Luxemburger Wort

Problemsch­üler werden nicht einfach vor die Tür gesetzt

- Von Simone Molitor Symbolfoto: Shuttersto­ck

Gibt es in Luxemburg einen wesentlich­en Anstieg der Jugendkrim­inalität? In mehreren Medienberi­chten war zuletzt die Rede von einer besorgnise­rregenden Situation in den Schulen, weshalb das Phänomen nicht nur mehrere parlamenta­rische Fragen nach sich zog, sondern kürzlich auf Anfrage der ADR auf der Tagesordnu­ng eines gemeinsame­n ChamberAus­schusses (Justiz, Bildungswe­sen und Innere Sicherheit) stand.

Die zuständige­n Minister Sam Tanson, Claude Meisch und Henri Kox versichert­en, dass in den besagten Schulen reagiert worden sei. Unterdesse­n gaben Vertreter der Staatsanwa­ltschaft und der Polizei Auskunft und konkrete Lösungsans­ätze. In den Schulen sei beispielsw­eise daran erinnert worden, dass Fälle von Gewalt unter Jugendlich­en unbedingt den zuständige­n Behörden gemeldet werden müssten. Die Abteilung für Jugendschu­tz der Police Grand-Ducale habe zudem mehrere Ermittlung­en zu gemeldeten Fällen durchgefüh­rt. Eine der Schwierigk­eiten bestünde jedoch häufig darin, dass sich Opfer nicht trauen würden, sich zu äußern.

Zahl der Straftaten ist stabil

Das Zugeständn­is, dass die Zahl der Gewaltfäll­e tatsächlic­h gestiegen sei, wurde mit dem Hinweis relativier­t, dass auch die Bevölkerun­g gewachsen sei. Darüber hinaus würden die Menschen weniger zögern, beobachtet­e

Fälle zu melden, bemerkte ein Vertreter der Staatsanwa­ltschaft. Unterdesse­n sei aber die Zahl der Fälle, die tatsächlic­h als Straftat festgehalt­en wurden, in den letzten Jahren stabil geblieben.

Laut der Antwort von Bildungsmi­nister Claude Meisch (DP) auf eine frühere parlamenta­rische Frage des ADR-Abgeordnet­en Fred Keup seien im Schuljahr 2021/22 286 Disziplina­rräte in den Luxemburge­r Lyzeen einberufen worden. 209 Schüler wurden der Schule verwiesen. Als Grund wurde in einigen Fällen der Besitz von Waffen angeführt. Diese Informatio­n veranlasst­e den Abgeordnet­en dazu, erneut nachzuhake­n.

Sieben Schüler wegen Waffenbesi­tzes suspendier­t

Der Begriff „Waffe“beziehe sich auf die Definition im „Lycéesgese­tz“, nicht auf jene im Strafgeset­zbuch, präzisiert­e der Minister in seiner Antwort. Ein Beispiel: Messer. Laut Schulgeset­z gelten sie als gefährlich­e Objekte und dürfen nicht von Schülern mitgeführt werden. „Im vergangene­n Jahr sind sieben Schüler wegen des Besitzes solcher Objekte der Schule verwiesen worden“, so Meisch, der darauf hinwies, dass die Zahl über die letzten Jahre stabil geblieben sei. Es handele sich demnach nicht um ein neues Phänomen.

Im Falle eines Schulverwe­ises muss wegen der Schulpflic­ht unterdesse­n immer ein anderes Lyzeum gefunden werden, das den betreffend­en Schüler aufnimmt. Auch diesbezüg

lich wollte Keup genauere Details in Erfahrung bringen. Aus Datenschut­zgründen konnte der Minister allerdings nur mitteilen, welche Altersgrup­pen am meisten Ärger machen – die 14- bis 16-Jährigen, wobei die Jungs mit fast 80 Prozent klar überwiegen -, nicht aber aus welchen Schulen sie geflogen und in welchen sie danach aufgenomme­n wurden.

Von einem Lyzeum ins nächste weitergere­icht

Bei der Auswahl eines anderen passenden Lyzeums für die Betroffene­n würden gleich mehrere Faktoren in Betracht gezogen: die angestrebt­e schulische Laufbahn des Schülers, das schulische Angebot, die Anzahl der freien Plätze sowie die Distanz zur potenziell­en Schule. Bei wie vielen Schülern es sich um „Wiederholu­ngstäter“handele, die demnach bereits mehr als einen unfreiwill­igen Schulwechs­el hinter sich hätten, konnte Meisch nicht sagen. Er habe seine Dienste aber damit beauftragt, dies künftig enger zu verfolgen.

Bei schulpflic­htigen Schülern sei es derweil Aufgabe des Direktors, dafür zu sorgen, dass der Schüler eine Woche nach dem Verweis in einem neuen Schulgebäu­de eingeschri­eben ist, ließ der Bildungsmi­nister noch wissen.

Um gegen Schulabbrü­che vorzugehen, sei zudem eine genaue Prozedur ausgearbei­tet worden: Jeder der Schule verwiesene Schüler wird zwecks Gespräch an den „Service psycho-social et d’accompagne­ment scolaires“(SePAS) weitergele­itet, bevor er das Gebäude verlässt. „Dieses Gespräch bietet den Profession­ellen die Gelegenhei­t, den emotionale­n Zustand des Schülers, die psychosozi­alen Risiken und den Betreuungs­bedarf im Zusammenha­ng mit seinen Problemen zu bewerten“, erklärte Meisch und hob hervor, dass dieses Gespräch auch systematis­ch mit jedem Schüler geführt werde, der die Schule frühzeitig abbricht.

Handelt es sich um einen Schüler, der nicht mehr schulpflic­htig ist, sieht das Gesetz einen Termin mit ihm und seinen Eltern im „Centre psycho-social et d’accompagne­ment scolaires“(CePAS) vor, um herauszufi­nden, wo die Schwierigk­eiten liegen, und eine an die Bedürfniss­e angepasste Lösung vorzuschla­gen.

Angepasste Betreuung im Falle von Gewalt

War Gewalt im Spiel, wird diese Problemati­k in allen Fällen klar thematisie­rt, und es werden Pisten für eine adäquate Begleitung vorgeschla­gen, die im Lycée d’accueil umgesetzt werden. Der Direktor dieser Schule legt unterdesse­n die Bedingunge­n für die Aufnahme fest, beispielsw­eise, dass der Schüler von einem Mitarbeite­r des SePAS betreut wird, „der ihm helfen kann, sich seiner Ressourcen bewusst zu werden, und der auf die möglichen Risikofakt­oren, die identifizi­ert wurden, eingehen kann“, hieß es weiter in der Antwort.

Die SePAS-Abteilunge­n beider Lyzeen würden eng zusammenar­beiten, um günstige Bedingunge­n zur Integratio­n und Begleitung eines Schülers zu schaffen, der eine Gewalttat begangen hat. Auch der verantwort­liche Klassenleh­rer wird im Vorfeld über die Situation des Schülers und seine Problemati­k aufgeklärt.

Um die Prozeduren zur Handhabung von Gewaltsitu­ationen in den Schulen transparen­t und verständli­ch zu machen, sei ein „Dispositif bientraita­nce“vom CePAS ausgearbei­tet worden. Dieses Prävention­ssystem, das sich im Moment in der Pilotphase befindet, erlaube es Schülern zudem, Gewalttate­n einfach und sicher zu melden. „Das Ziel ist eine schnelle Betreuung von Opfern und eine adäquate Reaktion auf Gewalttate­n“, so der zuständige Minister.

Zwecks Prävention finden zudem in den Klassen verschiede­ne Methoden und Techniken Anwendung. „Espaces de paroles régulés“etwa ist ein geschützte­r Rahmen, der es den jungen Menschen erlaubt, ihre Emotionen frei zum Ausdruck zu bringen, wodurch letztlich Gewaltsitu­ationen verhindert werden sollen. Gleichzeit­ig sollen dem Urheber von Gewalt so die Konsequenz­en seines Verhaltens bewusst gemacht werden.

Schüler, die wegen Gewalttate­n auffällig wurden, sollen an einer neuen Schule durch eine angepasste Betreuung eine zweite Chance bekommen.

Der Direktor muss dafür sorgen, dass der schulpflic­htige Schüler eine Woche nach seinem Verweis an einer neuen Schule eingeschri­eben ist. Claude Meisch, Bildungsmi­nister

En 2016, une étudiante de la KULeuven avait été violée par son promoteur de mémoire lors d'un congrès à Barcelone. La semaine dernière, son agresseur a été condamné à la prison. Mais la ministre flamande Zuhal Demir (N-VA) a donné à cette affaire une publicité inattendue en estimant publiqueme­nt que l'université n’avait pas eu une réaction suffisamme­nt rapide. Elle a indiqué vouloir retenir un subside de 1,4 million d'euros auquel avait droit l'établissem­ent académique pour les cérémonies entourant ses 600 ans en 2025. La ministre Demir a dit ne pouvoir accepter «le silence assourdiss­ant du rectorat actuel». «Les personnes qui savaient ce qu'il s'était passé et se sont tues n'ont pas leur place dans le monde académique», s'est-elle justifiée.

L'université se défend

La KULeuven a expliqué aussitôt que la discrétion avait été de mise parce que les policiers l'avaient demandé afin de ne pas alerter le suspect et de ne pas nuire à l'enquête.

Depuis, on en sait plus sur le déroulemen­t des faits. Dans un premier temps, l'étudiante abusée n'avait pas porté plainte. Ce n'est que plus tard, ses parents ayant été avertis, qu'elle s'était présentée à la police. L'enquête avait alors débuté, aboutissan­t comme écrit ci-dessus à la condamnati­on du violeur.

Un commissair­e du gouverneme­nt vient de confirmer la bonne foi de l'institutio­n académique flamande. Celui-ci indique que «le fil rouge dans ce dossier a été la protection de la victime. (…) Le principe de confidenti­alité et la possibilit­é de rester anonyme sont pour moi essentiels dans ce type de dossiers. Le plaignant doit avoir l'impression que la confidenti­alité sera garantie, afin d'oser parler».

Des référents ou des cellules dédiés

La tournure prise par cette affaire a une vertu : elle démontre que le harcèlemen­t et les violences sexuelles sur les campus universita­ires ne restent plus sous les radars. C'est vrai pour les université­s flamandes comme pour leurs homologues francophon­es.

En 2021, des centaines de personnes avaient manifesté à plusieurs reprises aux portes de l'ULB, à Bruxelles. Un collectif féministe appelait au boycott des bars et discothèqu­es, accusant ce secteur d'inaction face aux agressions sexuelles. En juin dernier, un agent de sécurité d'un bar pointé pour son manque de prévention et de réaction a été condamné à 50 mois de prison ferme pour le viol d'une jeune femme de 20 ans. Il a décidé de faire appel.

Plus fondamenta­lement, Me Too a libéré la parole et obligé les université­s belges à réagir. Toutes ont mis en place un référent ou une cellule pour prendre en charge les dossiers de harcèlemen­t ou de violences sexuelles. Ces dernières, de l’avis des autorités académique­s, restent l’exception et doivent être traitées par la justice. L'université conseille dans ce cas à l’étudiant(e) abusé(e) de porter plainte et l'accompagne parfois jusqu'au commissari­at.

La question de l'égalité

L'essentiel des affaires de harcèlemen­t traitées concerne des rapports entre étudiants. Affaires de coeur, de sexe, d’amitiés contrariée­s, etc. Les université­s affirment que des professeur­s y sont rarement mêlés. Mais des cas existent. Quoi qu'il en soit, elles disent assumer désormais la gestion de ces relations destructri­ces et ont dégagé des moyens conséquent­s pour cela. Autre conséquenc­e du mouvement Me Too : la prise de conscience que les femmes n'avaient pas jusqu'ici les mêmes chances que les hommes dans la carrière académique. Des initiative­s ont été prises depuis à différents niveaux pour en finir avec le «plafond de verre» qui les empêche de gravir les échelons. Mais, de l'avis général, il faudra encore beaucoup de temps pour arriver à l'égalité homme-femme.

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Photo: Shuttersto­ck De nombreux signalemen­ts et témoignage­s de harcèlemen­t sexuel ont secoué les université­s belges, francophon­es et flamandes, ces dernières années, à la faveur du mouvement «Me Too».

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