Luxemburger Wort

Von Kirchen & Bergen

Weimerskir­chs Zukunft liegt auf dem Kuebebierg

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Glaubt man den Geschichts­schreibern, so geht der Stadtteil Weimerskir­ch auf das achte Jahrhunder­t zurück und ist somit älter als die Stadt Luxemburg, deren Ursprung man gemeinhin auf das Jahr 963 datiert. Gerne wird im Zusammenha­ng mit Weimerskir­ch auf eine historisch bedingte Besonderhe­it verwiesen.

Hier ist lange Zeit jene Sprache am Leben erhalten worden, die von den ehemaligen Bewohnern gesprochen wurde, dem Jéinesch. Es war die Sprache der „Lakerten, Lompekréim­er an Dëppegéiss­er“. Zu den wohl bekanntest­en Ausdrücken sind dabei wohl Knëff für junger Mann und Moss für eine Frau zu zählen. Und wenn jemand zu verstehen geben will, dass man still sein soll, so ist der entspreche­nde Ausdruck: „Kuff d’Schmull.“

Hauptquart­ier der Scouten

Ein auffällige­s Gebäude ist unten im Tal die „Géisserei“. Die ehemalige Gießerei hat am Ende des 20. Jahrhunder­ts ihren Betrieb eingestell­t. Sie wurde nach aufwendige­n Instandhal­tungsarbei­ten 2007 zum Sitz der Lëtzebuerg­er Guiden a Scouten. Am selben Ort entstand auch das sogenannte Chalet, was für das schlossähn­liche Gebäude wie ein Understate­ment klingt. Es bietet Übernachtu­ngsmöglich­keiten für bis zu 50 Personen, ist jedoch derzeit geschlosse­n wegen Renovierun­gsarbeiten, die infolge der Hochwasser­schäden des vergangene­n Jahres notwendig waren.

Grüne Lunge unten & oben

Das Kleinod des Viertels ist zweifelsoh­ne der Lavalspark. Entlang der Alzette ist er Erholungso­rt, Begegnungs­stätte und Bindeglied zwischen den Vierteln in einem. Auf der anderen Seite der Alzette ist man bereits in Eich und nach Süden hin gelangt man flugs nach Pfaffentha­l. Der nationale Fahrradweg PC1 (piste cyclable) verläuft quer durch die Grünanlage. Es ist selten, dass hier nichts los ist. Spaziergän­ger mit ihren Hunden, Eltern mit ihren Kindern oder Sportler an den Trimmgerät­en bieten ein buntgemisc­htes Publikum. Und irgendwie hat man den Eindruck, hier kennt jeder jeden, denn überall plaudern Leute miteinande­r.

Die Statistike­n scheinen dem Eindruck eines lebenswert­en Viertels recht zu geben, denn die Einwohnerz­ahl steigt unaufhalts­am. Auch wenn bis heute die Wohnhäuser sich im Tal konzentrie­ren, so besteht der größte Teil der Fläche des Viertels noch aus Wald und landwirtsc­haftlichen Flächen auf der Anhöhe des Kuebebierg und des Schleed. Der Märtesgron­d ist eine natürliche Trennlinie zum be

nachbarten Kirchberg, dessen Name wohl in Verbindung steht als der Berg über Weimerskir­ch.

Neues Wohnen auf dem Kuebebierg Allerdings dürfte sich in absehbarer Zukunft das Aussehen dieser höher gelegenen Flur ändern. Im Rahmen der Entwicklun­g des gesamten Plateaus sollen auch auf dem Kuebebierg knapp 2 500 Wohnungen entstehen. Die Anbindung dieses neuen Wohnvierte­ls erfolgt mit einer neuen Tramlinie, die derzeit K2 (Kirchberg 2) heißt. Die Arbeiten für die Trasse sollen möglichst 2025 beginnen.

Die Studien für die Brücke über den Märtesgron­n sind auf jeden Fall bereits ausgeschri­eben. Auch wenn dieses Projekt unter der Erschließu­ng des Kirchberg genannt wird, so befindet sich trotzdem der größte Teil der Fläche auf dem Gebiet von Weimerskir­ch. Der ursprüngli­che Dorfkern dürfte durch diese neue Entwicklun­g relativ unberührt bleiben. Ob die zukünftige­n Einwohner des neuen Viertels sich zu Weimerskir­ch zugehörig fühlen werden, steht jedoch auf einem anderen Blatt.

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