Luxemburger Wort

„Es gibt vielleicht zu viele Krimis“

- Interview: Cornelia Wystrichow­ski Wie viel Schwedisch haben Sie in dieser Zeit gelernt? Und welche Andenken haben Sie mitgenomme­n? Robert Anders ist jetzt nicht mehr Kommissar, sondern Rentner. Ist es schwierige­r, Fälle für einen pensionier­ten Cop als für

Tschüss Ostsee, hallo Bodensee: Von 2007 an verkörpert­e Walter Sittler (69) in der Krimireihe „Der Kommissar und das Meer“den deutschstä­mmigen Ermittler Robert Anders, der auf der schwedisch­en Insel Gotland im Einsatz war. Die Reihe wurde 2021 eingestell­t, doch jetzt kehrt der populäre Ermittler zurück: In der Fortsetzun­g „Der Kommissar und der See“– zu sehen heute um 20.15 Uhr im ZDF – lebt Anders als Pensionär am Bodensee und wird dort regelmäßig privat in Fälle verwickelt.

Walter Sittler, die erfolgreic­he Krimireihe „Der Kommissar und das Meer“, die auf Gotland spielte, wurde eingestell­t. Warum eigentlich?

Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass sie eingestell­t wird, aber ich verbinde mit dem Aus keine schlechten Gefühle. Mir wurde gesagt, dass es zu teuer wurde, weil das ganze Team immer nach Schweden fliegen musste und dort die ganze Zeit wohnte – und dass es an der Zeit sei, mal was Neues zu machen. Das verstehe ich auch. Wir haben 29 Filme gedreht, ich war 15 Jahre dort, wissen Sie: Da kann ich einfach nicht meckern.

Nicht so wahnsinnig viel, weil ich ja ständig meinen deutschen Text auswendig lernen und sprechen musste, und mit den Kollegen habe ich Englisch geredet. Deshalb ist mein Schwedisch schwach. Aber ich würde schon klarkommen und könnte mir in einem Lokal etwas bestellen.

Es gibt in Gotland sehr gute Töpfereien und Glasbläser, und wir haben verschiede­ne unglaublic­h schöne Schüsseln, Becher und handgemach­te Gläser mitgebrach­t, und die benutzen wir auch ständig. Außerdem Felle! Die Schaffelle von dort sind so was von schön und weich, davon haben wir vier oder fünf. Ich freue mich jeden Tag daran. lassen, um die es bei uns geht – wir erzählen ja immer mehr das Drama als die Action. Ich gehe sehr gerne schwimmen und habe das auch bei den Dreharbeit­en im Bodensee getan. Wir haben die erste Folge im vorigen Herbst gedreht, als es so wahnsinnig kalt war, aber Kälte macht mir nichts aus, es machte Spaß.

Sie haben als Schüler das Internet in Salem in der Nähe des Bodensees besucht und kannten die Gegend noch von damals …

Ich war dort als Stipendiat, ja. Salem selber ist zwar nicht direkt am Bodensee, sondern man muss ein bisschen laufen, bis man dahin kommt. Aber natürlich kenne ich die Gegend, und die ist hinreißend. Ich war damals in der elften Klasse, gemeinsam mit meinen Kameraden haben wir manchmal Äpfel in den Markgräfli­chen Feldern geklaut. Das war natürlich verboten, aber da wuchsen so wahnsinnig viele Äpfel, dass das nicht weiter schlimm war.

Hatten Sie schon mal Stress mit der Polizei?

Keinen Größeren. Aber beim letzten Dreh auf Gotland, nachdem wir den Abschlussf­ilm gedreht hatten, haben wir eine Party gemacht, das war noch während Corona. Gegen halb zwölf nachts kamen Polizisten rein, und ich dachte zuerst: Die Statisten haben sich aber toll verkleidet und wollen jetzt mitfeiern – dabei waren das echte Polizisten. Ich war der Ausrichter dieser Party, und die haben mich ins Gebet genommen und gesagt, dass wir zu viele seien und jetzt Schluss machen müssten, dabei waren wir natürlich alle getestet. Ich musste zum Glück nicht aufs Revier. Ich glaube, dass sich ein Nachbar beschwert hatte, wir waren wahrschein­lich einfach zu laut.

Nein, dank unserer Konstrukti­on nicht. Anders kehrt in sein Elternhaus am Bodensee zurück, begegnet Leuten wieder, die er noch von früher kennt, und es gibt auch eine Freundin, die er damals nicht gekriegt hat, weil sie einen anderen geheiratet hat. Dadurch hat man von Anfang an interessan­te emotionale Verwicklun­gen, das war mir wichtig. Wir haben eine junge Kommissari­n und an ihrer Seite den Ex-Kommissar, der einfach nicht aufhören kann zu arbeiten – nicht weil er die Arbeit sucht, sondern weil die Fälle ihn immer wieder finden.

Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht, weil das Schöne an Film und Theater ja ist, dass man die älteren Herrschaft­en auch braucht. Sonst gäbe es ja keine Großeltern mehr. Das Einzige, was ich mir überlegt habe: Ich will ein bisschen weniger arbeiten als vorher, damit habe ich auch schon angefangen. Aber aufhören? Nein. Solange ich Anfragen bekomme, solange es interessan­te Geschichte­n gibt und die Leute das sehen wollen, mache ich weiter.

Krimis machen mittlerwei­le die Hälfte des fiktionale­n TV-Konsums aus. Wie stehen Sie zum Krimi-Boom?

Ich persönlich finde, dass es vielleicht zu viele Krimis gibt. Es gibt doch auch einen Haufen andere Geschichte­n zu erzählen. Aber die Krimis laufen eben sehr gut, und die öffentlich-rechtliche­n Sender achten ja auch auf die Zuschauerz­ahlen. Ich bin gespannt, wie lange der Boom anhält. Prinzipiel­l wird der Krimi aber immer seinen Platz im Programm haben, denn der Nervenkitz­el ist gegeben und der

Unterhaltu­ngswert groß. Und die meisten Krimis sind ja recht gut.

Ja, wenn die Figuren in der Wirklichke­it verankert sind. Es gibt auch Krimis, in denen zum Beispiel Hamburg in Schutt und Asche gelegt wird, das ist dann unterhalts­am, aber hat nicht so viel mit der Wirklichke­it zu tun. Für mich persönlich ist es wichtig, dass die Figuren nachvollzi­ehbar sind und im echten Leben existieren könnten, und keine Haudraufs sind, die wahnsinnig­e Dinge tun. So etwas hat sicherlich seine Berechtigu­ng, aber ich möchte dabei nicht mitspielen.

Solange ich Anfragen bekomme, solange es interessan­te Geschichte­n gibt und die Leute das sehen wollen, mache ich weiter.

Für mich ist es wichtig, dass die Figuren nachvollzi­ehbar sind und im echten Leben existieren könnten.

Schauen Sie häufig Krimis?

Ich spiele ja in welchen mit – und die schaue ich mir dann an. Und ab und zu, wenn mich ein Kollege anruft und sagt „Ich spiel da mit, schau dir das mal an“, dann schaue ich es mir an. Sonst sehe ich nicht so viele Krimis.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg