„Be imperfectly eco“
Mit nur wenigen Basishandgriffen der Vision „Zero Waste“einen Schritt näher kommen
791 Kilogramm. Das ist die Menge an Restmüll, die ein jeder Einwohner Luxemburgs im Durchschnitt jährlich verursacht. Damit liegen wir weit über dem EU-Durchschnitt von 502 Kilogramm (Quelle: ec.europa.eu/eurostat). Dabei ist ein Umdenken dringend notwendig. Denn noch nie wurde so viel produziert und gleichzeitig so viel entsorgt wie heute.
Die Berge an Abfall, die hauptsächlich aus Einwegprodukten und -verpackungen bestehen, sind für unseren Planeten längst nicht mehr tragbar. Müllverbrennung verursacht Energieaufkommen und Treibhausgase, Mülldeponien stoßen an ihre Grenzen. Das Problem ist allerdings nicht nur der vom Verbraucher entsorgte Restmüll an sich: Bereits die Herstellung jeglicher Güter verbraucht kostbare Ressourcen und ist mit aufwendigen, energieintensiven Produktionsprozessen verbunden – und dies wiederum mit dem Ausstoß jeder Menge CO2.
50 Jahre für 25 Minuten Zieht man in Betracht, dass eine Plastiktüte im Durchschnitt eine Verwendung von nur ca. 25 Minuten hat, für ihre Herstellung aber 80 Milliliter fossiles Erdöl benötigt werden, wird einem diese Ressourcenverschwendung erst so richtig bewusst. Die weltweite Plastiktütenproduktion setzt so jährlich 31 Millionen Tonnen CO2 frei – nur damit wir kurzzeitig unsere Einkäufe von A nach B transportieren können. Ähnlich sieht es mit anderen Einwegkunststoffprodukten,
-flaschen und -verpackungen aus. Und sie stellen noch eine zusätzliche Gefahr für Mensch und Tier dar: Gelangt Kunststoff in die Umwelt, braucht er, je nach Dicke, zwischen 50 und 500 Jahre, bis er sich vollständig zersetzt hat. Anschließend gelangt er in Form von Mikroplastik in unser empfindliches Ökosystem und richtet erheblichen Schaden an, landet im
Meer, in unseren Böden und schließlich in unserem Essen auf unseren Tellern.
Für Einsteiger
Wichtig ist jedoch, jetzt nicht gleich jeden Kunststoffbehälter zu verdammen. Wiederverwendbare Frischhaltekästen oder Ordnungssysteme für den Haushalt haben durchaus eine Daseinsberechtigung und werden in der Regel über Jahrzehnte verwendet. Nicht etwa so beim Einwegplastik. Auf ihn zu verzichten ist aber gar nicht so schwer, denn für jeden Kunststoffbehälter gibt es eine „grünere“Alternative. Besonders gegen den Verbrauch der bereits erwähnten Plastiktüten wurde in den letzten Jahren eine Menge unternommen. Fast überall sind heute die viel robusteren, recyclebaren Öko-Taschen erhältlich. Sie sind unzählige Male wiederverwendbar. Sind sie beschädigt, kann man sie in den Geschäften, die sie verkaufen, gegen ein neues Exemplar eintauschen. Stoffbeutel sind hier ebenfalls eine umweltschonende Alternative. Statt auf Plastikflaschen sollte außerdem auf Mehrwegglasflaschen zurückgegriffen werden. Sie können bis zu 50-mal wieder befüllt werden – sparen also 50 Plastikflaschen ein!
Für Fortgeschrittene Wenn es auch den wahrscheinlich größten Teil unserer Abfälle und auch das größte Problem für unsere Umwelt darstellt, sollte man sich bei der Abfallreduzierung nicht ausschließlich auf Plastik konzentrieren. Viel zu viele Lebensmittel landen ebenfalls tagtäglich im Müll, weil sie im Kühlschrank buchstäblich vergessen werden. Hauptgrund: wir kaufen zu viel und meist planlos ein, konsumieren aber oft lediglich das, was uns am besten schmeckt. Abhilfe schafft hier ein Wochenspeiseplan, nach dem man immer nur die Menge einkauft, die man benötigt, um die geplanten Menüs zuzubereiten. Zahlreiche Supermärkte und Läden unterstützen dies bereits, indem sie immer mehr lose Ware anbieten. In fast allen Fällen können Kunden eigene Behälter zum Einkaufen mitbringen und diese selbst, bzw. an der Theke füllen lassen. Ist dies nicht der Fall und kommt man nicht drum herum, größere Mengen zu kaufen, als man benötigt, lassen sich übrig gebliebene Lebensmittel etwa einkochen, tieffrieren oder anderweitig verwenden. So wird liegengebliebenes Obst zu leckerer Konfitüre oder gesunden Smoothies, aus Gemüse entsteht hausgemachte Brühe oder die Basis für Pastasoßen.
Zusatztipp für Gartenbesitzer: Küchen- und Gartenabfälle kompostieren. Der dabei entstehende Humus kann als Düngemittel für den eigenen Gemüsegarten eingesetzt werden.
Für Vollprofis
Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, sollte einen Blick auf seine Pflegeprodukte werfen. Shampoo, Duschgel, Conditioner: Wie viele Flaschen stehen in Ihrer Dusche herum? Auch sie gehören zu den Top-Müllverursachern in unseren Haushalten und beherbergen nicht selten synthetische Inhaltsstoffe und Mikroplastik. Gesünder, schonender und dreimal langlebiger sind feste Seifen und Shampoo-Bars. Sie beinhalten ätherische Öle und kommen auch ohne Verpackung aus. Auch unter Make-Up- und Hygieneartikel finden sich so einige Übeltäter. Abschminkpads und -tücher landen monatlich zu hunderten im Müll, wo doch ein feuchter Lappen oder auswaschbare Textilpads so viel praktischer sind. Damenhygieneartikel setzen dem Ganzen noch eins drauf: So verwendet eine Frau während ihrer Periode durchschnittlich etwa fünf Binden oder Tampons am Tag – also rund 30 pro Monat. Wer bereit ist, auf Menstruationstassen oder Stoffbinden umzusteigen, reduziert nicht nur seinen Periodenmüllberg, sondern spart dabei auch noch bares Geld. Erstere besteht meist aus medizinischem Silikon, kostet rund 20 Euro und ist viele Jahre wiederverwendbar, zweitere bestehen aus Baumwolle, Hanf oder anderem Stoff und können nach jedem Gebrauch gewaschen und ebenfalls wiederverwendet werden.
Re- & Upcycling
Lässt es sich nicht vermeiden, Dinge zu entsorgen, sollte man überlegen, ob man diese nicht weiterverarbeiten oder jemand anderem eine Freude damit machen kann. Zu klein gewordene Kleidungsstücke können weitervererbt, im Second-Hand verkauft oder etwa an Bedürftige gespendet werden. Andere Textilwaren können etwa zu Kuscheltieren oder Handtaschen weiterverarbeitet werden.
Mit diesen paar Hilfestellungen kann jeder von uns Tag für Tag etwas Gutes für die Umwelt tun. Und wenn es nur dort ist, wo es am wenigsten weh tut und es den kleinsten Aufwand kostet.