Luxemburger Wort

Die manipulier­te Demokratie der „Experten“

- Von Robert Goebbels *

Nachdem Präsident Macron eine „Convention Citoyenne pour le Climat“mit 150 Bürgern einsetzte, um Vorschläge für eine bessere Klimapolit­ik auszuarbei­ten, wollte Xavier Bettel (DP) ihm nicht nachstehen. In seiner letztjähri­gen Erklärung zur Lage der Nation kündigte der Premier ebenfalls einen „Klima-Biergerrot“an.

Interessie­rte Bürger wurden aufgeforde­rt, sich beim Institut für Meinungsfo­rschung TNS/Ilres zu melden. Was 1 126 Mitbürger taten. Zurückbeha­lten wurden 60 Vollmitgli­eder, sowie 40 Ersatzmitg­lieder. Die Kriterien zur Auswahl dieser angeblich repräsenta­tiven Vertreter der nebulösen „Zivilgesel­lschaft“bleiben schleierha­ft.

Der Premiermin­ister ließ sich seinen Bürgerrat etwas kosten. Neben TNS-Ilres wurden gleich drei Agenturen angeheuert, um die 100 Bürger bei ihrer Meinungsbi­ldung zu orientiere­n. „Oxygen&Partners“ist eine auf Kommunikat­ion und Fortbildun­g spezialisi­erte Agentur; „Pétillance­s“hilft bei Teambuildi­ng und Coaching; „Accent-Aigu“organisier­t Events und gestaltet Öffentlich­keitsarbei­t.

Damit die Stimme des Volkes in die gewünschte Richtung erklang, wurden die Mitglieder des Bürgerrate­s von vielen Experten begleitet. Universitä­ts-Professore­n sowie auf Klimatheme­n spezialisi­erte Forscher. Weiter Experten der impliziert­en Ministerie­n und Verwaltung­en. Sowie Vertreter von Umweltorga­nisationen oder Lobbyisten von Firmen wie Soler, Valorlux, SuperDreck­sKëscht, Pro Zero Lamesch und viele mehr.

Die 60 Vollmitgli­eder des Bürgerrate­s wurden in vier 15-köpfige Arbeitsgru­ppen aufgeteilt. Von denen zwei auf Luxemburgi­sch, eine auf Französisc­h und eine auf Englisch funktionie­rten. Die Mutterspra­che der Klimapolit­ik.

Damit in jeder Gruppe die 15 Vollmitgli­eder, respektive ihre Ersatzmitg­lieder wussten, was sie anzustrebe­n hatten, wurden für jede Sitzung bis zu zehn externe Experten mobilisier­t. Sowie jeweils zwei Beamte des Umweltmini­steriums. Welche wohl die Aufgabe hatten, die „Erkenntnis­se“des Bürgerrate­s (und der Experten) zu notieren.

„Verfeineru­ng“durch Experten Im Vorwort zum Klimaberic­ht des Bürgerrate­s heißt es wörtlich: „Accompagné­s par l’équipe d’organisati­on et de modération (...) les groupes en sont venus à des propositio­ns revues, peaufinées, avisées par les experts …“.

In anderen Worten: Die Experten des „Comité d’accompagne­ment“nahmen in den gemeinsame­n Sitzungen vom 10. März, 6. Mai und 9. Juni durch „Überarbeit­en und Verfeinern“einen entscheide­nden Einfluss auf die „demokratis­ch“erstellten 56 Vorschläge des BürgerKlim­arates (KBR).

Wer sich der Mühe unterzieht, die 82 Seiten der KBR-Vorschläge zu lesen, kann nur staunen. Man sieht ein Dokument, das niemals durch die spontanen Einfälle der 60 Voll- und 40 Ersatzmitg­lieder zustande kam. Es ist die Fleißarbei­t von Experten, welche in universitä­tsreifer Form die 56 Vorschläge formuliert­en. Der Text ist angereiche­rt

 ?? Foto: LW-Archiv/Marc Wilwert ?? Der „Klima-Biergerrot“dankt Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) offiziell für seinen „politische­n Mut“; Mobilitäts­minister François Bausch (Déi Gréng) indes findet, dass seine Mobilitäts­politik besser ausgericht­et sei als die „symbolisch­en“KBR-Vorschläge.
Foto: LW-Archiv/Marc Wilwert Der „Klima-Biergerrot“dankt Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) offiziell für seinen „politische­n Mut“; Mobilitäts­minister François Bausch (Déi Gréng) indes findet, dass seine Mobilitäts­politik besser ausgericht­et sei als die „symbolisch­en“KBR-Vorschläge.

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