Wie wird der Winter über uns kommen?
Kritik an der Überverbrauchssteuer
So, wie er das schon sehr lange tut. Alle Jahre wieder. Aber diesmal wird er eine mit ihm frierende Luxemburger Gesellschaft vorfinden. Es sei denn, man führt Herrn Wilmes Überverbrauchssteuer ein. Sie findet ihren Ursprung in der Erkenntnis, dass, wenn wir keine reichen Mitbürger hätten, wir alle zusammen bettelarm wären. Herr Wilmes verrät uns nicht in so vielen Wörtern, zu welcher Kategorie er sich zählt.
Sicher ist, dass dieser Winter sehr weh tun wird. Zum ersten all denen, welche die Heizung runterführen und das Licht ausschalten müssen. Zum zweiten all denen, deren Verbrauch jenseits einer, von Spezialisten, errechneten minimalen Menge an Wärme und
Strom pro Kopf, zu einem Preis jenseits jeder Spekulation, liegen wird.
Dieser beiderseitige Schmerz muss sein, findet Herr Wilmes. Sonst hat das Ganze keinen Sinn. Man erkennt hier Restspuren einer christ-katholischen Erziehung.
Durch die Einführung diese Überverbrauchssteuer, sagt Herr Wilmes, bräuchten wir dann weder eine Übergewinnsteuer noch eine Reichensteuer. Nein, wir verteilten nur das Geld der reichen Luxemburger. Herr Wilmes missgönnt den Betuchten ihren Wohlstand nicht, aber in dieser Krise müssen sie für die Minderbemittelten aufkommen. Dies ist fürwahr ethisch fundiertes, demokratisches Denken. Das Wort „müssen“macht es perfekt. Diesen Winter wird Herr Wilmes mit Mantel im Dunkeln verbringen müssen, entweder, weil er zu den Minderbemittelten zählt, oder aber nach Zahlung der Überverbrauchssteuer zu einem werden wird.
Weh tun wird es allemal. Aber so muss es ja sein.
Jean Schiltz, Luxemburg
Dies ist eine Reaktion zum Leserbrief „Wie können wir über den Winter kommen?“vom 17. September 2022.