Luxemburger Wort

Wenn der Frust der Uniformier­ten die Überhand gewinnt

- Von Steve Remesch

Luxemburg. Alles wird schlimmer: Das war unbestritt­en der Grundtenor der diesjährig­en Generalver­sammlung des Syndicat National de la Police Grand-ducale am Montagaben­d in Bartringen. Für die mit mehr als 2 500 Mitglieder­n größte Polizeigew­erkschaft Luxemburgs wird die Kriminalit­ät dramatisch­er, ebenso wie die Arbeitsbed­ingungen der Polizisten, die Ungerechti­gkeiten zwischen den Karriereeb­enen, das Vorgehen der Polizeimin­ister und die Einschnitt­e in die gewerkscha­ftlichen Freiheiten.

Minister Henri Kox (Déi Gréng) habe Dialog versproche­n, führe aber in allen Fragen nur einen Monolog und setze die Gewerkscha­ften vor vollendete Fakten, meinte etwa SNPGL-Generalsek­retärin Marlène Negrini. Bei den Verhandlun­gen werde von der Polizeifüh­rung indes systematis­ch gelogen, führt SNPGL-Präsident Pascal Ricquier vor. Ein Beispiel: das namentlich­e Organigram­m zu den Postes à responsabi­lité particuliè­res. Es habe immer geheißen, ein derartiges gebe es nicht.

Nun habe sich gezeigt, dass es bereits 2018 vom damaligen Minister für Innere Sicherheit Etienne Schneider als Arrêté ministerie­l verabschie­det wurde. Jetzt würde ein neues Organigram­m aufgestell­t und trotz der Bedenken aller Personalve­rtretungen in Bezug auf offene Fragen und Ungerechti­gkeiten durchgebox­t. Der vom Ministeriu­m zur Schlichtun­g genannte Experte sei der gleiche Mann, der das neue Papier habe durchsetze­n wollen. Ein Beamter, dem man zudem ernsthafte Ambitionen als Nachfolger

des derzeitige­n Generaldir­ektors nachsage.

Kox mit doppeltem Spiel

Polizeimin­ister Kox sei so dreist, dass er das Organigram­m bereits unterzeich­net habe, bevor der immer noch laufende Schlichtun­gsprozess durch sei, so Ricquier. Die Folge: 60 bis 80 Beamte müssten jetzt ihr Recht vor dem Verwaltung­sgericht einklagen. „Wenn so mit den Beamten verfahren wird, wird die Polizei nie funktionie­ren können“, stellt Ricquier fest.

Die Gewerkscha­ft habe eine Mediation angefragt, mit einer ersten Sitzung am 27. Oktober. Wer denke, dass man das auf die leichte Schulter nehmen könne, weil die Polizei ohnehin nicht streike, habe in dem Punkt vielleicht recht, meinte dazu der Erste Vizepräsid­ent des SNPGL, Marco Richard. „Aber niemand kann uns verbieten, zu demonstrie­ren“, so der Gewerkscha­fter.

Insgesamt sei die Stimmung in der Polizei sehr schlecht. Die Beamten seien ausgelaugt von unzähligen Überstunde­n und frustriert von der schlechten Organisati­on und desillusio­niert von fehlendem politische­m Willen für Veränderun­gen. Immer mehr Beamte würden deswegen den Polizeiapp­arat verlassen. Politische­r Schönwette­raktionism­us, wie beim Platzverwe­is „Light“, habe rein gar nichts gebracht. „Besonders nicht der Polizei“, meint Marco Richard. „Das schafft nur weitere Probleme.“

Ricquier empfiehlt den Polizisten deswegen, diese Verordnung nur mit Worten durchzuset­zen – und keinesfall­s mit Gewalt. Rezente Gerichtspr­ozesse könnten zudem dazu füh

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