Problemschüler werden nicht einfach vor die Tür gesetzt
Gibt es in Luxemburg einen wesentlichen Anstieg der Jugendkriminalität? In mehreren Medienberichten war zuletzt die Rede von einer besorgniserregenden Situation in den Schulen, weshalb das Phänomen nicht nur mehrere parlamentarische Fragen nach sich zog, sondern kürzlich auf Anfrage der ADR auf der Tagesordnung eines gemeinsamen ChamberAusschusses (Justiz, Bildungswesen und Innere Sicherheit) stand.
Die zuständigen Minister Sam Tanson, Claude Meisch und Henri Kox versicherten, dass in den besagten Schulen reagiert worden sei. Unterdessen gaben Vertreter der Staatsanwaltschaft und der Polizei Auskunft und konkrete Lösungsansätze. In den Schulen sei beispielsweise daran erinnert worden, dass Fälle von Gewalt unter Jugendlichen unbedingt den zuständigen Behörden gemeldet werden müssten. Die Abteilung für Jugendschutz der Police Grand-Ducale habe zudem mehrere Ermittlungen zu gemeldeten Fällen durchgeführt. Eine der Schwierigkeiten bestünde jedoch häufig darin, dass sich Opfer nicht trauen würden, sich zu äußern.
Zahl der Straftaten ist stabil
Das Zugeständnis, dass die Zahl der Gewaltfälle tatsächlich gestiegen sei, wurde mit dem Hinweis relativiert, dass auch die Bevölkerung gewachsen sei. Darüber hinaus würden die Menschen weniger zögern, beobachtete
Fälle zu melden, bemerkte ein Vertreter der Staatsanwaltschaft. Unterdessen sei aber die Zahl der Fälle, die tatsächlich als Straftat festgehalten wurden, in den letzten Jahren stabil geblieben.
Laut der Antwort von Bildungsminister Claude Meisch (DP) auf eine frühere parlamentarische Frage des ADR-Abgeordneten Fred Keup seien im Schuljahr 2021/22 286 Disziplinarräte in den Luxemburger Lyzeen einberufen worden. 209 Schüler wurden der Schule verwiesen. Als Grund wurde in einigen Fällen der Besitz von Waffen angeführt. Diese Information veranlasste den Abgeordneten dazu, erneut nachzuhaken.
Sieben Schüler wegen Waffenbesitzes suspendiert
Der Begriff „Waffe“beziehe sich auf die Definition im „Lycéesgesetz“, nicht auf jene im Strafgesetzbuch, präzisierte der Minister in seiner Antwort. Ein Beispiel: Messer. Laut Schulgesetz gelten sie als gefährliche Objekte und dürfen nicht von Schülern mitgeführt werden. „Im vergangenen Jahr sind sieben Schüler wegen des Besitzes solcher Objekte der Schule verwiesen worden“, so Meisch, der darauf hinwies, dass die Zahl über die letzten Jahre stabil geblieben sei. Es handele sich demnach nicht um ein neues Phänomen.
Im Falle eines Schulverweises muss wegen der Schulpflicht unterdessen immer ein anderes Lyzeum gefunden werden, das den betreffenden Schüler aufnimmt. Auch diesbezüg
lich wollte Keup genauere Details in Erfahrung bringen. Aus Datenschutzgründen konnte der Minister allerdings nur mitteilen, welche Altersgruppen am meisten Ärger machen – die 14- bis 16-Jährigen, wobei die Jungs mit fast 80 Prozent klar überwiegen -, nicht aber aus welchen Schulen sie geflogen und in welchen sie danach aufgenommen wurden.
Von einem Lyzeum ins nächste weitergereicht
Bei der Auswahl eines anderen passenden Lyzeums für die Betroffenen würden gleich mehrere Faktoren in Betracht gezogen: die angestrebte schulische Laufbahn des Schülers, das schulische Angebot, die Anzahl der freien Plätze sowie die Distanz zur potenziellen Schule. Bei wie vielen Schülern es sich um „Wiederholungstäter“handele, die demnach bereits mehr als einen unfreiwilligen Schulwechsel hinter sich hätten, konnte Meisch nicht sagen. Er habe seine Dienste aber damit beauftragt, dies künftig enger zu verfolgen.
Bei schulpflichtigen Schülern sei es derweil Aufgabe des Direktors, dafür zu sorgen, dass der Schüler eine Woche nach dem Verweis in einem neuen Schulgebäude eingeschrieben ist, ließ der Bildungsminister noch wissen.
Um gegen Schulabbrüche vorzugehen, sei zudem eine genaue Prozedur ausgearbeitet worden: Jeder der Schule verwiesene Schüler wird zwecks Gespräch an den „Service psycho-social et d’accompagnement scolaires“(SePAS) weitergeleitet, bevor er das Gebäude verlässt. „Dieses Gespräch bietet den Professionellen die Gelegenheit, den emotionalen Zustand des Schülers, die psychosozialen Risiken und den Betreuungsbedarf im Zusammenhang mit seinen Problemen zu bewerten“, erklärte Meisch und hob hervor, dass dieses Gespräch auch systematisch mit jedem Schüler geführt werde, der die Schule frühzeitig abbricht.
Handelt es sich um einen Schüler, der nicht mehr schulpflichtig ist, sieht das Gesetz einen Termin mit ihm und seinen Eltern im „Centre psycho-social et d’accompagnement scolaires“(CePAS) vor, um herauszufinden, wo die Schwierigkeiten liegen, und eine an die Bedürfnisse angepasste Lösung vorzuschlagen.
Angepasste Betreuung im Falle von Gewalt
War Gewalt im Spiel, wird diese Problematik in allen Fällen klar thematisiert, und es werden Pisten für eine adäquate Begleitung vorgeschlagen, die im Lycée d’accueil umgesetzt werden. Der Direktor dieser Schule legt unterdessen die Bedingungen für die Aufnahme fest, beispielsweise, dass der Schüler von einem Mitarbeiter des SePAS betreut wird, „der ihm helfen kann, sich seiner Ressourcen bewusst zu werden, und der auf die möglichen Risikofaktoren, die identifiziert wurden, eingehen kann“, hieß es weiter in der Antwort.
Die SePAS-Abteilungen beider Lyzeen würden eng zusammenarbeiten, um günstige Bedingungen zur Integration und Begleitung eines Schülers zu schaffen, der eine Gewalttat begangen hat. Auch der verantwortliche Klassenlehrer wird im Vorfeld über die Situation des Schülers und seine Problematik aufgeklärt.
Um die Prozeduren zur Handhabung von Gewaltsituationen in den Schulen transparent und verständlich zu machen, sei ein „Dispositif bientraitance“vom CePAS ausgearbeitet worden. Dieses Präventionssystem, das sich im Moment in der Pilotphase befindet, erlaube es Schülern zudem, Gewalttaten einfach und sicher zu melden. „Das Ziel ist eine schnelle Betreuung von Opfern und eine adäquate Reaktion auf Gewalttaten“, so der zuständige Minister.
Zwecks Prävention finden zudem in den Klassen verschiedene Methoden und Techniken Anwendung. „Espaces de paroles régulés“etwa ist ein geschützter Rahmen, der es den jungen Menschen erlaubt, ihre Emotionen frei zum Ausdruck zu bringen, wodurch letztlich Gewaltsituationen verhindert werden sollen. Gleichzeitig sollen dem Urheber von Gewalt so die Konsequenzen seines Verhaltens bewusst gemacht werden.
Schüler, die wegen Gewalttaten auffällig wurden, sollen an einer neuen Schule durch eine angepasste Betreuung eine zweite Chance bekommen.
Der Direktor muss dafür sorgen, dass der schulpflichtige Schüler eine Woche nach seinem Verweis an einer neuen Schule eingeschrieben ist. Claude Meisch, Bildungsminister
En 2016, une étudiante de la KULeuven avait été violée par son promoteur de mémoire lors d'un congrès à Barcelone. La semaine dernière, son agresseur a été condamné à la prison. Mais la ministre flamande Zuhal Demir (N-VA) a donné à cette affaire une publicité inattendue en estimant publiquement que l'université n’avait pas eu une réaction suffisamment rapide. Elle a indiqué vouloir retenir un subside de 1,4 million d'euros auquel avait droit l'établissement académique pour les cérémonies entourant ses 600 ans en 2025. La ministre Demir a dit ne pouvoir accepter «le silence assourdissant du rectorat actuel». «Les personnes qui savaient ce qu'il s'était passé et se sont tues n'ont pas leur place dans le monde académique», s'est-elle justifiée.
L'université se défend
La KULeuven a expliqué aussitôt que la discrétion avait été de mise parce que les policiers l'avaient demandé afin de ne pas alerter le suspect et de ne pas nuire à l'enquête.
Depuis, on en sait plus sur le déroulement des faits. Dans un premier temps, l'étudiante abusée n'avait pas porté plainte. Ce n'est que plus tard, ses parents ayant été avertis, qu'elle s'était présentée à la police. L'enquête avait alors débuté, aboutissant comme écrit ci-dessus à la condamnation du violeur.
Un commissaire du gouvernement vient de confirmer la bonne foi de l'institution académique flamande. Celui-ci indique que «le fil rouge dans ce dossier a été la protection de la victime. (…) Le principe de confidentialité et la possibilité de rester anonyme sont pour moi essentiels dans ce type de dossiers. Le plaignant doit avoir l'impression que la confidentialité sera garantie, afin d'oser parler».
Des référents ou des cellules dédiés
La tournure prise par cette affaire a une vertu : elle démontre que le harcèlement et les violences sexuelles sur les campus universitaires ne restent plus sous les radars. C'est vrai pour les universités flamandes comme pour leurs homologues francophones.
En 2021, des centaines de personnes avaient manifesté à plusieurs reprises aux portes de l'ULB, à Bruxelles. Un collectif féministe appelait au boycott des bars et discothèques, accusant ce secteur d'inaction face aux agressions sexuelles. En juin dernier, un agent de sécurité d'un bar pointé pour son manque de prévention et de réaction a été condamné à 50 mois de prison ferme pour le viol d'une jeune femme de 20 ans. Il a décidé de faire appel.
Plus fondamentalement, Me Too a libéré la parole et obligé les universités belges à réagir. Toutes ont mis en place un référent ou une cellule pour prendre en charge les dossiers de harcèlement ou de violences sexuelles. Ces dernières, de l’avis des autorités académiques, restent l’exception et doivent être traitées par la justice. L'université conseille dans ce cas à l’étudiant(e) abusé(e) de porter plainte et l'accompagne parfois jusqu'au commissariat.
La question de l'égalité
L'essentiel des affaires de harcèlement traitées concerne des rapports entre étudiants. Affaires de coeur, de sexe, d’amitiés contrariées, etc. Les universités affirment que des professeurs y sont rarement mêlés. Mais des cas existent. Quoi qu'il en soit, elles disent assumer désormais la gestion de ces relations destructrices et ont dégagé des moyens conséquents pour cela. Autre conséquence du mouvement Me Too : la prise de conscience que les femmes n'avaient pas jusqu'ici les mêmes chances que les hommes dans la carrière académique. Des initiatives ont été prises depuis à différents niveaux pour en finir avec le «plafond de verre» qui les empêche de gravir les échelons. Mais, de l'avis général, il faudra encore beaucoup de temps pour arriver à l'égalité homme-femme.