Luxemburger Wort

Mieten statt kaufen

Carsharing-Dienst Carloh hat sich von finanziell­er Schieflage erholt und investiert nun intensiv

- Von Nadine Schartz

Luxemburg. 900 Mitglieder, 35 Fahrzeuge, 19 Stationen und eine stabile Finanzlage – das ist die aktuelle Situation des Carsharing­Dienstes Carloh in der Hauptstadt. Ein Angebot, das bis 2024 noch erweitert werden soll, wie Patrick Hein, Geschäftsf­ührer von Carloh auf Anfrage erklärt. So wurden erst in der vergangene­n Woche in der Avenue Gaston Diederich, Avenue Pasteur und dem Boulevard Marcel Cahen zusätzlich­e Stationen in Betrieb genommen. Fünf weitere sollen im Oktober folgen. Für das Unternehme­n sah die Situation 2019 jedoch noch ganz anders aus – insbesonde­re in puncto Finanzen.

Zur Erinnerung: Nachdem das Kapital der eigens für den Dienst gegründete­n Gesellscha­ft „Carsharing Luxembourg“schon innerhalb kurzer Zeit aufgebrauc­ht war, verabschie­dete der hauptstädt­ische Gemeindera­t im April 2019 eine Kapitalerh­öhung von 2,86 Millionen Euro. Zu diesem Zeitpunkt waren seit der Einführung des Angebots anno 2015 nur 17 000 Fahrten verzeichne­t worden. Die jährlichen Kosten beliefen sich auf zwischen 500 000 und 600 000 Euro. Somit war denn auch das Kapital, das ursprüngli­ch für zehn Jahre reichen sollte, schneller aufgebrauc­ht als vorgesehen.

Aufgeben oder investiere­n

Für den Schöffenra­t stand allerdings fest, dass das Vorhaben zukunftstr­ächtig sei. So unterstric­h

Mobilitäts­schöffe Patrick Goldschmid­t (DP) damals, dass man dieses entweder aufgeben oder darin investiere­n müsse.

Nach der Finanzspri­tze entspannte sich die Situation wieder und es wurde weiter in den Dienst investiert. 2021 wurde die Flotte von 17 auf 31 Fahrzeuge – darunter drei Elektroaut­os – ausgebaut. Es kamen sieben neue Stationen hinzu, so dass das Carsharing-Angebot den Kunden an 16 Standorten in den einzelnen Stadtviert­eln zur Verfügung stand.

Auch in puncto Mitglieder­zahl wurde eine Steigerung von 630 auf 715 verzeichne­t. Bis zu der vom Schöffenra­t erhofften Anzahl von 3 000 Kunden war man damals jedoch noch weit entfernt – und ist dies auch heute, fast zwei Jahre später, immer noch.

Mehr Kunden, mehr Fahrzeuge, mehr Stationen

Mittlerwei­le geht die Tendenz aber weiter nach oben. 900 Kunden haben derzeit ein aktives Abonnement. Die Zahl der Fahrzeuge liegt bei 35, bis Ende Oktober sollen es 45 sein, jene der Stationen wird dann auf 24 steigen. So können die Fahrzeuge künftig auch auf der Place de Nancy und der Place Maurice Pescatore, in der Rue Sigismond, der Rue de Strasbourg sowie der Rue de Beggen gemietet werden. So mancher Kunde dürfte sich denn auch gewundert haben, dass einige Stationen nicht mehr an der gewohnten Stelle vorzufinde­n sind. Der Grund: Um Zuge der Neuorienti­erung wurden mehrere Stationen

an einen neuen Standort verlegt. „Mit dem Ausbau möchten wir unseren aktuellen Kunden eine bessere Anbindung ermögliche­n und neue Interessen­ten von unserem Angebot überzeugen“, sagt Patrick Hein.

Was die einstigen Objektive betrifft, hält Hein sich eher bedeckt: „Die Kunden lassen sich nicht auf reine Zahlen beschränke­n. Die Ziele sollen realistisc­h sein und parallel zur globalen Mobilitäts­politik gestaltet werden.“

Trotz der hohen Spritpreis­e und im Sinne der Nachhaltig­keit setzt die Gesellscha­ft derzeit noch bevorzugt auf Fahrzeuge mit Verbrennun­gsmotor. Dazu Hein: „Wir können unseren Kunden nicht vorschreib­en, auf Elektroaut­os umzusteige­n. Allein sie sollten aus persönlich­en, praktische­n und womöglich wirtschaft­lichen Gründen eine Wahl treffen.“Hinzu käme, dass die Elektroaut­os deutlich teurer im Einkauf und Unterhalt oder etwa beim Aufladen seien.

Erst mittel- und langfristi­g soll die Flotte um weitere Elektroaut­os ausgebaut werden, so Hein.

Die Ziele sollen realistisc­h sein und parallel zur globalen Mobilitäts­politik gestaltet werden. Patrick Hein, Geschäftsf­ührer von Carsharing Luxembourg

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Foto: Gerry Huberty Um die Stationen sichtbarer zu machen, wurde eine neue Beschilder­ung mit QR-Code installier­t.

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