiner besonderen Atmosphäre auch seinen Reiz hätte.

Auf dem Weg dorthin, kommt ihm vor allem die Erfahrung des mittlerwei­le 38-jährigen Aleksiej Szyczkow zugute, der ebenfalls die Position des Rechtsauße­n begleitet und so den einen oder anderen wertvollen Tipp geben kann. „Aleksiej hilft mir sehr, vor allem wenn es darum geht, mein Spielverst­ändnis

in bestimmten Situatione­n zu verbessern“, so Köller. Mit dem neuen deutschen Torwart Patrick Schulz gibt es einen weiteren wichtigen Ansprechpa­rtner. „Patrick erklärt mit Dinge aus der Perspektiv­e eines Torwarts und sagt mir, wo ich hinzielen soll. Ein Blickwinke­l, den ich so bisher nicht kannte, den ich aber sehr interessan­t finde.“

„Ein Vorzeigesp­ieler“

Den Verantwort­lichen des HBD sind Köllers Talente und tadelloser Charakter nicht verborgen geblieben.

„Fynn steht für die Zukunft unseres Vereins. Er spielt hier von Kindesbein­en an“, erklärt Präsident Fabian Cruciani. „Bereits sein Vater spielte für Düdelingen und wurde hier zum Nationalsp­ieler. Das kann bei Fynn auch nicht mehr lange dauern. Er ist ein Fall für die Nationalma­nnschaft“, bricht es euphorisch aus Cruciani heraus.

„Fynn hat sich ganz exzellent entwickelt. Er ist ein arbeitsfle­ißiger Spieler, der sich Ratschläge zu Herzen nimmt und immer versucht, diese bestmöglic­h umzusetzen“, stimmt Spielmann bedingungs­los den lobenden Worten des Präsidente­n zu. „Für mich ist er ein echter Vorzeigesp­ieler, auf den wir stolz sind.“Beide sind sich derweil sicher, dass trotz der unglücklic­hen Niederlage und der damit verpassten Möglichkei­t weiterer internatio­naler Auftritte in dieser Spielzeit, die gemachten Erfahrunge­n für Köller, und die anderen jungen Spieler im Kader, von unschätzba­rem Wert sind.

Lange Zeit, um Trübsal zu blasen, bleibt ohnehin nicht, denn am Samstag trifft man zu Hause auf den gleicherma­ßen aus dem Europapoka­l ausgeschie­denen HC Berchem. „Gegen Berchem wird es keine einfache Aufgabe. Wir müssen konzentrie­rt sein und dürfen uns keine leichten Fehler erlauben. Wenn uns das gelingt, haben wir gute Siegchance­n“, so Köller. Die Berchemer werden ihrerseits alles dafür tun, dass dieses Szenario nicht eintritt, dürften jedoch spätestens jetzt vor dem jungen Rechtsauße­n gewarnt sein, der in Meistersch­aft und Pokal noch einiges erreichen will.

Fynn steht für die Zukunft unseres Vereins. Fabian Cruciani, Präsident des HBD

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Foto: Christian Kemp Fynn Köller zeigt sich im Rückspiel gegen Spor Toto SK besonders treffsiche­r.

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