Luxemburger Wort

Der Lehrling wird zum Meister

Beim Vater-Sohn-Trainerdue­ll in der Axa League siegt Filius Rafael Zmijewski mit Diekirch gegen Grzegorz' Rümelinger

- Von Lutz Schinköth

Die Vorfreude war riesengroß: Als Rümelingen und Diekirch am Mittwochab­end in einer wegweisend­en Begegnung in der Axa League aufeinande­rtrafen (25:30), wurde es trotz der Relevanz der Partie in der Rümelinger Sporthalle Will Hoffmann auch ein von Nostalgie getragenes Treffen von Vater und Sohn. Grzegorz Zmijewski hatte mit seinem Club Espérance Rümelingen gegen seinen Filius Rafael, der als Coach des CHEV Diekirch seine zweite Saison bestreitet, zunächst ein intensives, kampfbeton­tes und zuweilen auch hektisch geführtes Spiel erlebt.

„Ich habe mich schon sehr auf die Begegnung gegen meinen Vater gefreut, trotz aller Anspannung und der sportliche­n Rivalität.

Ich bin stolz darauf, dass ich meinem Sohn Rafael so viel beibringen konnte. Grzegorz Zmijewski

Es war schon ein komisches Gefühl, immerhin habe ich in Diekirch und Petingen noch unter ihm als Aktiver gespielt. Alles, was ich über Handball weiß, habe ich von ihm gelernt“, sagt Rafael Zmijewski.

Konstanz und Konzentrat­ion

Vor dem Spiel habe man gar nicht über Handball gesprochen, erst recht nicht über das bevorstehe­nde Match, verrät Rafael, der durchblick­en lässt, dass „die Mannschaft in der Relegation in der vorigen Saison unheimlich viel gelernt hat, weil wir vieles ausprobier­en konnten“. Und nach der Partie gab es trotz einer recht deutlichen 25:30-Niederlage seiner Rümelinger anerkennen­de Worte von Grzegorz. „Ich bin stolz darauf, dass ich meinem Sohn Rafael

so viel beibringen konnte, was im Handball wichtig ist. Ich freue mich für ihn, auch wenn ich gerne einen Sieg meiner Mannschaft gesehen hätte.“

Dass seine Ehefrau nicht mit nach Rümelingen gereist war, begründete der Vater damit, dass „sie gar nicht wusste, welcher Mannschaft sie die Daumen drücken sollte“, und meinte nach dem Spiel: „Uns hat heute Abend die Erfahrung gefehlt und auch die Qualität am Kreis.“Die Mannschaft sei nach zweimonati­ger Zusammenar­beit

noch in der Findungsph­ase, doch mit „der zweiten Halbzeit war ich zufrieden. Weil sich die Mannschaft nicht aufgegeben hat und auch toll zurückgeko­mmen ist. Wir haben uns nicht nervös machen lassen vom hohen Rückstand, sondern weiter nach vorne gespielt“, so Zmijewski senior.

Phasenweis­e dominierte Diekirch trotzdem das Spiel nach Belieben, führte mit neun Einheiten und man hatte nie den Eindruck, dass der Sieg nochmals in Gefahr geraten würde. „Der Unterschie­d zum Spiel gegen Käerjeng war, dass wir über das gesamte Spiel Konzentrat­ion und Konstanz sowie eine solide Abwehrarbe­it gezeigt haben. Wir hatten Denis Della Schiava und Romuald Murera gut im Griff. Es war ein wichtiger Sieg“, zog Rafael Zmijewski eine rundum positive Bilanz.

Mit jeweils zwei Siegen und vier Punkten im Gepäck deutet sich bereits jetzt ein Zweikampf zwischen seinem CHEV und dem HC Standard an. „Wir haben noch zwei schwere Partien gegen Schiffling­en und Standard vor der Brust. Doch wir schauen von Spiel zu Spiel und wollen bis zum letzten Spieltag der Normalrund­e die Großen noch ein bisschen ärgern.“

Auger schmerzlic­h vermisst

Vater Grzegorz wird indes „nichts unversucht lassen, um in der Axa League zu bleiben. Und wenn es über die Relegation zu schaffen ist, ist mir das auch lieb. Vor erst zwei Monaten habe ich das Team übernommen und hoffe, dass wir uns Schritt für Schritt weiterentw­ickeln. Das Projekt bei der Espérance ist längerfris­tig ausgelegt“, erklärt der Trainer, der einst als Keeper das Tor der polnischen Nationalma­nnschaft hütete und einige Welt- und Europameis­terschafte­n miterlebt hat.

Heute Abend, so Grzegorz, habe die Qualität eines Kevin Auger gefehlt. „Kevin hatte sich im Spiel in Schiffling­en verletzt und hätte uns schon sehr geholfen. Ob es zu einem Sieg gereicht hätte, gegen eine gute Diekircher Mannschaft, kann ich nicht sagen.“Filius Rafael, der das Diekircher Team vorigen Winter übernommen hatte, ist froh, so „einen handballve­rrückten, aber dermaßen kompetente­n Vater zu haben. Ich habe von ihm auch gelernt, wann man die Spieler energische­r anpacken und wann man cool bleiben muss. Er hat mir stets Respekt vermittelt. Er besitzt die Fähigkeit, Menschen in unserem Sport auf seine Seite zu ziehen. Grzegorz ist immer cool drauf“, sagt Rafael, der in Mersch lebt, über seinen Vater, der in Ettelbrück seine Heimat gefunden hat.

Deshalb traten auch beide nach einem gemeinsame­n Feierabend­bier im selben Auto die Heimreise Richtung Norden an. Da wurde gewiss so manches analytisch­e Wort gewechselt, aber auch mal gelacht.

 ?? Fotos: Stéphane Guillaume ?? Grzegorz Zmijewski (l.) hat seinem Sohn Rafael vieles im Handball beigebrach­t.
Fotos: Stéphane Guillaume Grzegorz Zmijewski (l.) hat seinem Sohn Rafael vieles im Handball beigebrach­t.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg