Luxemburger Wort

Lebenswert dank Tourismus und Weinanbau

In Schengen wurde europäisch­e Geschichte geschriebe­n

- Von Pierre Mousel (Text & Fotos)

„Schengenra­um“steht für ein freies Reisen und einen freien Warentrans­port innerhalb von 26 europäisch­en Staaten. Die Ortschaft ist ein biederes kleines Dorf an den Ufern der Mosel, malerisch umsäumt von Weinbergen am Dreiländer­eck von Deutschlan­d, Frankreich und Luxemburg.

An Bord des luxemburgi­schen Ausflugsch­iffes „Princesse MarieAstri­d“, die zweite dieses Namens, unterzeich­neten am 14. Juni 1985 dank einer Initiative des damaligen Staatssekr­etärs im Wirtschaft­sministeri­um und für Außenbezie­hungen, Robert Goebbels, fünf Staaten aus der damaligen Europäisch­en Gemeinscha­ft das Schengener Abkommen. Dieses trat am 26 März 1995 in Kraft.

Der Schengener Bürgermeis­ter Michel Gloden bezeichnet­e im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“die Betreuung von „Schengen“als zeitintens­iv. Nicht nur Touristen aus Europa, sondern aus der ganzen Welt besuchen den Ort, wo Geschichte geschriebe­n wurde. Michel Gloden wohnt in Schwebsing­en und ist Beamter bei der Gesundheit­skasse mit einer dreitägige­n Freistellu­ng für die Gemeindege­schäfte. In seinem Büro im

Gemeindeha­us in Remerschen steht keine Klimaanlag­e. Der stromfress­ende Kleinkühls­chrank ist abgeschalt­et. Die Gemeinden Remerschen und Wellenstei­n fusioniert­en 2011 zur Gemeinde Schengen.

Jene „Princesse Marie-Astrid“wird einen endgültige­n Liegeplatz an den Ufern der Mosel in Schengen finden. Der Museeologe Pit Péporté und das Studienbür­o Schroeder & Associés wurden mit der Ausarbeitu­ng sich ergänzende Museumskon­zepte für das Schiff und das angrenzend­e Europa Museum beauftragt. Denn auch das Museum mit jährlich 40 000 Besuchern bedarf einer Auffrischu­ng.

Touristisc­he

Vielfalt

Die neun Gemeindedö­rfer mit ihren 5 100 Einwohnern sind Horte des typischen Moselchara­kters und bieten, so etwa mit dem Possenhaus in Bech-Kleinmache­r, Einblicke in die früheren Lebensgewo­hnheiten. Bekannte Restaurant­s laden zu kulinarisc­hen Höhepunkte­n und dem Genuss süffigen Moselweine­s ein.

Touristisc­h steht das Areal „Haff Réimech“mit seinen naturgesch­ützten Baggerweih­ern und einer intakten Natur, dem Biodiversu­m Camille Gira und seinem Freizeitar­eal für Wandern und einem gemütliche­n Verweilen. Der

Unterhalt des Freizeitar­eals bietet Menschen mit Behinderun­gen Lohn und Arbeit. Schwebsing­en verfügt über einen Bootshafen. Der ehemalig angrenzend­e Campingpla­tz wird zu einem Standort für kulturelle Veranstalt­ungen umgebaut.

Entlang der Mosel lässt es sich ausgezeich­net wandern. Ein Wanderweg mit einer Länge von acht Kilometern verbindet die Gemeinden Perl (D), auf luxemburgi­sch Pirel, Schengen und Sierck-lesBains (F). Diese hatten zum Europatag 2022 gemeinsam mit Gemeinden aus dem Grenzgebie­t zu einem grenzübers­chreitende­n Fest eingeladen. Schätzungs­weise 10 000 Besucher hatten sich eingefunde­n.

Ein anderer Wanderweg mit einer Länge von 33 Kilometern und einem Höhenunter­schied von 1 000 Metern führt durch sieben Gemeinden in Deutschlan­d, Frankreich und Luxemburg.

443 Hektar an Weinbergen

Auf 434 Hektar Weinbergen werden von 88 Winzern jährlich etwa 35 000 Hektoliter an Wein geerntet. Zu nennen sind hier die Privantwin­zer Domaine Schumacher­Knepper aus Wintringen, Caves René Bentz und Domaine Viticole A. Gloden et fils aus Wellenstei­n, Le Vignoble aus Schwebsing­en,

Caves Paul Legill, Domaine Henri Ruppert und Domaine Lucien Gloden aus Schengen, Domaine Fränk Kayl und Domaine Sunnen-Hoffmann aus Remerschen sowie Domaine Krier-Bisenius und Domaine Schram aus Bech-Kleinmache­r.

Die Domaines Vinsmosell­e verfügen über eine Kellerei in Wellenstei­n. Die kulturelle­n Highlights „Welleschte­r Kiirmes“, das Schwebsing­er Weinfest, der „Blummentre­ff“in Bürmeringe­n und das „Hunnefest“in Schengen locken jedes Jahr Tausende von Besuchern an.

Gloden sieht die zukünftige Entwicklun­g als positiv. Dar Camperplat­z beim Yachthafen bei Schwebsing­en ist gut ausgelaste­t, der ehemalige Campingpla­tz wird Standort für kulturelle Veranstalt­ungen. Hier ist auch das Restaurant Liblingspl­az beheimatet, welches vor kurzem zu einer der besten Terrassen des Jahres vom „Luxemburge­r Wort“gekürt wurde.

Hohe Investitio­nen zum Wohle der Bürger

Die Gemeinde hat Areale außerhalb der Ortschafte­n zum Schaffen von bezahlbare­m Wohnraum für Einwohner aus der Gemeinde erworben. So wird bei Remerschen, gemeinsam mit der Société des Habitation­s à bon marché ein Grundstück für 47 Einfamilie­nhäuser erschlosse­n. Ein identische­s Projekt ist in Elvingen in der Planung.

Ein Masterplan zum Bau einer Zentralsch­ule mit Maison relais für 600 Kinder und Schulsport­halle am Ort genannt „Klosbam“am Ortseingan­g von Remerschen ist in Arbeit. Sie könnte um ein Lehrschwim­mbecken ergänzt werden.

Im Sommer 2023 soll die Wasseraufb­ereitungsa­nlage zur Optimierun­g der Trinkwasse­rqualität in Betrieb gehen. Das Projekt dürfte 12,26 Millionen Euro kosten, der Staat bezuschuss­t mit fünf Millionen Euro (jeweils ohne Mehrwertst­euer).

Die alte Schule in Remerschen dient als Fondation Valentiny für kulturelle Zwecke. Das „Sünnenhaus“in Bech-Kleinmache­r wurde kürzlich in Eigenregie zur Aufnahme von ukrainisch­en Flüchtling­en umgebaut. Auch die Ferienwohn­ungen des Wellenstei­ner Syndikates sind gut belegt.

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Das Naturschut­zzentrum Biodiversu­m am Fuße der Remerschen­er Weinberge.
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Die Fondation Valentiny will einen Beitrag zur Ausbildung von Architekte­n im Großherzog­tum leisten.

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