Luxemburger Wort

„Müssen mit einer neuen Welle rechnen“

Virologe Dr. Thomas Dentzer spricht über den Corona-Herbst – und den künftigen Alltag mit dem Virus

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Luxemburg. Zum ersten Mal seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie blicken die Gesundheit­sbehörden mit deutlichem Optimismus in die Zukunft. Der Generaldir­ektor der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) sieht das Ende der Pandemie „in Reichweite“. US-Präsident Joe Biden erklärte die Pandemie in den USA kürzlich sogar für „beendet“. Auch das Luxemburge­r Gesundheit­sministeri­um vertritt die Auffassung, dass Covid-19 „derzeit weniger Probleme für die öffentlich­e Gesundheit darstellt“.

Diese allgemeine Feststellu­ng beruht auf der Tatsache, dass „ein großer Teil der Bevölkerun­g geimpft ist oder mit dem Virus infiziert wurde“, betont der Virologe im Gesundheit­samt, Dr. Thomas

Dentzer. Dennoch muss sich Luxemburg darauf einstellen, dass in den nächsten Wochen wahrschein­lich eine neue Infektions­welle auftreten wird. Dentzer glaubt, dass diese Welle nicht zu einem dramatisch­en Anstieg der Krankenhau­seinweisun­gen führen wird. Voraussetz­ung ist allerdings, dass keine neuen Varianten auftauchen.

Kein Anlass für Strategiew­echsel Bisher wurde nur ein „leichter Anstieg“der Infektions­zahlen beobachtet. Für einen Strategiew­echsel bei der Corona-Bekämpfung geben die aktuellen Zahlen keinen Anlass. Die vierte Impfdosis wird weiterhin nur den über 60-Jährigen empfohlen. Im Hinblick auf

Dr. Thomas Dentzer arbeitet als Virologe im Gesundheit­samt. das Coronamedi­kament Paxlovid versichert Dr. Dentzer, dass die Bestellung­en durchgefüh­rt wurden und es „keine Engpässe gibt“. Nach ersten Schätzunge­n erhalten derzeit etwa 100 Patienten diese Behandlung, um „schwere Formen der Krankheit“zu verhindern.

Virus wird präsent bleiben

Im September 2021 hatte der Virologe noch gemeint, dass Covid19 „in einem Jahr nicht mehr in den Schlagzeil­en sein wird“. Ein Jahr später sieht Dentzer die Sache etwas anders: Das Virus werde auch in Zukunft präsent bleiben. Allerdings dürfte Corona – vorausgese­tzt, es treten keine neuen Varianten auf – eine immer kleinere Rolle in unserem Alltag spielen.

„Aufgrund der weltweit steigenden Immunität wird die WHO die Pandemie aufheben. Es wird aber dabei bleiben, dass dieses Virus Menschen infizieren und sogar töten kann, wie andere Krankheite­n auch“, meint Dr. Dentzer.

In der Zwischenze­it werden neue Behandlung­smethoden entwickelt, darunter auch ein europäisch­er Corona-Impfstoff, der in Spanien entwickelt wird. Diese neuen Waffen im Kampf gegen Covid-19 sollen nicht nur „das Instrument­arium erweitern“, sondern auch „schnelle Reaktionen auf neue, krankheits­verursache­nde Varianten“ermögliche­n. Mit anderen Worten: die Lehren aus der Vergangenh­eit ziehen. Jmh

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