Luxemburger Wort

Seniorenma­gazin: Gezieltes Marketing oder Fürsorge?

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Ich habe gerade die Gratisbeil­age in der Tageszeitu­ng durchblätt­ert, und dabei sind mir so einige Überlegung­en in den Sinn gekommen. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass dieses Magazin auf Glanzpapie­r für Senioren, wohl nur allein dem Wohlergehe­n der Senioren dienen soll. Für mich als Senior, der noch zuhause lebt, ist der Weg zur Papiermüll­tonne nicht so weit, wo das Werbeblatt, schade um das Glanzpapie­r, auch hingehört.

Aber meine Gedanken beschäftig­en sich trotzdem mit der perfiden Strategie dieser Werbung, so wie übrigens alle Werbungen sind, aber hier extra für Senioren. Die Marketing Manager wissen wohl allzu gut, wo Geld zu holen ist? Anscheinen­d bei den Senioren, vor allem in Luxemburg, und hauptsächl­ich bei jenen, welche sich in Seniorenhe­imen die Zeit mit Spaß vertreiben lassen.

In diesem Heimen muss man ja schon Charakters­tärke aufbringen, um gegen diese gezielte Verführung des Marketings zu bestehen. Da wird ja nicht gekleckert mit Angeboten an die Seniorenge­sellschaft von A-Z.

Die Konsumbere­itschaft muss ja auch dort bedient werden, man gönnt sich ja sonst nichts, und was denkt sonst mein Zimmer- oder Tischnachb­ar. Und wir sind doch eine so erhabene Gesellscha­ft geworden, wo nur noch Konsum, Genießen und Wohlgefühl unsere neue Religion ist. Selbst neue Liebe im Alter wird noch hochstilis­iert.

Mir kommt es vor, wie wenn dieses psychologi­sche Marketing in diesem Magazin, nur darauf abzielt die Geldbeutel der Seniorenge­sellschaft zu erleichter­n. Man versucht die meist stockkonse­rvativen Sinne der Senioren doch noch aufzuweich­en mit diesen perfiden Methoden, indem man an den Wertvorste­llungen rüttelt.

Jetzt wo diese Klientel nicht mehr als Käufer für neue moderne Wohnprojek­te interessan­t ist, versucht man es eben noch hiermit im Seniorenhe­im. Nach dem Motto: „Es ist nie zu früh, sich was zu gönnen“. In solchen Heimeinric­htungen ist es ja auch noch schwerer als zuhause, sich diesem vorgebetet­en Konsumverh­alten zu entziehen!

Wer jetzt Schlechtes denkt, ich bin selbst ein Senior und kein Erbe eines Seniors.

Pol Sassel, Erpeldang/Wiltz

Dies ist eine Reaktion zur Beilage „Das Magazin – Senioren“vom 4. Oktober 2022.

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Foto: Shuttersto­ck

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