Die ganze Familie ist im Volleyball-Einsatz
Sie spielen, organisieren und kümmern sich um andere. Für Lara, Yascha und Lena Wagner ist Volleyball mehr als Sport. Aber das gilt auch für die anderen Mitglieder der Familie, die das Herz des Volleyballclubs CHEV Diekirch bildet. Das bedeutet vor allem viel Arbeit und manchmal auch große Freude. „Wir sind schon so lange dabei. Es ist eine Gemeinschaft“, sagt Lena Wagner, die Jüngste.
Viele Sportler sprechen davon, dass ihr Verein für sie wie eine Familie sei. Bei den Wagners stimmt das wirklich, sogar im wörtlichen Sinne. Der Club und seine Belange sind ein Dauerthema und machen auch vor dem Privatleben nicht halt. „Wir reden oft abends beim Essen noch über Volleyball“, erzählt Lara Wagner, die mit 28 die älteste der Geschwister ist.
Dass drei Schwestern in einem Frauenteam der Novotel Ligue gleichzeitig auf dem Feld stehen und Bruder Noah der ersten Männermannschaft angehört, ist auch in Luxemburg nicht alltäglich. Dass das vollkommen harmonisch klappt, ist ebenfalls nicht selbstverständlich. „Ich finde es schön, mit meinen Schwestern spielen zu können“, meint Kapitänin Yascha Wagner. Gezicke habe es wohl während der Pubertät mal gegeben, aber seither nicht mehr, so Lara: „Wir unterstützen uns gegenseitig. Volleyball ist auch etwas, das uns verbindet.“
Die CHEV-Frauen hatten es in den vergangenen Jahren nicht leicht. Nachdem sie mehrere Saisons um den Meistertitel gespielt hatten, ihn aber nie holten, brach die Mannschaft 2019 auseinander. Seither war es schwierig, einen ausreichend großen Kader zusammenzubekommen. „Eigentlich fangen wir jede Saison von vorne an“, meint Yascha Wagner. Vor allem die Spielzeit 2021/22 war wegen zahlreicher Ausfälle problematisch. Diekirch rettete den Klassenerhalt im Barragespiel gegen Esch.
In der aktuellen Saison sieht es wieder besser aus. Neu ins Team kamen Mittelblockerin Nissi Bokungu vom Zweitdivisionär Amber-Lënster, die ukrainische Annahmespielerin Ksenia Zuieva sowie Kata Gulyas und Epifania Borges für die LiberaPosition. Demnächst stößt die US-Amerikanerin Kyisha Hunt dazu. Die ersten beiden Spiele verlor Diekirch gegen die Favoriten Gym und Walferdingen. Am vergangenen Wochenende gab es mit 3:0 gegen Aufsteiger Echternach den ersten Sieg.
Großvater als Vereinsgründer
Angefangen hatte die Volleyballtradition in Diekirch mit Großvater Claude Wagner, der den Verein 1968 zusammen mit seinem Bruder Carlo gegründet hatte. Claudes Sohn Patrick Wagner ist nun seit 20 Jahren Präsident, außerdem kümmert er sich als Technischer Leiter um die Mannschaften – und wie seine Familie um alles, was sonst noch anfällt: Die Spielersuche zum Beispiel, das Ankleben der Sponsorenbanner oder das Aufräumen nach den Spielen. Seine Töchter Lara und Yascha sind auch im Vorstand, Ehefrau Martine WagnerBack hilft ebenfalls mit.
Patrick Wagner war in Diekirch Spieler sowie Männer-, Jugend- und Frauentrainer. Zwischenzeitlich holte er in seiner aktiven Karriere mehrere Titel mit dem VC Mamer, er spielte zwölfmal im Europapokal und war Kapitän der Nationalmannschaft. Als seine beiden älteren Töchter mit Volleyball begannen, wurde er Jugendcoach. Gedrängt hat er sie nie. „Es hätte auch so kommen können, dass keines meiner Kinder Volleyball spielt. Irgendwann hat es sich so ergeben“, sagt er. Lara und Yascha waren zunächst begeisterte Reiterinnen gewesen, Noah spielte auch Handball.
Die heute 19-jährige Lena fand Volleyball hingegen schon als kleines Kind toll. „Mein Bruder und ich waren früher immer in der Halle und schauten uns die Spiele der Älteren an. Ich wollte immer spielen“, erzählt sie. Die Schülerin ist nach Ansicht der Schwestern auch die talentierteste von ihnen. Sie war vier Saisons in der A-Nationalmannschaft, ehe ihr die Mehrfachbelastung zu viel wurde. Verletzungen oder studienbedingte Auslandsaufenthalte sind Gründe, aus denen die Geschwister mal eine Weile auf Volleyball-Einsätze im Heimatverein verzichten (müssen). Gerade ist es Noah Wagner, der sein Studium in Lüneburg (D) beginnt und dann nicht mehr regelmäßig zum Training kommen kann.
Grundsätzlich aber bleibt die Familie dem CHEV treu. Das ist bei anderen Menschen immer seltener der Fall, findet Patrick Wagner. „Früher rückte eine Mannschaft enger zusammen, wenn der Verein in Schwierigkeiten geriet. Heute ist es eher so, dass ein Team auseinanderfällt, wenn eine Wolke am Himmel aufzieht“, so der Präsident. „Manchmal ist es enttäuschend, wenn man sich engagiert und andere das nicht wertschätzen“, gibt Lara Wagner zu. „Aber dann gibt es wieder Momente mit Erfolgen und toller Stimmung. Sie motivieren zum Weitermachen.“
Früher rückte eine Mannschaft enger zusammen, wenn der Verein in Schwierigkeiten geriet. Heute ist es eher so, dass ein Team auseinanderfällt, wenn eine Wolke am Himmel aufzieht. Patrick Wagner