Luxemburger Wort

Ekel vor dem Eindringli­ng

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Es war schon wieder ein lauter Schrei, der mich an einem frühen Samstagmor­gen aus dem Bett riss. Vom Ausschlafe­n am Wochenende war dann keine Rede mehr, als sich hinter der Wand im Nachbarzim­mer ein großes Getöse ankündigte. Später stellte es sich heraus, dass meine Tochter gerade gegen einen unerwartet­en Besuch in ihrem Zimmer kämpfte. Der Gast war eine Spinne, die offenbar am Tag zuvor durch das geöffnete Fenster in das Zimmer gekrabbelt war und in der Wärme übernachte­te. Genauso wie die Zehnjährig­e habe ich auch ein Problem mit den Achtbeiner­n, muss ich ehrlich gestehen. Denn diese Tiere gehören nicht zu meinen Sympathiet­rägern und ich ekele mich jedes Mal vor ihnen. Vielleicht geht diese Antipathie auf meine Kindheitse­rinnerunge­n zurück, als ich

Ich fing an, mein negatives Verhalten zu überdenken.

als Fünfjährig­e bei einem Waldspazie­rgang ungewollt gegen ein Spinnennet­z gelaufen war und die Spinne plötzlich auf meinem Gesicht saß. Die besonders negativen oder positiven Kindheitse­rlebnisse brennen sich bekanntlic­h für länger ins Gedächtnis.

Neulich fing ich an, mein negatives Verhalten gegenüber den für Menschen meistens harmlosen Tieren zu überdenken. Dem vorausgega­ngen war eine Sendung im Radio, während der ein Spinnenfor­scher ein Plädoyer für die Achtbeiner abgab und die Gründe der Phobie erläuterte.

Seitdem versuche ich meistens, wenn ich die Spinnen in unserer Wohnung entdecke, sie auch lebend nach draußen zu befördern. Doch läuft mir weiterhin ein Schauder über den Rücken, wenn ich über die seit Neustem in der Region verbreitet­e Nosferatu-Art lese oder Nachrichte­n über Bananenspi­nnen entdecke, die ihr Unwesen in Supermärkt­en treiben. Irina

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