Nächstes Unglück
Nach einer weiteren Liga-Klatsche haben die Fola-Verantwortlichen in der Länderspielpause viel Gesprächsbedarf
Nach dem desaströsen Auftritt in Hesperingen liegen die Nerven bei der Fola blank. Statt eine Reaktion zu zeigen und sich dem Favoriten entgegenzustemmen, ließen sich die Escher am siebten Spieltag der BGL Ligue „abschlachten“, wie es Sportdirektor Pascal Welter gestern drastisch formulierte. Nach dem 1:8 am Sonntag wird es beim achtfachen Meister Konsequenzen geben. Doch noch ist nicht klar, welche das sein werden.
„Zuerst müssen wir alle die Köpfe freibekommen. Die Niederlage in Hesperingen war das zweite Unglück binnen drei Wochen“, spielt der 55-Jährige auf das 0:6 in Differdingen Anfang September an. Passend dazu sind Spieler und Trainerteam nun einige Tage „freigestellt“. Dies sei jedoch keine Reaktion auf die schlechten Leistungen, sondern wegen der kurzen Sommerpause bereits so geplant gewesen.
Deutlich mehr Arbeit kommt in den nächsten Tagen auf die Vereinsverantwortlichen
zu. Dabei wolle sich der Vorstand auch mit dem Spielerkomitee beraten. „Wir müssen uns überlegen, was wir besser machen können“, erklärt Welter. „Was läuft total schief? Was können die Spieler ändern, was der Trainer?“Ein Mentalitätsproblem hat der Sportdirektor bereits diagnostiziert. „Wer das Spielfeld in einem Fola-Trikot betritt, muss auch würdig sein, es zu tragen.“
Vor allem in der zweiten Halbzeit fiel die Mannschaft in Hesperingen auseinander. Die Gastgeber erzielten fünf Tore innerhalb von 20 Minuten. Rayan Philippe (21.', 48.', 60.') und Dominik Stolz (41.', Foulelfmeter, 57.', 71.') zerlegten die Gäste fast im Alleingang, auch Kevin Malget (64.') und Smail Morabit (74.') trafen. Folas Lucas Correia gelang nur der Ehrentreffer (53.').
Glückloser Trainer
Bei der ersten Analyse spart Welter nicht mit Selbstkritik: „Viele Mannschaften haben sich vor der Saison verstärkt. Wir konnten das nicht – und haben einen großen Qualitätsverlust zu verzeichnen. Das ist seit Jahren so. Allerdings haben wir es bislang immer geschafft, die Unterschiede zu kompensieren.“Dass der Kader dazu nun nicht in der Lage ist, nimmt der Sportdirektor auf seine Kappe: „Der Erste, den ich infrage stelle, bin ich selbst.“
Dass auch der glücklose Coach Miguel Correia zur Debatte steht, ist offensichtlich. Welter darf kein Szenario ausschließen. „Auch wenn wir wussten, dass uns 13 Spieler verlassen haben, ist bei Vereinen in solchen Situationen der Trainer leider immer das schwächste Glied“, sagt Welter. „Es werden diese Woche sicherlich viele Gespräche auf Direktionsebene laufen, aber aktuell sind eventuelle Konsequenzen nur Spekulation.“
Klar sei: Wenn sich bei der Fola auf dieser Ebene etwas ändern soll, dann müsse das noch in dieser Woche passieren. Wegen der Länderspielpause geht es in der Liga zwar erst in drei Wochen weiter (ausgerechnet gegen Tabellenführer F91), im Pokal tritt das Team jedoch bereits am 2. Oktober bei Drittligist Kehlen an.
Beängstigende Zahlen
Der Sportdirektor hofft, dass spätestens bei der Pflichtaufgabe in der Coupe de Luxembourg einige Spieler vorangehen. „Was uns total fehlt, sind die Anführer auf dem Rasen“, stellt Welter klar. „Da kann der Trainer so viel reinrufen, wie er will. Wenn vom Spielfeld nichts kommt, haben wir ein größeres Problem.“Auch dieser Aspekt sei ein Teil der anstehenden Analyse.
Dabei sind bereits die nackten Zahlen beängstigend. Nach den beiden Siegen zum Saisonbeginn holte die Escher Mannschaft einen Punkt aus den vergangenen fünf Ligaspielen – bei einem Torverhältnis von 1:18. In der Tabelle der BGL Ligue rangiert der Titelträger von 2021 auf Barrageplatz 13.
Vor allem in Hinblick auf das bevorstehende „Risikospiel“gegen Düdelingen müsse sich die Mannschaft auch taktisch umstellen – und defensiver denken. „Wir sind diese Situation bei der Fola nicht gewohnt“, erklärt Welter. „Das Umfeld nicht, die Fans nicht und die Spieler auch nicht.“
Wer das Spielfeld in einem FolaTrikot betritt, muss auch würdig sein, es zu tragen. Pascal Welter