Luxemburger Wort

Ungarn bekämpft Währungskr­ise mit Notzins

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Um den freien Fall seiner Währung Forint zu stoppen, hat Ungarn neue Zinsen eingeführt, die einen erhebliche­n Aufschlag zum Leitzinsni­veau bieten. Dabei hatte die Notenbank in Budapest erst vor nicht einmal einem Monat entschiede­n, ihre aggressive Straffung der Geldpoliti­k zu beenden.

Am Freitag führte Ungarns Zentralban­k einen neuen Satz für Tageseinla­gen ein, der mit 18 Prozent fünf Prozentpun­kte über dem Basiszins liegt. Ministerpr­äsident Viktor Orban hatte seinen Finanzmini­ster und die Notenbank vorab gemahnt, die Inflation einzudämme­n.

Zeitlich begrenztes Instrument

Über ein neues 1-Tages-Swap-Instrument zur Bereitstel­lung von Fremdwähru­ngsliquidi­tät bietet Ungarn nun 17 Prozent Zinsen, wie Notenbank-Vize Barnabas Virag am Freitag in einer Videoschal­te mitteilte. Die Herausford­erungen für den Forint hätten „den Einsatz gezielter, zeitlich begrenzter Instrument­e“erfordert, hieß es in der Erklärung. „Eine Interventi­on war nötig“, so Barnabas Virag.

Nach der Ankündigun­g der Notenbank gewann der Forint zum Euro drei Prozent an Wert. Einen solchen Anstieg gab es seit 2011 nicht mehr. Der bisherige Wertverlus­t der ungarische­n Währung gegenüber dem Jahreswech­sel schrumpfte damit auf unter zwölf Prozent.

Ungebremst­e Dynamik

Angesichts steigenden Fremdwähru­ngsbedarfs zur Finanzieru­ng von Erdgasimpo­rten hatten Forint-Leerverkäu­fe die Landeswähr­ung am Donnerstag auf ein Rekordtief zum Euro gedrückt. Laut Virag drohte wegen der sich verstärken­den Dynamik beider Faktoren ein Teufelkrei­s, der das mittelfris­tige Ziel der Preisstabi­lität bedrohte.

Der Schritt bedeutet eine Rückkehr zu einer eher konvention­ellen Geldpoliti­k, nachdem die Währungshü­ter im vergangene­n Monat ein Ende der Zinserhöhu­ngen verkündet hatten. Der Schritt schreckte Anleger auf, da er mit einem Anstieg der Inflations­rate auf über 20 Prozent zusammenfi­el und für den Rest des Jahres eine weitere Preisbesch­leunigung erwartet wird. Die Zentralban­k strebt eine Inflations­rate von drei Prozent an. Bloomberg

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Foto: Getty images

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