Luxemburger Wort

Die ganze Familie ist im Volleyball-Einsatz

- Von Andrea Wimmer

Sie spielen, organisier­en und kümmern sich um andere. Für Lara, Yascha und Lena Wagner ist Volleyball mehr als Sport. Aber das gilt auch für die anderen Mitglieder der Familie, die das Herz des Volleyball­clubs CHEV Diekirch bildet. Das bedeutet vor allem viel Arbeit und manchmal auch große Freude. „Wir sind schon so lange dabei. Es ist eine Gemeinscha­ft“, sagt Lena Wagner, die Jüngste.

Viele Sportler sprechen davon, dass ihr Verein für sie wie eine Familie sei. Bei den Wagners stimmt das wirklich, sogar im wörtlichen Sinne. Der Club und seine Belange sind ein Dauerthema und machen auch vor dem Privatlebe­n nicht halt. „Wir reden oft abends beim Essen noch über Volleyball“, erzählt Lara Wagner, die mit 28 die älteste der Geschwiste­r ist.

Dass drei Schwestern in einem Frauenteam der Novotel Ligue gleichzeit­ig auf dem Feld stehen und Bruder Noah der ersten Männermann­schaft angehört, ist auch in Luxemburg nicht alltäglich. Dass das vollkommen harmonisch klappt, ist ebenfalls nicht selbstvers­tändlich. „Ich finde es schön, mit meinen Schwestern spielen zu können“, meint Kapitänin Yascha Wagner. Gezicke habe es wohl während der Pubertät mal gegeben, aber seither nicht mehr, so Lara: „Wir unterstütz­en uns gegenseiti­g. Volleyball ist auch etwas, das uns verbindet.“

Die CHEV-Frauen hatten es in den vergangene­n Jahren nicht leicht. Nachdem sie mehrere Saisons um den Meistertit­el gespielt hatten, ihn aber nie holten, brach die Mannschaft 2019 auseinande­r. Seither war es schwierig, einen ausreichen­d großen Kader zusammenzu­bekommen. „Eigentlich fangen wir jede Saison von vorne an“, meint Yascha Wagner. Vor allem die Spielzeit 2021/22 war wegen zahlreiche­r Ausfälle problemati­sch. Diekirch rettete den Klassenerh­alt im Barragespi­el gegen Esch.

In der aktuellen Saison sieht es wieder besser aus. Neu ins Team kamen Mittelbloc­kerin Nissi Bokungu vom Zweitdivis­ionär Amber-Lënster, die ukrainisch­e Annahmespi­elerin Ksenia Zuieva sowie Kata Gulyas und Epifania Borges für die LiberaPosi­tion. Demnächst stößt die US-Amerikaner­in Kyisha Hunt dazu. Die ersten beiden Spiele verlor Diekirch gegen die Favoriten Gym und Walferding­en. Am vergangene­n Wochenende gab es mit 3:0 gegen Aufsteiger Echternach den ersten Sieg.

Großvater als Vereinsgrü­nder

Angefangen hatte die Volleyball­tradition in Diekirch mit Großvater Claude Wagner, der den Verein 1968 zusammen mit seinem Bruder Carlo gegründet hatte. Claudes Sohn Patrick Wagner ist nun seit 20 Jahren Präsident, außerdem kümmert er sich als Technische­r Leiter um die Mannschaft­en – und wie seine Familie um alles, was sonst noch anfällt: Die Spielersuc­he zum Beispiel, das Ankleben der Sponsorenb­anner oder das Aufräumen nach den Spielen. Seine Töchter Lara und Yascha sind auch im Vorstand, Ehefrau Martine WagnerBack hilft ebenfalls mit.

Patrick Wagner war in Diekirch Spieler sowie Männer-, Jugend- und Frauentrai­ner. Zwischenze­itlich holte er in seiner aktiven Karriere mehrere Titel mit dem VC Mamer, er spielte zwölfmal im Europapoka­l und war Kapitän der Nationalma­nnschaft. Als seine beiden älteren Töchter mit Volleyball begannen, wurde er Jugendcoac­h. Gedrängt hat er sie nie. „Es hätte auch so kommen können, dass keines meiner Kinder Volleyball spielt. Irgendwann hat es sich so ergeben“, sagt er. Lara und Yascha waren zunächst begeistert­e Reiterinne­n gewesen, Noah spielte auch Handball.

Die heute 19-jährige Lena fand Volleyball hingegen schon als kleines Kind toll. „Mein Bruder und ich waren früher immer in der Halle und schauten uns die Spiele der Älteren an. Ich wollte immer spielen“, erzählt sie. Die Schülerin ist nach Ansicht der Schwestern auch die talentiert­este von ihnen. Sie war vier Saisons in der A-Nationalma­nnschaft, ehe ihr die Mehrfachbe­lastung zu viel wurde. Verletzung­en oder studienbed­ingte Auslandsau­fenthalte sind Gründe, aus denen die Geschwiste­r mal eine Weile auf Volleyball-Einsätze im Heimatvere­in verzichten (müssen). Gerade ist es Noah Wagner, der sein Studium in Lüneburg (D) beginnt und dann nicht mehr regelmäßig zum Training kommen kann.

Grundsätzl­ich aber bleibt die Familie dem CHEV treu. Das ist bei anderen Menschen immer seltener der Fall, findet Patrick Wagner. „Früher rückte eine Mannschaft enger zusammen, wenn der Verein in Schwierigk­eiten geriet. Heute ist es eher so, dass ein Team auseinande­rfällt, wenn eine Wolke am Himmel aufzieht“, so der Präsident. „Manchmal ist es enttäusche­nd, wenn man sich engagiert und andere das nicht wertschätz­en“, gibt Lara Wagner zu. „Aber dann gibt es wieder Momente mit Erfolgen und toller Stimmung. Sie motivieren zum Weitermach­en.“

Früher rückte eine Mannschaft enger zusammen, wenn der Verein in Schwierigk­eiten geriet. Heute ist es eher so, dass ein Team auseinande­rfällt, wenn eine Wolke am Himmel aufzieht. Patrick Wagner

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Foto: Christian Kemp Vater und Töchter: Patrick, Lena, Lara und Yascha Wagner (v.l.n.r.).

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